1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Weißenfels
  6. >
  7. Die Kirche bricht zu neuen Ufern auf

Die Kirche bricht zu neuen Ufern auf

Von Yvette Meinhardt 01.11.2005, 18:23

Teuchern/MZ. - "Wir wissen aber auch, was evangelisch und katholisch trennt", fährt er fort. Bretschneider bittet die anwesenden Kinder hervor. Und rein zufällig ist Laura-Maria Neffe von der katholischen Gemeinde, Franz Wunderlich von der evangelischen. "Wir wollen ein Haus bauen auf gutem Grund. Jesus Christus und die biblische Geschichte ist der gute Grund, das Fundament unseres Glaubens", sagt Bretschneider und gibt den Kindern eine Taufkerze mit auf den Weg.

Anschließend hält der katholische Bischof Gerhard Feige im evangelischen Gotteshaus die Predigt. Vor 40 Jahren hielt er in der Marktkirche von Halle seinen ersten ökumenischen Gottesdienst. Seitdem brach etwas auf, ist etwas in Bewegung gekommen. "Wir sind auf dem Wasser, sehen aber das andere Ufer noch nicht. Bleiben wir mutig auf dem Weg zu neuen Ufern", predigt Bischof Feige. 80 Prozent der Deutschen seien konfessionslos, da müsse sich die Kirche einfach auf die Einheit zu bewegen.

"Für mich ist es ein Bedürfnis, an solch einem Festtag in die Kirche zu gehen", sagt Susanne Kühnemund. Ihr Sohn Richard wurde vor einem Jahr an gleicher Stelle getauft, durfte ebenfalls am Festgottesdienst teilhaben. "Künftig möchte ich mich aktiver in die Kirchenarbeit einbringen, vielleicht in Teuchern einen Spielkreis gründen", sagt sie der MZ. Lockeres Plaudern zwischen Kaffee und Kuchen am Feiertag im Gotteshaus.

Beim Podiumsgespräch im Rathaus treffen weltliche und kirchliche Amtsträger aufeinander. Görschen war mit Bürgermeister Kurt Krüger vertreten, VG-Chef Henrik Otto saß für Teuchern in der Runde. Aus Thüringen war Oberkirchenrat Peter Zimmermann an seinem letzten Arbeitstag angereist. "Es reizt mich mit einer Provokation anzufangen: Grenzen sind absolut notwendig", eröffnete er die Runde. Um jene Grenzen zu überschreiten, müsse man Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein entwickeln. Der Mann aus Erfurt sprach sich für eine neue Einheit der Kirche aus, ohne jedoch eigene Identitäten und Traditionen zu verlieren. Bischof Feige entgegnete ihm, vor einer gemeinsamen Profilierung müsse man zuerst auf beiden Seiten die Giftzähne ziehen.

Aus dem Publikum meldete sich Hans Püschel zu Wort. Als Bürgermeister und Kirchenältester von Krauschwitz warb er für ein praktisches Zusammenwachsen. Der heutige Pfarrbereich reiche von Stößen über Teuchern bis Hohenmölsen und Profen - eine Dimension, die ein Pfarrer allein nicht bewältigen kann. Durch einen Schulterschluss von evangelisch und katholisch könne jedes Dorf wieder "seinen" Pfarrer - egal ob katholisch oder evangelisch - haben.