Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Mit viel Gefühl am Tisch ohne Taschen
naumburg/mz. - Dass der Naumburger Billardspieler Stefan Scheler voriges Jahr Dritter der Deutschen Meisterschaft wurde, ohne eine einzige Kugel zu versenken, mag Außenstehenden ein Rätsel sein. Im Gegensatz zu den Pool-Billard-Tischen, die in vielen Kneipen herumstehen, haben die Tische, an denen Stefan Scheler und seine Vereinskameraden der TSG Naumburg spielen, jedoch gar keine Taschen. Karambol heißt die Variante, die sie praktizieren. Grundgedanke: Eine Kugel muss so gespielt werden, dass sie die beiden anderen Kugeln berührt ("karamboliert"). Dabei gibt es Varianten: Freies Spiel, Cadre, Einband, Dreiband.
Stefan Scheler (37) beherrscht sie alle und wurde in jeder von ihnen bereits Landesmeister. "Der Stefan hat einfach das richtige Gefühl", sagt Mannschaftskollege Peter Kaak. Begonnen hatte Scheler als 14-Jähriger kurz vor der Wende mit ein paar Kumpels. Karambol-Tische waren in der DDR keine Seltenheit und wurden erst später in der Beliebtheit von Pool-Tischen deutlich abgelöst. Scheler und seine TSG-Kollegen blieben jedoch immer dem Tisch ohne Löcher treu. Zweimal pro Woche trainiert der 37-Jährige, der in Jena als Ergotherapeut arbeitet, in den Vereinsräumen am Damaschkeplatz. Ein Profi ist er trotz seiner zwei Bronzeplätze bei Deutschen Meisterschaften (2010 und 2011) nicht. "Davon leben kann in Deutschland nicht einmal eine Handvoll Leute", sagt er.
Das von Peter Kaak angesprochene gefühlvolle Händchen hat sich der Naumburger aber nicht nur in jahrelanger Trainingsarbeit am Billardtisch geholt. Scheler ist auf vielen Naumburger Sportplätzen ein bekanntes Gesicht. Er spielte Fußball jahrelang für die 05er und nun für den NBC sowie die Friesen-Freizeitkicker. Für die erste Mannschaft des Naumburger Tennisclubs hat er in den vergangenen 20 Jahren viele Punkte geholt, und auch im Bowling macht er eine gute Figur. "Fürs Ballgefühl ist da s ganz gut. Jede Sportart profitiert von der anderen", ist er sich sicher.