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30 Jahre Sound-Studio Weißenfels 30 Jahre Sound-Studio Weißenfels: Wie man sich gegen die Konkurrenz behauptet hat

Von Holger Zimmer 07.05.2020, 15:00
Carsten Auert (l.) mit einem Bildschirm, den er ausliefern will. Sein Vater Hans-Dieter war 1990 Initiator der Geschäftsgründung.
Carsten Auert (l.) mit einem Bildschirm, den er ausliefern will. Sein Vater Hans-Dieter war 1990 Initiator der Geschäftsgründung. Holger Zimmer

Weißenfels - Eigentlich wollte Carsten Auert (51), der das Weißenfelser Sound-Studio in der Markwerbener Straße vor 14 Jahren von seinem Vater Hans-Dieter (77) übernommen hat, zum 30. Geschäftsjubiläum mit den Kunden anstoßen. Doch wegen Corona muss das später nachgeholt werden. Warum sie 1990 gerade diese Branche gewählt hatten? „Weil es hier den größten Nachholbedarf gab“, ist vom Senior zu hören.

Denken Vater und Sohn zurück, war schon die Gründung mit vielen Aufregungen verbunden. Zweimal hatte sich Hans-Dieter Auert in DDR-Zeiten selbstständig machen wollen, doch immer wieder wurden ihm Knüppel zwischen die Beine geworfen. Als die Wende kam, war er Betriebs-, Mess-, Steuer- und Regeltechniker in der Schuhfabrik „Banner des Friedens“ und sein Sohn studierte Verfahrenstechnik.

Entfernte Westverwandtschaft stand ihnen hilfreich zur Seite

Entfernte Westverwandtschaft stand ihnen in dieser Zeit hilfreich zur Seite und sorgte dafür, dass Auerts einen Kredit bekamen. Vor allem, um bei westdeutschen Markenfirmen und dem ostdeutschen Hersteller in Staßfurt Fernseh- und Radiotechnik kaufen zu können. Auch ein Abbruchhaus in der Markwerbener Straße musste saniert und das Geschäft eingerichtet werden. Der ehemalige Alteigentümer versuchte, den Kauf erfolglos zu verhindern.

An einem Samstag war dann die Eröffnung. Schon da wurde mit dem späteren offiziellen Umtauschkurs gehandelt. Kostete ein Westfernseher also 800 Westmark, habe man ihn für das Doppelte in Ostmark verkauft. Seinerzeit gab es freilich auch Leute, die die Goldgräberstimmung ausnutzten und auf dem Markt Geräte teuer verkauften. Waren die defekt, kamen die Leute zu Auerts und baten um eine Reparatur.

Nur wenige haben überlebt, das Sound-Studio gehört dazu

Zwischenzeitlich setzte sich Hans-Dieter Auert, der zweifacher Industriemeister war und ein Ingenieurstudium abgeschlossen hatte, noch einmal auf die Schulbank und absolvierte einen Meisterlehrgang, den er mit Bravour abschloss. Übrigens hat er als Elektronikfan bereits ab den 1960er Jahren Fernseher repariert. Sein Sohn Carsten hingegen brach angesichts des wirtschaftlichen Niedergangs der DDR-Industrie sein Studium in Merseburg ab und wurde Rundfunk- und Fernsehtechniker.

Es war jene Zeit, als es in der Stadt 20 Geschäfte dieser Art gab. Nur wenige haben überlebt, das Sound-Studio gehört dazu. Immerhin gelang es oft, die technischen Neuerungen in dieser schnelllebigen Branche den Kunden zuerst zu präsentieren. „Das war schon Mitte der 1990er Jahre so, als wir zu denen gehörten, die Navigationsgeräte in Autos einbauten.“ Und auch den ersten Plasmafernseher, der 23.000 Mark kostete, konnte man zeigen.

Carsten Auert ist froh, dass das Geschäft mit zwei Angestellten so gut läuft. Auch seine Frau stand immer hinter ihm. Weil sie auswärts arbeitete, musste er sich mit um die Kinder kümmern, aber er konnte sich seine Arbeitszeit ja einteilen. Ist also die Corona-Krise überstanden, dann gibt es tatsächlich viele Gründe, um auf das 30. Jubiläum anzustoßen. (mz)