Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Zwei Apotheken sagen Plastikbeutel Kampf an
LÜTZEN/ZEITZ/MZ. - Ein paar Halstabletten, etwas Hustentee und gratis dazu noch ein Päckchen Taschentücher. Fluchs ist es in ein Plastikbeutelchen gepackt und dem Kunden übergeben. In den meisten Apotheken ist das so. "Wenn der Kunde nicht andeutet, dass er die Ware so nicht eingepackt wünscht", bestätigt Gudrun Enke von der Schlossapotheke Weißenfels die Verfahrensweise.
Und auch Jutta Joch handelt in ihrer Apotheke am Rossmarkt in Zeitz nicht anders. "Am liebsten ist es uns allerdings, die Kunden möchten die Kleinigkeiten unverpackt in ihre eigene Taschen oder Stoffbeutel stecken", sagt Jutta Joch. Für größere Einkäufe gibt sie Stoffbeutel aus. Gudrun Enke weist auf zusätzliche bei ihr genutzte Verpackungsmittel aus Papier hin, die sogenannten Zustellbeutel. Doch jetzt zur Weihnachtszeit gibt sie bunte Weihnachtbeutel aus Kunststoff aus.
In jeder Apotheke wandern täglich annähernd 100 Plastikbeutel über den Ladentisch. Pro Jahr und Kopf werden in Deutschland 65 Einkaufstüten erzeugt und verwendet, so die Statistik. "Das ist Vergeudung wertvoller Ressourcen", sagt Anja Hause, Chefin der Adler-Apotheke in Lützen. Denn die meisten dieser Tüten würden nur einmalig genutzt, wanderten dann in den Abfall. Deswegen hat sie sich gemeinsam mit Peggy Goblirsch von der Schloss-Apotheke Lützen vorgenommen, den Verbrauch von Kunststofftüten zu reduzieren.
Die Kunden sollen nicht mehr automatisch und kostenlos eine Plastiktüte erhalten, sondern, so sie ihre Ware nicht schon selbst einpacken, eine aus Papier oder Stoff. Wer Wert auf die Plastiktüte lege, der solle dafür eine Spende für Unicef geben, so Anja Hause. Die Adventszeit ist ihr gerade ein günstiger Zeitpunkt für die Initiative, weil da ihre Kunden ohnehin grüne Stoffbeutel als Präsent erhielten. Und nach ihrer Erfahrung würden die dann auch wiederholt genutzt.
Plastik wird aus Erdöl hergestellt, einer viel zu wertvollen Ressource, sagen sich die Frauen. Bei seiner Verbrennung würden giftige Stoffe wie Phenole und Formaldehyde frei. Weltweit werde nur ein sehr geringer Teil recycelt. Papier ist hingegen ein nachwachsender Rohstoff und sei viel leichter der Wiederverwertung zuzuführen. In etlichen Ländern sei die Verwendung von Plastikeinkaufsbeuteln schon verboten.
Weniger Kunststoffabfall, das begrüßen auch Gundram Mock, der Chef der Abfallwirtschaft Sachsen-Anhalt Süd, sowie Jens Günther, Chef der Egsas, des Unternehmens, das gegenwärtig die Verpackungsabfälle des Dualen Systems Deutschland (DSD) im Burgenlandkreis einsammelt. Sowohl weil mit der Ressource Erdöl sparsam umgegangen werden soll, als auch, weil es umweltfreundlich ist, wenn weniger Plastikabfälle verbrannt werden. Denn selbst wenn nach aufwändiger Sortierung in Deutschland der Großteil der Verpackungsabfälle wieder zum Wertstoff wird, der auch den Erdölverbrauch für die Produktion senkt, bleibt die Bilanz der Umweltbelastung durch Kunststoffmaterialien sehr hoch, sind sich die Fachleute einig.
Die Plastiktüten, die in der Restmülltonne landen, werden mit dem Hausmüll in der Abfallverbrennungsanlage Zorbau verbrannt und sind dort als unterstützendes Heizmaterial durchaus gern gesehen, weiß Mock. Die gelben Tonnen und gelben Säcke, die nur die Abfälle mit den DSD-Zeichen enthalten sollten, werden in Sortieranlagen entleert und von dort einer Wiederverwertung zugeführt, soweit das möglich ist. Dazu werden bestimmte Kunststoffarten geschreddert und zu Granulaten verarbeitet, die in der Produktion minderwertiger Kunststoffprodukte wieder ihren Einsatz finden. Kunststoffe wie zum Beispiel Spielzeug, Klobrillen und Gartenstühle sind dort falsch entsorgt, macht Günther aufmerksam. 30 bis 35 Prozent der jährlich im Burgenlandkreis 6 500 Tonnen eingesammelten Verpackungsabfälle werden als sogenannte Restabfälle aussortiert und schließlich der Verbrennung zugeführt.