Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Oben ohne durch Korbetha
Grosskorbetha/MZ. - Sonntag in Großkorbetha: Nein, viel los ist da nicht. Der 60-jährige Holger Brehmel weiß das als Einheimischer nur zu gut. Doch am Sonntag sagt er vielversprechend: "Hier brennt gleich die Luft." Gemeinsam mit Freunden der Interessengemeinschaft Oldtimerfahrer, die sich vor fünf Jahren gegründet hatte, ist er in der Mittagssonne emsig dabei, den großen Parkplatz inmitten des Dorfes als Haltepunkt für Oldtimer herzurichten.
Der Oldtimerverein des sächsischen Makranstädt hatte zur RallyeVia Regia Classic geladen - und rund 160 Teilnehmer sagten ihr Kommen zu. "Einmal im Jahr organisieren wir das", schildert Vereinsvorsitzender Andreas Bürger. Auf rund 80 Kilometer begeben sich dabei die chromblitzenden betagten Mopeds, Motorräder, Busse und Pkw von Makranstädt über Bad Dürrenberg, Großkorbetha, Großgörschen zurück zum Startziel. "Rumgdondeln iss nicht", betont Jana Bürger und Tochter Sansdy zwinkert ihr fröhlich zu. Die Damen agieren als Prüfer, recht auffallend muss gesagt sein, haben doch die hübschen Blondinen keine Mühe gescheut, sich schwarze fransige Charleston-Kleider anzuziehen. Auf jeder Wertungsetappe müssen sich die Fahrer einiger Fragen annehmen. In Großkorbetha gilt es, die Schattenrisse von Oldtimern zu benennen.
Die Uhr rückt auf Zwölf. Motorräder führen die schier endlos lange rollende Karawane an. Vornan Jan Täschner aus Leipzig. Der 45-Jährige knattert auf seinem Motorrad der Marke D-Rad R06 heran. "Baujahr 28", sagt er und grinst. Sofort ist er von Alt-Großkorbethaern dicht umringt. Und die fährt? , raunt es zweifelnd von den Zuschauerrängen. "Na und ob. Die rollt und rollt und rollt."
Und schon ist Täschner wieder vom Platz und macht denselbigen unter anderem für Carola Fritzsche auf einem hellblau-weißen Motorroller "Berlin". "Ich habe extra den Führerschein dafür gemacht", schildert die Geithainerin. Ihr Lebensgefährte Bernd Hantke begleitet sie auf einem rot-weißen "Wiesel", dem Vorgänger des beliebten Rollers. "Etwa 20 habe ich davon. Man wird süchtig. Die Ausfahrt hier macht Spaß. Es ist eine von etwa sechs, an der wir jährlich teilnehmen", plaudert er nach seiner Wertungsprüfung.
Ja, und dann ist es endlich für die Liebhaber schicker, alter Autos soweit: Lack und Chrom vom Feinsten biegt dann pausenlos um die Kurve. Oben ohne kommt Hans-Jürgen Zetzsche und seine Elke in einem moosgrünen MG TD. Den Senior unter der Haube sieht man diesem Schmuckstück in keiner Weise an. "Ich bin 58, unser Cabrio ist 60 Jahre", feixt der Fahrer, der das schmucke Gefährt am Samstag mehrere Stunden noch einmal auf noch höheren Hochglanz gebracht hat, wie seine Frau verrät. Dass der Oldie richtig gut drauf ist, merkt Elke Zetzsche auch an: Vor Kurzem seien sie mit dem Cabrio am Gardasee gewesen.
Acht Personen inklusive Sektgläser passen bequem in das Fahrzeug von Jörg Buntenbach. "Mann, oh Mann", bewundert so mancher Zuschauer, kommt doch da eine 7,40 Meter lange Limousine auf den Platz. In der Harzstadt Wernigerode werde sie gern für Hochzeiten geordert, merkt der Fahrer an und macht Platz für den Oldie der Feuerwehr aus Düben an der Mulde, einen himmelblauen Cadillac von Tobias Gocht aus Kitzen und dem quietschgelben Wartburg Cabrio von Klaus Weller aus Espenhain. "Der Weg ist das Ziel und die riesige Begeisterung an der Strecke. Langsam fahren und genießen. Ist das nicht schön", fragt der 69-jährige Weller in die Runde und findet in Großkorbetha nur Befürworter, die gern mal auf die Mittagsruhe verzichtet haben.