1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Weißenfels
  6. >
  7. Betriebe öffnen ihre Pforten

Betriebe öffnen ihre Pforten

Von Heike Riedel 05.11.2007, 19:32

Weißenfels/MZ. - Mehr als fünf Prozent der Jugendlichen, die vor wenigen Wochen in ihre Ausbildung gestartet sind, haben diese bereits wieder abgebrochen. Das hat die für den Landessüden zuständige Geschäftsstelle Weißenfels der Industrie- und Handelskammer (IHK) Halle-Dessau aufgerüttelt, sagte deren Leiter Hans-Jürgen Stößer. Sie will nun zwischen Schülern und Unternehmen auch angesichts der Entwicklung der Lehrstellensituation vermitteln.

Denn die Zeit ist absehbar, wo es mehr Ausbildungsplätze geben wird als Bewerber. Im Ziel waren sie sich schnell einig, die Vertreter der Beuditzschule und der Unternehmen aus dem Gewerbegebiet Zorbau. Sie hatte die IHK eingeladen, ein Beispiel zu schaffen, das Schüler besser auf die Anforderungen der Wirtschaft einstellt. Es soll laut Stößer auch dem im Landkreis genauso wie im Land erwarteten niedrigen Bildungsstand der Ausbildungsbewerber etwas entgegensetzen. "Die Schüler sollen wissen, was in dem Beruf auf sie zukommt und überzeugt werden, dass sich ihre Anstrengung auszahlt", so Stößer.

In diesem Jahr habe es weniger Ausbildungsbewerbungen als im vergangenen gegeben, sagte Dirk Jerxsen, Niederlassungsleiter des Großhandelsunternehmens Jomo-Citti. Zwar könne er in der Regel noch aus einer großen Zahl von Bewerbern auswählen, doch wird es immer schwieriger, gute Leute zu bekommen. "Wir bilden bereits seit Jahren regelmäßig aus, doch in diesem nicht. Die jungen Leute haben abgesagt", stellte Achim Schade die aktuelle Situation in der Spedition Krug International dar. Andere hätten die Leistungen nicht gebracht.

Das Leistungsniveau der Bewerber sei spürbar zurückgegangen - insbesondere der Jungen. Es fehle beim Lesen, Schreiben und Rechnen und selbst gesellschaftliche Normen müssten viele junge Leute erst einmal wieder erlernen, schilderten die Unternehmer ihre Erfahrungen. Da könne es nicht reichen, wenn sie ihre Betriebstore öffneten und Schüler einlüden, sich über die Berufe zu informieren.

Schulleiter Reinhard Fekl und Lehrerin Gabriele Walther konnten ihrerseits von den Möglichkeiten im Schulwesen berichten, vom Produktiven Lernen in der Beuditzschule und einer zusätzlich eingeführten Stunde zur Berufsorientierung. Frank Augustiniok von der Arbeitsagentur ergänzte sie mit dem Projekt "Brafo" (Berufswahl richtig angehen, frühzeitig orientieren), mit dem die Arbeitsagentur Schule und Berufspraxis seit September zusammenbringt. Thomas Böhm vom Amt für Wirtschaftsförderung des Burgenlandkreises nannte andere beispielhafte Erfahrungen und sprach sich für vielfältige Maßnahmen aus, die Schule und Wirtschaft frühzeitig verbinden sollten, und in denen das Modellbeispiel Zorbauer Gewerbegebiet - Beuditzschule ein Moment sein könnte.

Für Hans-Jürgen Stößer stand zum Schluss fest, dass er mit elf Unternehmen, die er gewonnen hatte, so schnell wie möglich das Vorhaben umsetzen will. Auch die Schüler, die jetzt vor einer Bewerbung stehen und Interesse zeigen, sich über die angebotenen Berufe zu informieren, erhalten so noch die Möglichkeit dazu. Sie können in den Zorbauer Betrieben erfahren, was zum Beispiel als Mechatroniker, Speditionskaufmann, Lagerist, Kraftfahrer und Zerspaner zu tun ist.