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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Volltreffer Vereinsarbeit

Von PETRA WOZNY 24.06.2011, 16:40

GRANSCHÜTZ/MZ. - Wenn an diesem Wochenende in Granschütz das 20-jährige Bestehen des Schützenvereins 1899 gefeiert wird, dann hat einer einen großen Anteil daran: Erich Lutsche. Der Senior hat den Verein mit aus der Taufe gehoben. "Vereinsarbeit gehört irgendwie zum Landleben dazu. Ich bin damit alt geworden", meint der 73-Jährige. Ein wenig ist es auch seine Begründung, weshalb er sich in Granschütz so wohl fühlt.

Wir finden ihn in seinem Garten. Um ihn herum rauschen kräftige Tannen, die in den Himmel wachsen. "Die habe ich vor einem halben Jahrhundert gepflanzt. Als kümmerliche Reste waren sie in unserer Baumschule aussortiert worden. Für den Verkauf waren sie nicht geeignet. Und nun?" Das stattliche Grün gehört zur Geschichte des 73-Jährigen, steht doch der Name Lutsche in der Region für Pflanzen- und Gartenbau. Die Gründungsurkunde des Betriebes ist aus dem Jahr 1765. Damals wurde noch in Hohenmölsen gearbeitet. Erich Lutsches Vater übergab die Baumschule 1960 an die nächste Generation. Zwei seiner drei Söhne, nämlich Erich und Gottfried waren Gärtner geworden. Plötzlich lacht Erich Lutsche. "Vater wollte mich besonders binden. Ich war zwischen 57 und 60 nämlich im Westen. Mit der Arbeit in der Baumschule habe ich jedoch dann hier meine Wurzeln ausgeschlagen." 1966 heiratet er seine Gislinde. Zu DDR-Zeiten wird die Baumschule zur Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft und Lutsche ihr Vorsitzender. Je nach Engpass oder Lieferung werden rund 40 000 Rosenstöcke und etwa 20 000 Haselnusssträucher verkauft. Bis zur Wende. "Allein konnte ich es nicht mehr schaffen. Unser Sohn Sven hatte bei der Bundeswehr einen guten Job, also wurde nichts aus einer weiteren Generation für den Erhalt der Baumschule", schildert Erich Lutsche. Er verpachtet die rund zehn Hektar Land an die Forstbaumschule.

Und hat dennoch jede Menge zu tun. "In Granschütz ist nicht so viel los. Also wirst du Vereinsmensch", sagt Erich Lutsche. Er war als Spieler und Mannschaftsleiter viele Jahre dem Rollsport verbunden. Bis zum vergangenen Jahr schob er bei den Freizeitkeglern die Kugel sogar noch in Wettkämpfen.

Etwas ganz Besonderes ist ihm die Arbeit im Schützenverein, der in Aupitz 1991 mit elf Mitgliedern neu gegründet wurde. Ein altes Foto zeigt, dass es in Granschütz schon einmal einen Schützenverein gegeben hat. Irgendwann war er von der Bildfläche verschwunden. Heute sei es nicht nur der sportliche Wettkampf. Es sei vor allem das freundschaftliche Miteinander der Schützen, was die rege Vereinsarbeit ausmache. Zweimal monatlich kommen die 26 Mitglieder um Vereinsvorsitzenden Karl Hase zusammen. Zusätzlich sei der Sonntag schon ewig in Granschütz Schützentag. Dann wird trainiert.

"Schauen Sie nur", macht Lutsche auf das Gebäude aufmerksam. Stein für Stein sei dafür herangeschafft worden. Gemütliche Versammlungsräume gibt es, eine moderne Küche und einen liebevoll ausgebauten Grillplatz im Freien vis a vis der vier Schießbahnen für die Wettkämpfe mit der Kurzwaffe. Hier wird nicht nur Vereinsleben gelebt, hier treffen sich auch die Familien der Schützen zum geselligen Beisammensein. Im Vorjahr ist das Haus von Vandalen heimgesucht worden. Mit roter Farbe waren viele Bilder besprüht worden. "Wir waren entsetzt und haben lange gebraucht, alles wieder sauber zu machen. Schließlich hängen wir an unserem Schmuckstück", sagt Lutsche. Kommt die Schützen nicht in Granschütz zusammen, treffen sie sich mit Mitgliedern anderer Schützenvereine, wie zum Beispiel in Langendorf, Prittitz, Rippach, Laucha oder Merseburg.

Neugierde wecken die vielen Fotos aus den letzten zwei Jahrzehnten. Sorgsam aufgereiht sind hier alle Schützenkönige. 2006 taucht das Foto von Erich Lutsche auf. Da hatte er den Vogel abgeschossen. Im Ausschießen um die Ehre des Schützenkönigs gilt es auf einen Holzvogel zu schießen. Fällt der Schwanz, ist der Schützenkönig erkoren. Am Freitag wurde es Frank Rüdiger Meyer aus Hohenmölsen. Am Samstag wirft sich Erich Lutsche ganz besonders in Schale. 13 Uhr beginnt der Festumzug der 26 Mitglieder des Schützenvereins unter wehenden Fahnen am Ortseingang von Aupitz. Der Rentner schmunzelt: "Na, in zehn Minuten sind wir fertig, so lang wird der Zug nicht." Aber die Freude darauf ist ihm anzumerken.