1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Weißenfels
  6. >
  7. Die Samenhandlung in der Saalstraße: Die Samenhandlung in der Saalstraße: Ein Bauernhof in der Stadt

Die Samenhandlung in der Saalstraße Die Samenhandlung in der Saalstraße: Ein Bauernhof in der Stadt

Von Alexander Kempf 16.12.2017, 14:00
Annett Hesse ist die letzte Mieterin im Haus in der Saalstraße. Sie teilt sich eine Etage mit Katze und Hund.
Annett Hesse ist die letzte Mieterin im Haus in der Saalstraße. Sie teilt sich eine Etage mit Katze und Hund. Peter Lisker

Weißenfels - Als kleiner Junge ist Peter Kunze von einem Büro in der Weißenfelser Saalstraße fasziniert gewesen. Das atmete schon damals Geschichte und wurde von einer Hängelampe mit grünem Schirm beleuchtet. „Alles war ein bisschen düster und geheimnisvoll“, sagt der 78-Jährige. Das Büro der Samenhandlung ist dem gebürtigen Weißenfelser wohl insbesondere wegen des alten Stehpults des Buchhalters im Gedächtnis geblieben. So etwas sah man damals nicht mehr alle Tage.

Auch an den Namen der Samenhandlung kann sich Peter Kunze noch erinnern. Philipp hieß das Unternehmen. Noch bis zum Ende der 50er Jahre dürfte diese existiert haben. Die Saalstraße 31 war eine von mehreren Adressen in Weißenfels, wo es Samen und Futtermittel gab. „Nach dem Krieg wurde ja auf jedem Fleckchen Erde etwas angebaut“, sagt Peter Kunze. Auch an die Samenhandlung Herzog direkt am Markt kann sich der gebürtige Weißenfelser noch erinnern. „Das war ein sehr schöner Laden“, sagt er.

Samenhandlung in der Saalstraße in Weißenfels

Die Samenhandlung in der Saalstraße aber faszinierte ihn damals mehr. Nicht nur wegen des alten Büros. Im Hof gab es damals auch noch Tiere. Hühner und Tauben, zählt Peter Kunze auf. Und vermutlich auch Kaninchen. Da ist er sich nicht mehr ganz sicher. Man müsse sich den Hof ein wenig wie einen alten Bauernhof vorstellen, erzählt er. An einer Seite ragte auch ein alter Eisenträger hervor, an dem dann Säcke nach oben gezogen worden sind.

Peter Kunze vermutet weiter, dass auch ein Speicher an der Ecke Markwerbener Straße und Merseburger Straße zur Samenhandlung Philipp gehört hat. Sicher sagen kann er das aber nicht. Das Gebäude wurde entweder in den Jahren vor oder nach dem Zweiten Weltkrieg abgerissen.

Vor fünf Jahren ist der Bioladen ausgezogen

Genauer wüssten das vermutlich die Vormieter von Annett Hesse. Doch die sind mittlerweile verstorben, erzählt die 52-Jährige. Sie selbst ist die letzte verbliebene Mieterin im Haus. Dass sie ganz alleine in dem Gebäude wohnt, bereitet ihr aber keine Angst. Sie fühle sich wohl, erzählt sie. Nur am Wochenende sei manchmal „Holiday“. Wenn junge Leute eine Scheibe einwerfen oder etwas an eine Hauswand schmieren.

Und ganz alleine ist die gebürtige Wuschleberin ja auch gar nicht. Sie teilt sich die einhundert Quadratmeter große Wohnung mit ihrem Dackel und einer Katze. Die Geschichte mit der Samenhandlung Philipp ist Annett Hesse nicht neu. Eine alte Frau, die in der Saalstraße 31 aufgewachsen ist, habe ihr davon auch schon mal erzählt. Sogar Pferde soll es demnach mal in dem Hof gegeben haben. Sie selbst aber kann sich nur noch an den Bioladen erinnern, der vor fünf Jahren ausgezogen ist.

Auch eine Weberei hat es in der Saalstraße 31 gegeben

Auch eine Weberei hat es in der Saalstraße 31 gegeben. Peter Kunze kann sich wie andere noch an die Schiffchen erinnern, die vom Fenster aus zu sehen waren. Ganz sicher ist er sich nicht, aber er vermutet die Weberei trug den Namen Walther.

››Teilen Sie Ihre Erinnerungen mit der MZ. Entweder telefonisch am Montag von 10 bis 11 Uhr unter 03443/33600810 oder jederzeit per E-Mail an [email protected]. (mz)