Brettspiele statt Leistungskontrolle
WEISSENFELS/MZ. - Während Donnerstag Pädagogen aus dem Altkreis Weißenfels an einem ganztägigen landesweiten Warnstreik für eine gleiche Bezahlung in Ost und West und die Einstellung von jungen Fachleuten in Magdeburg teilnahmen, fiel der Unterricht vielerorts aus. Die MZ schaute und hörte sich in Schulen um.
Ungewohnte Stille herrscht in der Neustadt-Sekundarschule in Weißenfels. "Es ist von unseren 250 Schülern heute kein einziger erschienen, weder aus der Stadt noch aus Tagewerben, Markwerben, Uichteritz oder Pettstädt. Das ist eine Entscheidung der Eltern", sagt Jürgen Luther. Der Schulleiter verweist auf schriftliche Mitteilungen an Mütter und Väter. Darin seien diese vorab informiert worden, dass kein Unterricht stattfinden würde. Dafür sei aber Betreuung durch die verbeamteten Kollegen - die ja vom Streikrecht ausgeschlossen sind - abgesichert.
Luther, der an seiner Schule Mathematik lehrt, will die Zeit für diverse Unterrichtsvorbereitungen nutzen. "Zudem arbeite ich heute alles auf, was liegengeblieben ist", sagt der Chef.
In der Beuditz-Sekundarschule, in der ebenfalls etwa 250 Mädchen und Jungen lernen, sieht es ähnlich aus. Alle Schüler sind zu Hause geblieben. Von 32 Lehrern beteiligen sich 21 am gewerkschaftlichen Arbeitskampf in der Landeshauptstadt, ist vom amtierenden Schulleiter Bernd Reimer zu erfahren. Er selbst steckt in den Vorbereitungen für ein Experiment im Fach Physik.
Kinderlachen schallt über den Hof der Albert-Einstein-Grundschule in der Saalestadt. "Wir betreuen heute knapp 30 von insgesamt 186 Kindern", sagt Astrid Krämer. An Unterricht mit dem Schreiben von Klassenarbeiten oder mündlichen Leistungskontrollen sei nicht zu denken. Die Schulleiterin nennt statt dessen Lern- und Brettspiele, die ebenso wie Malen und Basteln für kleine Schülergruppen angeboten werden.
"Ich bin heute der einzige aus meiner Klasse, der in die Schule gekommen ist", sagt Wieland Busch und bedauert das. Aber die Enttäuschung ist bei dem Zehnjährigen schnell verflogen. Denn der Viertklässler freut sich auf den Trickfilm "König der Löwen", den er sich mit anderen Kindern anschauen will.
In der Hohenmölsener Pestalozzischule ist zum Teil Unterricht angesagt, und es wird auch Schülerbetreuung mit Spielen und Vorlesen aus Lieblingsbüchern angeboten. "Nur zwei Kollegen von uns beteiligen sich am Tarifstreit des öffentlichen Dienstes", gibt Schulleiterin Gertrud Neugebauer Auskunft.
In der Sekundarschule in Lützen sind alle 23 Lehrer und 206 Schüler an Bord. "Bei uns findet heute ganz normaler Unterricht statt, bei der zentralen Kundgebung in Magdeburg ist keiner von uns dabei", erklärt die Leiterin der Schule, Bärbel Krötzsch.