Ehrennadel der Stadt Weißenfels Ehrennadel der Stadt Weißenfels: Nicht ohne Schirmmütze
langendorf/MZ - Die Schirmmütze. „Ja, die Schirmmütze ist schon irgendwie mein Markenzeichen“, gibt Frank Anacker zu. Und so steht der 48-Jährige auch an diesem milden Herbsttag nicht ohne Kopfbedeckung auf dem Platz des Langendorfer Sportvereins Grün-Weiß. Um ihn herum wuseln vierjährige Jungen und versuchen Fußball zu spielen. „Spiel’ ab zu deinem Kumpel, nicht so eigensinnig“, Onkel Frank, wie ihn die Jungs nennen, hat die Sache im Griff. „Es geht um den Spaß“, wird er wenig später auf der Bank am Spielfeldrand sagen. Da macht es auch überhaupt nichts, wenn einer der Kleinen den Ball mal kurz in die Hand nimmt. Spaß macht es auch, wenn eine Miniausgabe des WM-Torschützen Mario Götze das Leder lässig am einigermaßen schläfrigen Tormann vorbei ins Netz schiebt.
"Ehrung bedeutet mir viel"
Die Eltern am Spielfeldrand amüsieren sich und Frank Anacker ist so in seinem Element, dass er an diesem Tag sogar die Zeit für das Trainingsende vergisst. Bei den Kindern ist Onkel Frank längst eine Institution. Seit mehr als zwanzig Jahren trainiert der gebürtige Langendorfer, der bis 1992 selbst aktiv Fußball gespielt hat, den Nachwuchs. Es ist dieses unermüdliche ehrenamtliche Engagement, für das er beim diesjährigen Schlossfest mit der Ehrennadel der Stadt Weißenfels ausgezeichnet wurde. „Diese Ehrung bedeutet mir schon sehr viel. Man sieht, dass der Einsatz anerkannt wird“, meint Anacker und fügt sogleich hinzu: „Ich würde es auch ohne Auszeichnung weiter machen.“
Heute betreut Anacker, der im Kraftwerk Wählitz als Meister im Schichtdienst tätig ist, rund zwanzig Kinder bis zu sechs Jahren auf dem Fußballplatz. Andere Ehrenamtler übernehmen den Trainingsbetrieb für die Älteren. „Es wäre schön, wenn sich unter den Eltern der eine oder andere finden würde, der uns bei der Betreuung noch ein wenig unterstützt“, sagt Anacker. Eine Trainerlizenz sei dafür nicht unbedingt Voraussetzung. Dienstags und donnerstags steht er selbst jeweils mehrere Stunden auf dem Sportplatz von Grün-Weiß Langendorf.
Alljährlich zum Neujahrsempfang und anlässlich des Schlossfestes Ende August zeichnet die Stadt verdiente Bürger mit der Ehrennadel aus. Der Würdigung geht ein entsprechender Beschluss im Stadtrat voraus.
In diesem Jahr wurden insgesamt vier Männer mit der Ehrennadel ausgezeichnet.
Auf dem Neujahrsempfang im Januar waren das Klaus-Peter Adler für sein Engagement beim Deutschen Roten Kreuz, Gerhard Dallmeier, langjähriges Mitglied des Schachklubs Roland und Armin Reitmann für seinen ehrenamtlichen Einsatz für den Mitteldeutschen Basketball Club.
Auf dem diesjährigen Schlossfest durfte Frank Anacker aus Langendorf als einziger die Ehrennadel der Stadt in Empfang nehmen.
„Wir bleiben so lange wie möglich draußen an der frischen Luft. Im Winter geht’s in die Halle“, erzählt Anacker. Am Wochenende fährt er dann mit dem Nachwuchs nicht selten zu Spielen oder Turnieren. „Doch wir spielen mit den Kindern nicht nur Fußball“, betont der 48-Jährige. Eine Ferienfahrt, zum Beispiel nach Kretzschau, oder das Lagerfeuer am Jahresende stehen mittlerweile fest auf dem Programm. Manchmal nimmt Frank Anacker Kinder auch mit, wenn er seinem Hobby, dem Angeln, frönt.
Doch damit ist der ehrenamtliche Einsatz des Langendorfer Urgesteins längst nicht erschöpft. „Wir müssen doch was tun für den Nachwuchs“ - das dachte sich der Vater zweier heute erwachsener Kinder bereits im Jahr 2006. Dankbar war er schon damals dafür, dass seine Ehefrau Annett, selbst einmal als Schiedsrichterin aktiv, immer viel Verständnis für seine ungezählten ehrenamtlichen Stunden aufgebracht hat. Auch deshalb konnte Frank Anacker schließlich die Idee von einem Kinderturnclub in Langendorf in die Tat umsetzen.
B-Lizenz als Turnlehrer
Heute treffen sich rund 70 Mädchen und Jungen einmal in der Woche in drei Gruppen zum Turnen: Die Jüngsten sind drei bis vier Jahre alt, die Ältesten gehen in die 1. bis 4. Klasse. „Wir arbeiten eng mit der Langendorfer Grundschule und der Kindertagesstätte zusammen“, berichtet Frank Anacker, der mittlerweile die B-Lizenz als Trainer im Kinderturnen in der Tasche hat - als einziger im Burgenlandkreis, wie er betont.
Während sich der Langendorfer an der Basis engagiert, sieht er den bezahlten Fußball durchaus kritisch. „Oben werden die Millionen nur so ausgegeben, unten aber reicht es oft vorn und hinten nicht“, beklagt Anacker, Träger der Ehrennadel des Deutschen Fußballbundes. Als Entwicklung in die richtige Richtung empfindet er es deshalb, wenn jetzt etwas Geld an den ersten Verein wieder zurückkommt, wenn ein Spieler irgendwann oben in einer Profimannschaft angekommen ist. Immerhin werden die Grundlagen ganz unten gelegt. Von nimmermüden Geistern wie Frank Anacker - mit oder ohne Schirmmütze.