Bildung Bildung: Die große Verunsicherung bei den Grundschulen
WEISSENFELS/LÜTZEN/MZ. - Die Nachricht hat am Mittwoch an den Grundschulen der Region neue Ängste und eine große Verunsicherung ausgelöst: Das Land will die Voraussetzungen für den Betrieb von Grundschulen verschärfen. Ab August 2014 sind mindestens 60 Schüler vorgesehen. Schulen, an die weniger Kinder gehen, dürfen dann nicht mehr betrieben werden. Ab 2017 gilt dann sogar eine Mindestschülerzahl von 80.
Nach den aktuellen Zahlen bringen sieben Schulen im Burgenlandkreis die geforderte Schülerzahl jetzt schon nicht mehr auf, in Weißenfels sind es mit Tagewerben und der mehr als hundert Jahre alten Bildungsstätte in Leißling zwei, in der Stadt Lützen mit Rippach eine. Für den Weißenfelser Oberbürgermeister Robby Risch (parteilos) kamen die neuesten Nachrichten aus dem Land nicht völlig überraschend. Die Stadt sei sich der Situation durchaus bewusst. Erst im Jahr 2011 hatte sie die Grundschulbezirke aufgehoben, um damit das drohende Aus für die kleinsten Grundschulen in Leißling und Tagewerben zumindest hinausschieben zu können. Nun erhöht sich nach Einschätzung des Weißenfelser OB allerdings der Druck auf die Kommune: "Wir werden gezwungen sein, Dinge womöglich früher zu entscheiden." Es gebe jedoch nach wie vor Übergangsfristen. Und die jüngsten Orientierungen des Landes sollten Eltern keineswegs dazu verleiten, ihre Kinder etwa nicht an der von ihnen bisher favorisierten Schule anzumelden.
"Es hat besonders die Eltern schwer getroffen, die im September in Rippach mit ihren Kindern die Einschulung feiern wollen", sagt Lothar Poppe, Ortsbürgermeister von Rippach (parteilos). Während an den Schulen selbst sich am Mittwoch niemand zu den Perspektiven äußern wollte, halten die Ortsbürgermeister sich aber nicht zurück.
"Es ist ein schwieriges und dauerndes Problem um die Schulen", sagt Franz Patzschke, Ortsbürgermeister von Tagewerben (parteilos), denn die Schülerzahlen sinken. Was ihn allerdings aufregt: dass Lösungsmöglichkeiten immer nur derart gesucht werden, dass kleinere Schulen geschlossen werden. "Man darf nicht alles ökonomisch beurteilen. Und außerdem müsste mir doch endlich mal jemand nachweisen, dass größere Einrichtungen tatsächlich effektiver sind", bezweifelt er die Richtigkeit des vom Land gewählten Weges. Am Ende könnte es sogar teurer werden, wenn die Qualität von Ausbildung und Erziehung schlechter wird, befürchtet er.
Auch wenn es augenblicklich für den Grundschulstandort Tagewerben objektiv sehr schlecht aussieht, hegt Patzschke noch etwas Hoffnung, dass der gute Zustand der Tagewerbener Immobilie bei einer neuen Diskussion um die Schulstrukturen ins Gewicht fallen könnte. Es müsse perspektivisch gedacht und auch eingerechnet werden, was in Zukunft mit den Gosecker und Markröhlitzer Schülern werde. Außerdem hält er es wegen des hohen Sanierungsbedarfs an der Uichteritzer Schule zumindest für überlegenswert, die Schüler von dort nach Tagewerben zu schicken.
Die Lützener Verwaltung und Lothar Poppe sind sich in einem Punkt schon einmal einig: Es muss am Ende nicht zu den Schließungen der Schulen kommen, die jetzt genannt sind. Von Schuljahr zu Schuljahr verändern sich die Zahlen. Allerdings spricht Ronny Mank vom Lützener Hauptamt nicht wie Poppe von 25, sondern nur von elf Einschulungen in diesem Jahr in Rippach. Damit wären es ab September nur noch 47 Kinder in Rippach (derzeit 50). Die Veränderung der Schulbezirke hat bisher nicht die erwartete Wirkung gebracht, dass mit den Röckener Schülern Rippach gesunde. Durch freie Träger und Ausnahmegenehmigungen werden 25 Prozent weniger Kinder in Rippach eingeschult als erwartet.
Die Hoffnung auf mehr Schüler, wie sie Großgörschen vor Jahren gerettet hat, als es dort nur 30 Schüler gab (heute 70), teilt Ronny Mank nicht. Spätestens ab 2018 geht die Schülerzahl an allen drei Lützener Grundschulstandorten drastisch zurück. 2025 sind in der gesamten Einheitsgemeinde nur noch 29 Einschulungen prognostiziert. Die Mehrheit wird in Lützen ankommen, wo gegenwärtig 106 Kinder in der Grundschule lernen.
Als selbst in drei Jahren betroffener Vater und Kleingörschener versteht Ronny Mank die Eltern durchaus, die wissen wollen, wo ihre Kinder die Grundschulzeit verbringen werden. Jetzt sieht er Verwaltung und Stadtrat aber erst einmal vor der Aufgabe, die zukünftige Entwicklung der Grundschullandschaft auszudiskutieren. Über Schließungen werde nicht das Ministerium entscheiden, vor Ort müsse so etwas vorausschauend geplant werden.