Droyßiger-Zeitzer Forst Droyßiger-Zeitzer Forst: Amt nimmt einem Hof 21 Pferde weg

Weißenfels/Zeitz/MZ. - 21 Pferde hat das Veterinäramt am Mittwochvormittag einer Tierhalterin weggenommen. Müde, ungepflegt, abgemagert sollen sie aussehen. „Ihre Pflege und Ernährung war mangelhaft bis sehr mangelhaft“, begründet Amtstierärztin Andrea Krüger die aufwendige Aktion, die schnell Ortsgespräch wurde. Denn ein Pferdetransport dieser Größenordnung und unter Absicherung der Polizei fällt in dem Dorf des Droyßiger-Zeitzer Forstes auf, wenngleich es dort bereits seit zehn Jahren den landwirtschaftlichen Betrieb mit Pferdezucht gibt.
Chefin streitet Vorwürfe ab
„Völlig überzogen, ungerechtfertigt und unrechtmäßig“, bezeichnet die Chefin des Hofes das Vorgehen des Amtes. Nach den bereits seit Jahren eingehenden Beschwerden von Bürgern, den tierschutzrechtlichen Kontrollen und daraufhin erteilten Auflagen, denen gar nicht oder nicht ausreichend nachgekommen worden sein soll, „ist der Schritt nun unabwendbar gewesen“, sagt Krüger. Sie verweist auf ein seit dem Sommer laufendes Verwaltungsverfahren, in dem die Tierhalterin auch die Möglichkeit genutzt hat, Widerspruch einzulegen. Doch am Ende hat das Landesverwaltungsamt den Bescheid des Veterinäramtes des Landkreises noch verschärft und dem Betrieb ein generelles Pferdehaltungsverbot ausgesprochen.
Tiere werden auf anderem Hof gepflegt
„Bis zum 31. Dezember lief meine Frist, den Pferdebestand zu reduzieren“, sagt die Chefin des betroffenen Zuchtbetriebes. Sie meint, ungerecht behandelt zu werden und unrechtmäßig in einer Zeit überfahren worden zu sein, wo Weihnachtsfrieden herrschen sollte. „Jetzt ist mal Weihnacht für die Pferde, nun werden sie artgerecht gehalten, haben Platz, sich zu bewegen, saubere Boxen, das richtige und ausreichend Futter, Heu und Stroh“, sieht Krüger das Ziel für die Tiere erreicht. Die Fohlen, Stuten und Hengste verschiedener Rassen se - laut Veterinäramt im Alter zwischen ein und 17 Jahren - werden nun im Auftrag der Behörde und damit zunächst auf Kosten des Landkreises erst einmal vier Wochen auf einem anderen Hof gepflegt, sollen dort zur Ruhe kommen und begutachtet werden.
"Nicht einsichtig"
Am Ende wird wohl ihr Verkauf oder eine dauerhaft andere Unterbringung stehen, vermutet Krüger. Wann das Ende erreicht ist, wagt die Amtstierärztin aber noch nicht zu sagen. Der Betrieb, wo die Tiere bisher standen, wird die Kosten für die Pflege auf dem fremden Hof tragen müssen. Diese würden vom Landkreis nur vorgeschossen, um den Tieren längeres Leid zu ersparen. Krüger rechnet nach dem Widerspruchsverfahren seitens der Tierhalterin nun mit einer Klage gegen die Tierwegnahme und das Pferdehaltungsverbot. „Die Frau ist nicht einsichtig“, so ihre Erfahrung aus der Vergangenheit, wo das Amt noch darauf gedrängt habe, auf dem Hof etwas zu verändern.
„Die Tiere hatten es bei mir gut; jetzt wird es einigen schlecht gehen, weil sie krank sind und niemand nach den Medikamenten gefragt hat“, befürchtet die Pferdezüchterin das Schlimmste. Sie gibt an, dass die Pferde teilweise so schlecht aussehen, weil sie schon alt - bis zu 27 Jahre - seien. Sie, die Tierheilkundlerin und Studentin der Veterinärmedizin sei, nehme sich auch solcher Kreaturen an. Den Auflagen des Amtes sei sie zudem schon nachgekommen, habe neun ihrer einst 30 Tiere verkauft.
Spuren extremer Vernachlässigung
Käufer waren es aber auch, die wiederholt Tierschützer zur Unterstützung geholt haben. Der BoerdeTiere e.V. hat Anzeige erstattet, nachdem er die Geschöpfe auf dem Hof gesehen hat. Selbst die Hunde, die über den Zaun gesichtet worden waren, hätten vernachlässigt ausgesehen, sagt Janine Neuberg. „Wir kamen nicht auf das Gestüt, haben aber einen der gerade verkauften Junghengste in Augenschein nehmen können. Der wies Spuren extremer Vernachlässigung auf, war abgemagert und unter dem Fell war die Haut kaputt. Starker Urin- und Kotgeruch ging von ihm aus“, schildert die stellvertretende Vereinsvorsitzende ihre Eindrücke.
„Die Tierhalterin wird sich wegen des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz verantworten müssen“, zeigt sich Krüger sicher. Sie zeigt sich erleichtert, den folgenschweren Schritt der Tierwegnahme durchgesetzt zu haben, weil sie auf dem Hof, wo die Tiere nun eingestallt sind, habe erkennen können, wie die Pferde jetzt auflebten.