Beherzte Helfer bringen als
WEISSENFELS/MZ. - "Justin gibt sich große Mühe und hat schon Fortschritte gemacht, um seine Schwächen in Mathe und Deutsch abzubauen", schätzt die Erzieherin der Kita ein. In beiden Fächern hatte der Junge eine Vier auf dem Zeugnis der dritten Klasse. "Ich konnte meine Leistungen verbessern. Jetzt stehe ich zwischen Zwei und Drei", berichtet der Viertklässler und ist ganz stolz.
Daniela Hamann bescheinigt dem Pfiffikus ein hohes Leistungspotenzial. "Es fehlen nur die Übung und die Konzentration, denn meistens macht er Flüchtigkeitsfehler, vergisst Buchstaben beim Schreiben oder verwechselt das B mit dem P und das D mit dem T", nennt die 37-Jährige ein paar gravierende Schwächen ihres Schützlings, mit dem die Mutter eines Sohnes sogar einen Vertrag abgeschlossen hat. "Das war am 24. August", erinnert sich Justin und zeigt ein Blatt, auf das er selbst geschrieben hat, sich stets große Mühe zu geben. Außerdem verspricht er, einmal pro Woche für Daniela Hamann Zeit zu haben und sich auf die Übungsstunde vorzubereiten.
Justins Mutter freut sich über den Eifer ihres Sohnes. "Als er mich gefragt hat, ob Frau Hamann mit ihm Lesen, Schreiben und Rechnen üben darf, habe ich sofort ja gesagt", erzählt die junge Frau. Sie gibt zu, dass sie selbst nicht in der Lage sei, ihrem Kind bei der Verbesserung seiner schulischen Leistungen helfen zu können. "Dafür gebe ich auch gerne etwas zurück", erklärt die alleinerziehende Mutter zweier Kinder, die momentan ihre Kraft auf eine Umschulung konzentriert. Justins Mutter bastelt manchmal mit Kindern in der Einrichtung, die ihr Sohn nach der Schule besucht.
"Darüber freuen wir uns", meint Kita-Leiterin Eva Hartmann. Die Chefin wirbt für das Projekt Zeitschenker. "Wir brauchen jeden, der sich das zutraut, der außerdem Geduld mitbringt und ein warmes Herz hat", sagt die 55-Jährige. Inzwischen ist Daniela Hamann längst nicht die einzige Zeitschenkerin, die ehrenamtlich Hilfe für Kindern leisten, die aus sozial schwachen Familien kommen und deren Eltern mit solchen Aufgaben überfordert sind. Eva Hartmann spricht aus langjährigen Erfahrungen. Sie ist froh, dass neben weiteren Erzieherinnen wie Ulrike Rauner auch Frauen aus der Bevölkerung Hilfe angeboten haben.
Kerstin Herrmann und Kerstin Jentsch gehören zu ihnen. Die eine ist Lehrerin für Integration und unterrichtet an der Volkshochschule Deutsch. Die andere hat ihre Arbeit verloren und will nicht zu Hause hocken, sondern sich nützlich machen.
"Ich will Kindern was Gutes tun und brauche selbst Erfolgserlebnisse", erläutert Kerstin Jentsch ihre Motivation, warum sie der elfjährigen Jasmin Zeit schenkt. Eine, die den Hut davor zieht, ist Marion Prokein. Die Leiterin der Herder-Grundschule lobt die Initiative der Kita und will das Projekt unterstützen.