"Dreggsagg als Auszeichnung" "Dreggsagg als Auszeichnung": Michl Müller tritt am 13. Oktober im Kulturhaus Weißenfels auf

Weißenfels - Als „Dreggsagg“ bezeichnet sich der Kabarettist Michl Müller. Mit seinem aktuellen Programm „Ausfahrt freihalten“ macht der 44-Jährige aus Bad Kissingen am 13. Oktober Station im Weißenfelser Kulturhaus. Dabei zerreißt er sich sein freches fränkisches Mundwerk sowohl über die große Politik als auch über die kleinen Ärgernisse des Alltages. MZ-Reporter Jan Iven hat ihm die wirklich ganz wichtigen Fragen im Leben gestellt.
Sie preisen sich selbst als „Dreggsagg“ an und haben sich das Wort sogar schützen lassen. Warum dass denn, bitte schön?
Müller: Ein „Dreggsagg“ ist ja kein gemeiner Dreckssack, sondern vielmehr ein schlaues Schlitzohr. Jemand, der im Leben kriegt, was er erreichen möchte. Ich sehe den Dreggsagg daher eher als eine Auszeichnung. Die Markenrechte gelten für das T-Shirt, dass ich immer trage. Ich kriege aber leider keine Lizenzgebühren, wenn sich die Leute so nennen.
„Ausfahrt freihalten“ heißt ihr dreistündiges Programm, mit dem Sie nach Weißenfels kommen. Halten die Zuschauer denn so lange durch?
Müller: Ich halte zumindest durch. Und die Zuschauer meistens auch. Keine Sorge, es ist sehr kurzweilig, es wird auch gesungen. Das fängt mit meiner Garagenausfahrt an, deswegen heißt das Programm auch so. Ständig ist die zugeparkt, obwohl dort dieses Schild „Ausfahrt freihalten“ hängt. Und jetzt hat mir auch noch jemand das Schild geklaut. Ich könnte mich echt aufregen.
Sie regen sich gern auf.
Müller: Da brauche ich eigentlich nur jeden Tag die Zeitung aufzuschlagen. Jetzt rufen alle: „Merkel muss weg“. Aber mal ehrlich: Wer soll’s denn machen? Der dicke Siggi etwa? Denn mögen doch noch nicht mal seine eigenen Leute.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan ist auch so ein spezieller Freund von ihnen
Müller (lacht): Immerhin muss ich dem türkischen Botschafter nun meine Witze nicht mehr vorlegen. Beim Fall des Schmähgedichtes von Jan Böhmermann hatte ich aber schon das Gefühl, dass unsere Bundeskanzlerin dem Erdogan ganz schön tief im Darm sitzt.
Zu unseren amerikanischen Freunden:
Was fällt ihnen denn zum Wahlkampf zwischen Hillary Clinton und Donald Trump ein?
Müller: Naja, die Wahl von Clinton schien ja erst so gut wie sicher. Und jetzt könnte doch dieser Typ mit dem Feldhamster auf dem Kopf Präsident werden. In den USA sind aber beide ziemlich unbeliebt. Wahrscheinlich wählen ein Drittel Clinton, ein Drittel Trump und ein Drittel wandert nach der Wahl aus.
Können Sie außerhalb Bayerns eigentlich ohne Untertitel auftreten?
Müller: Zunächst mal: Ich komme aus Franken. Bayern ist eine Beleidigung. Wir sind viel intelligenter. Außerdem spreche ich quasi hochdeutsch. Nur ohne harte Konsonanten. Dreggsagg eben. Das kann man doch sehr gut verstehen.
Sie haben ihre Karriere beim Fasching begonnen.
Müller: Stimmt. Aber die zwei Veranstaltungen im Jahr haben mir nicht gereicht. Eigentlich bin ich gelernter Werkzeugmacher und habe in einer Fabrik gearbeitet. Ein Knochenjob, ständig musste ich schwitzen. Deswegen wollte ich auf die Bühne. Das habe ich mir hart erarbeitet, aber es hat geklappt. Inzwischen habe ich mit Drei.Zwo.Eins.Michl Müller meine eigene Fernsehshow in der ARD. Letztendlich schwitze ich immer noch, nur eben auf der Bühne.
Sie touren durch ganz Deutschland. Reagiert das Publikum im Osten anders auf ihren fränkischen Humor als im Westen?
Müller: Grundsätzlich lachen eigentlich alle über das selbe. Ich habe aber manchmal den Eindruck, dass die Ostdeutschen gewisse Feinheiten zwischen den Zeilen besser verstehen. (mz)
Michl Müller. „Ausfahrt freihalten“. 13. Oktober. 20 Uhr. Kulturhaus Weißenfels. Karten bei der Touristinformation am Weißenfelser Markt