Diskussionen flammen auf
Langendorf/MZ. - Marcel H. versteht die Welt nicht mehr. Plötzlich wird er verdächtigt, ein Brandstifter zu sein. Der Feuerwehrmann fühlt sich jedoch unschuldig. Er sei in einen Teufelskreis von Zufällen geraten, erklärt der 26-Jährige.
"Ich habe mir nichts vorzuwerfen. Im Gegenteil. Auch mein Auto ist mit Latex überstrichen und beschädigt worden", betont H. Er werde die Polizei bei ihren Ermittlungen auf jeden Fall unterstützen, versichert der junge Mann. Dass er beim stellvertretenden Wehrleiter bereits die Schlüssel fürs Depot abgeben musste, wertet er als Zeichen des großen Misstrauens bei seinen Feuerwehr-Kameraden. "Das geht wirklich an die Nerven", gibt der Langendorfer zu und hofft auf die baldige Lösung der Fälle.
Mit diesem Wunsch steht er im Ort nicht alleine. Die Menschen sind verunsichert, vor allem seit sie wissen, dass die Polizei eben jenen tatverdächtigen Feuerwehrmann bereits zweimal hat laufen lassen. Natürlich werde geredet, bestätigt Ingrid Peter, die Wirtin der Gaststätte "Lorbeer". "Man kann aber niemanden verurteilen, wenn keine handfesten Beweise vorliegen", meint sie aber auch. Erleichtert zeigt sich die Wirtin darüber, dass bisher niemand zu Schaden gekommen ist. Ingrid Peter tun vor allem die Feuerwehrleute leid. "Die müssen jedes Mal nachts raus, um die Brände zu löschen. Und am Morgen sollen sie dann wieder pünktlich auf ihrer Arbeitsstelle sein", sagt sie.
Einer, der von der Zündelei direkt betroffen war, ist Norbert Immisch. Auf seinem Grundstück brannte in der Nacht zum Sonnabend ein ehemaliger Schafstall. Noch immer wehe ab und an ein Hauch von Verkohltem über den Hof, erzählt er. Immisch lobt die Ermittler. "Die haben sich wirklich bemüht und waren sehr freundlich zu mir und meiner Frau", erzählt er.
Der Rentner selbst führte die Kriminalisten zu einer Stelle auf seinem weitläufigen Grundstück. Unten am Bach hatten Bauleute, die das Gewässerbett sanieren, die dadurch aufgewühlte Erde glattgeschoben. Und hier hatte Immisch eine frische Fußspur gefunden, die vom Täter hätte sein können. "Kriminaltechniker haben sie gesichert und den Fährtenhund eingesetzt, der dann zum Haus des Feuerwehrmannes lief", erzählt der Grundstücksbesitzer. Norbert Immisch möchte sich jetzt auch einen Wachhund anschaffen, der ihn bei seinen abendlichen Kontrolltouren über das ländliche Gehöft begleiten soll. Dass der Tatverdächtige zweimal wieder auf freien Fuß gesetzt wurde, kann der Langendorfer allerdings nicht verstehen.
"Wir erhalten von der Polizei erst einmal die Akten zu diesem Fall. Erst dann können wir entscheiden, ob ein dringender Tatverdacht besteht oder nicht. Vorher dürfen wir niemanden in Haft nehmen", erklärt der Naumburger Staatsanwalt Hans-Jürgen Neufang. Momentan gebe es keinen Zeugen, der den Brandstifter gesehen habe. Und es habe auch niemand im Vorfeld der Taten diverse Drohungen ausgestoßen. Dass der Hund die Ermittler zweimal zum selben Haus führte, sei kein Beweis dafür, dass der wirkliche Täter im selben wohnt. Jörg Bethmann, Sprecher des Polizeireviers Burgenlandkreis, bringt die schwere Aufgabe seiner Kollegen auf den Punkt und betont: "Wir können nichts ausschließen, aber haben die Pflicht, in be- und entlastender Hinsicht zu ermitteln."