Arbeiten im Heinrich-Schütz-Haus Arbeiten im Heinrich-Schütz-Haus: Holzbohlendecke wird restauriert

weissenfels - Die Temperaturen sind saunahaft, drei Männer stehen auf Rollgerüsten und arbeiten akribisch mit Schablonen und Pinseln. Für Besucher ist der Raum im Erdgeschoss des Weißenfelser Heinrich-Schütz-Hauses abgedeckt und tabu. Aber nur dieser eine Raum, erklärt Henrike Rucker. Ansonsten hat die Gedenkstätte - so wie immer - Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr für Publikum geöffnet.
Restaurierung und Rekonstruktion
Voraussichtlich noch bis Ende März restaurieren im Raum neben dem Eingangsbereich drei Experten die Holzbohlendecke des Renaissancedenkmals in der Nikolaistraße 13. Die freigelegte Akanthusrankenmalerei ist wahrscheinlich die Farbfassung, die der Komponist Heinrich Schütz (1585 bis 1672) als Hauseigentümer und Auftraggeber gesehen hat, vermutet Restaurator Dirk Knüpfer aus Halle. Anlässlich der Bach-Händel-Schütz-Ehrung zu DDR-Zeiten seien die Ranken großflächig übermalt worden, erinnert Knüpfer an das Jahr 1985. „Wir führen sowohl eine Restaurierung als auch eine Rekonstruktion durch“, unterstreicht der 38-Jährige. Beide Maßnahmen seien notwendig, weil auf der einen Deckenhälfte nichts mehr zu sehen ist, auf der anderen dagegen noch Konturen erkennbar sind.
Schablonen als Orientierungshilfe
Knüpfer teilt sich im Team mit den ebenfalls freischaffenden Fachleuten Oliver Raupach und Harald Kühner die Aufgaben. Jeder der Männer hat sein Spezialgebiet, denn die „Spurensucher“ wollen dem Original aus dem 17. Jahrhundert im ehemaligen Alterswohnsitz des Musikers Schütz möglichst nahe kommen. „Das Herantasten an diese Zeit mit ihren damals verwendeten Hölzern und Farben ist für uns die große Herausforderung“, umreist der aus dem sächsischen Zwickau stammende Knüpfer die komplizierte und äußerste Präzision erfordernde Maßnahme mit vielen Arbeitsgängen. Er beschreibt den lockeren Pinselschwung an den Ranken, hat originale Details fotografiert, digital eingespielt und die Konturen dieser Blattmotive wieder sichtbar gemacht und „zusammengestückelt“. Jedes Schmuckelement sei anders. Dafür hat Knüpfer Schablonen angefertigt. Diese bilden die Grundlage, sind Orientierungshilfe und dienen als Übertragungsmedium. „Der Rest wird an der Decke erledigt“, sagt der Diplomrestaurator, der unter anderem in der Templer-Kapelle in Wettin bei Halle, im Bernburger Rathaus und im Schloss Rochlitz in Sachsen seine Visitenkarte abgegeben hat.
Als Malermeister, der sich im hessischen Fulda zum Restaurator im Handwerk ausbilden ließ, erläutert Oliver Raupach (48) die Mixtur der Farben. So sei damals das Rot aus dem Saft der Cochenille-Laus verwendet worden. Heute werde synthetischer Stoff eingesetzt - eine Preisfrage, sagt Raupach. Er verweist auf Leimfarben, unter anderem in Schwarz und Grautönen sowie Mischungen aus Gelb und Blau, die Grün ergeben. Ursprünglich wollten die Restauratoren die Übermalungen von 1985 mit Lösungsmitteln abnehmen. „Das funktioniert aber nicht, weil unsere Vorfahren verschiedene Bindemittel verwendet haben“, weiß der Mann aus Göttingen. (mz)