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Bootshaus-Kommune gibt den Ausschlag

Von Karin Großmann 19.11.2006, 16:48

Weißenfels/MZ. - Auch aus der Bootshaus-Kommune waren einige am Freitagabend ins Café Centra an den Weißenfelser Markt gekommen. Die erinnerten sich dann an die Details der Kurzgeschichte, die der gebürtige Weißenfelser, seit Jahren aber in Jena wohnende Autor Jens-Fietje Dwars, geschrieben hatte. Eingangs des "Treffs bei Kunze" las er sie vor, versetzte die rund 50 interessiert zuhörenden Frauen und Männer - nicht nur ältere Jahrgänge, sondern erfreulicherweise auch junge - in tiefste DDR-Zeit an den Weißenfelser Saalestrand. Zu jener Zeit wuchs Heiner Iseler in Westdeutschland, Aachen auf, wirkte in Ulm. Der Jurist kam nach der Wende in den Osten, als Amtsgerichtsdirektor nach Weißenfels. Jetzt im Ruhestand lebt er in Leißling.

Johannes Kunze, Sachgebietsleiter Kultur im Landratsamt Weißenfels, hatte beide eingeladen, um darüber zu diskutieren, ob sich Träume von Menschen aus Ost und West im einst geteilten Deutschland unterschieden oder gleichen und ob sie sich 15 Jahre nach der Vereinigung erfüllt haben.

Diese Art Podiumsdiskussion, dieses Mal eingebettet in die Literaturtage des Landkreises Weißenfels, gehen auf das Jahr 1993 zurück. Das im Urlaub gelesene Buch "Sorge dich nicht, lebe!" von Dale Carnegie, erklärte der Weißenfelser Volkshochschulleiter Axel Eismann, habe zum ersten philosophischen Abend geführt, aus dem der "Treff bei Kunze" wurde.

Um das Gespräch nach Dwars' Kurzgeschichte in Gang zu bringen, setzte Kunze Schwerpunkte. Was assoziiert der im Osten aufgewachsene jetzt freiberufliche Schriftsteller und der aus dem Westen stammende Jurist mit dem Kommunismus?

"Wir haben in der Schule viele Bilder gemalt", sagte der heute 46-jährige Dwars, darauf hätten sie die Vorstellungen vom Leben im Jahr 2 000 festgehalten. Leider habe er davon keines mehr, forderte aber heutige Lehrer auf: "Lassen Sie Ihre Schüler nach den Träumen von damals recherchieren."

Dass den Menschen heute nicht allein materielle Güter, sondern die Beschäftigung mit Kunst und Kultur Glück bescheren, machten die Zuhörer deutlich. Allerdings legen jungen Menschen auf Kapital mehr Wert, als jene, die auf das Arbeitsleben bereits zurückblicken.