Dekra in Weißenfels Dekra in Weißenfels: Zwei-Meter-Mann mit Benzin im Blut

Weissenfels - Dem Zwei-Meter-Mann Andreas Knochenhauer haben es Autos aller Art angetan. Von jeher. Benzin im Blut? Hundertprozentig. An Mopeds in der Jugendzeit rumbasteln? „Na klar, hat Spaß gemacht“, erinnert sich der heute 52-Jährige, der in Halle geboren wurde und dort zur Schule ging. Folgerichtig: Nach der 10. Klasse lernte er Fahrzeugschlosser beim Kraftverkehr. Seither haben ihn Motoren, Getriebe oder auch Kupplung und die anderen technischen Details nicht mehr losgelassen.
Nicht aus der Ruhe zu bringen
Auch nicht als er zur Armee gerufen wurde, genauer gesagt die Offiziershochschule in Löbau ihn aufnahm. Mit dem Basteln war es da natürlich nicht getan. Lernen war angesagt. „Geschenkt wurde einem nichts.“ Am Ende steht auf seinem Abschlusszeugnis Ingenieur für Maschinenbau, Fachrichtung Kfz-Technik. Geschafft. Eine Etappe zumindest. 1984 stand ein „frischgebackener“ Stabsfähnrich, der einem Offiziersrang gleichgestellt war, vor den Soldaten. Dass er lautstark die Kommandosprache beherrscht, traut einem heute kaum jemand zu. Ihm liegt vielmehr das betont höfliche Auftreten - ihn aus der Ruhe zu bringen, dürfte schwer fallen. „Doch, doch, das geht, aber es dauert“, bestätigt er.
Woher Ersatzteile nehmen?
Nächster Schritt - Abkommandierung nach Weißenfels, zum Mot-Schützen-Regiment. Um Mopeds ging es da schon längst nicht mehr. Gepanzerte Fahrzeuge, Lkw und andere schwere Kaliber galt es, technisch betrachtet, kennenzulernen und notfalls zu reparieren. Schwierig sei etwas anderes gewesen: „Woher Ersatzteile für die Fahrzeuge nehmen?“, erzählt Andreas Knochenhauer, der in Weißenfels wohnt, mit Ines verheiratet ist und zwei Kinder hat (Henry, 26 und Jeanny, 19). Vielleicht sei Kuhhandel das richtige Wort, um aus der Klemme zu kommen. Soll heißen: „Du hilfst mir, ich dir.“ So habe die Armee zum Beispiel im Sommer bei der Getreiderente mitgeholfen. Und Einsätze habe es zudem in der Wirtschaft gegeben sowie beim Hochwasser.
Laut Dekra-Gebrauchtwagenreport 2015 gibt es in der Fahrzeugklasse Geländewagen einen Zuwachs an Modellen: 53 unterschiedliche Fahrzeugmodelle sind verzeichnet - im Vorjahr waren es noch 44. Die Klasse Geländewagen/SUV ist jetzt die zweitgrößte Fahrzeugklasse, nur knapp hinter Mini/Kleinwagen.
Andreas Knochenhauer wäre mit hoher Wahrscheinlichkeit noch als Schirrmeister tätig. Wie so viele Menschen, musste auch er in der Wende Veränderungen in sein Leben hinnehmen. Aussichtslos, bei der NVA weiter arbeiten zu können. Neuorientierung war angesagt. Aber wie? Wo Fuß fassen? Ihm sei der Zufall zu Hilfe gekommen. In einer Zeitung las er, dass die Dekra Mitarbeiter sucht. „Ich hätte nie gedacht, dass die sich melden.“ Doch, die meldete sich - im November 1990 unterschrieb er in Dresden seinen Arbeitsvertrag. Einen Tag später habe er in Halle angefangen zu arbeiten. Ein glücklicher Übergang von der Armee ins Berufsleben, gibt er zu.
Neue Lebensphase
Andreas Knochenhauer hatte nicht nur einen neuen Arbeitgeber, für ihn begann eine neue Phase des Lernens. Bundesdeutsches Recht war zu büffeln, an die Technik seien sie in mehreren Schritten über mehrere Jahre herangeführt worden, galt es Lehrgänge zu besuchen. Ohne Ende. Gerade in den 1990er Jahren sei die Technik rasant vorangeschritten. Der Airbag kam auf, ABS oder auch ESP - heute längst Standard. Und es sei kein Ende in Sicht mit dem Fortschreiten der Technik. „Jeder, der damit zu tun hat, muss unentwegt lernen, sonst wirst du abgekoppelt“, sagt der amtlich anerkannte Kfz-Sachverständige, der im Jahre 2000 als Außenstellenleiter in der Saalestadt eingesetzt wurde und dem 20 Mitarbeiter unterstehen. Im Burgenlandkreis hält die Dekra rund 250 Stützpunkte vor, in denen jeder sein Fahrzeug zur Hauptuntersuchung bringen kann. Rund 28 000 Autos gehen da jährlich, um im Bild zu bleiben, über die Bühne.
Ein Job, der nicht nur Freude auslöst. „Wer keine Plakette erhält, der wird auf uns nicht gut zu sprechen sein.“ Könnten die Prüfer da vielleicht nicht mal eine Auge zudrücken? „Geht gar nicht, wir lassen uns da auf keine Kumpelei ein.“ Ausschließlich der Sicherheit wegen, lautet seine Begründung. Immerhin, 34 Prozent aller untersuchten Fahrzeuge weisen Mängel auf und können beim ersten Prüfen keine Plakette erhalten. Ein falsch eingestellter Scheinwerfer sei bereits ein solcher Mangel. Und noch etwas kommt hinzu: Jeder Prüfer werde innerhalb von zwei Jahren unangemeldet einmal überprüft, ob er beim Vergeben der Plakette alles richtig gemacht hat. Verbunden mit Sanktionen, wenn er Fehler gemacht haben sollte. (mz)