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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Steinmetze setzen Zeichen

Von BÄRBEL SCHMUCK 04.10.2011, 15:58

WEISSENFELS/MZ. - "Unsere erste Teilnahme am Weißenfelser Bauernmarkt zugunsten des leerstehenden Klosters war ein Erfolg", schätzt Olaf Brückner ein. Er ist Vorstandsmitglied des Bürgervereins Kloster St. Claren und erlebte am Sonnabend die große Resonanz von Besuchern am Stand des Vereins in der Nähe des Rathauses hautnah mit. "Unsere zweite und damit neueste Ausgabe des Kloster-Kuriers ging weg wie warme Semmeln", erklärt der 44-Jährige und strahlt. Schließlich habe er daran maßgeblich mitgearbeitet, berichtet der Leißlinger stolz.

Auch Portugieser und Silvaner - trockene Weine aus Burgwerben von Doris und Hans-Werner Habelmann - seien ebenso wie Keramik-Kacheln mit Kloster-Motiven begehrte Souvenirs gewesen. "Außerdem haben Bürger Geld gespendet und verschiedene Vorschläge zu weiteren möglichen Initiativen gemacht. Über so viel Anteilnahme für das älteste Denkmal und unsere Vereinsarbeit ist die Freude groß", bekennt Brückner. Seit er dem im Sommer gegründeten Verein beigetreten ist, beschäftigt sich der gelernte Steinmetz intensiv mit Recherchen über alte Zunftzeichen seiner Gilde. In der neuesten Ausgabe des Weißenfelser Heimatboten, die jetzt erschienen ist, geht er darauf umfassend ein.

An den Strebepfeilern des Westflügels des 710-jährigen Denkmals St. Claren hat Brückner Zunftzeichen entdeckt. "Diese Zeichen, eine Art Geheimschrift, stammen aus der Renovierungszeit von 1512 bis 1520", hat der Hobby-Chronist mittlerweile herausgefunden. Sie seien namentlich Laurenz Link und dessen Sohn Johannes Link und ihrer "Sippe" zuzuordnen. Die Steinmetz-Familie Link, im Raum Merseburg ansässig gewesen, habe ihre Spuren nicht nur am Weißenfelser Kloster hinterlassen, sondern zudem an Kirchen in Langendorf und Großkorbetha, weiß Olaf Brückner.

"Gerne würde ich demnächst eine Führung am Kloster zu diesem Thema anbieten und die Zunftzeichen am Bauwerk erklären", sagt der Mann im Ehrenamt, der sich noch im Verein der Leißlinger Eierbettler engagiert. "Ich habe nach Leißling geheiratet, also muss ich mich dort auch gesellschaftlich integrieren", sagt der Familienvater, der seine Ausbildung zum Steinmetz in Dresden absolviert hat, aber aus gesundheitlichen Gründen diesen Beruf aufgeben musste.

Bei den Zunftzeichen - 24 hat er am Kloster gefunden - handele es sich um nichts anderes als um Abrechnungsnachweise, wie viele Steine wer verbaut hat, erläutert Brückner weiter. "Die Hoch-Zeit war im Mittelalter, weniger im Barock", sagt er. Und er verweist auf die Frauenkirche in Dresden als eine der barocken Ausnahmen.

Bevor der Vorstand des noch jungen Vereins im nächsten Monat "im Kloster Helfta in Klausur gehen will, um das Nutzungskonzept zu erarbeiten", will er im Internet einen Wettbewerb für Jugendliche starten. Darauf verweist der Vereinsvorsitzende Eberhard Scheuer. "Wir suchen ehemalige Lehrer, die im früheren Kloster als Lehrerseminar unter Harnisch bis 1908 Pädagogen ausgebildet haben", sagt Scheuer und fordert zur Mitarbeit auf. "Wir gehen auf Spurensuche mit dem Slogan ,Zukunft trifft Geschichte'", kündigt der Lehrer im Ruhestand an. Unter diesem Slogan können sich junge Menschen, deren Vorfahren im Kloster unterrichtet haben, beim Verein melden. Auf erfolgreiche Teilnehmer warten Geldprämien - die höchste liegt bei 250 Euro.

Teilnehmer des Wettbewerbs können sich an folgende Adresse wenden: www.facebook.com/KlostervereinWeissenfels