Von Corona ausgebremst Von Corona ausgebremst: Dessauer Unternehmer ist in Texas gestrandet

Rodleben/Kilgore - Noch vor Monaten konnte Carsten Wagner nicht nach Texas reisen, nun sitzt er dort fest. Mitten im „Wilden Westen“ der USA. Wie bei den meisten Unwägbarkeiten in diesen Zeiten hat auch das natürlich mit Corona zu tun.
Immerhin ist es nicht so, dass Wagner dort nichts zu tun hätte. Eher im Gegenteil. Im vergangenen Jahr expandierte der 47-Jährige mit seiner Rodlebener Firma „Wagner Tuning“ ins beschauliche, texanische Kilgore und investierte rund sieben Millionen Euro in den neuen Firmenstandort. Bereits seit April 2020 stehen die Produktionsstätten.
Joe Biden machte die Grenzen für Wagners Mitarbeiter wieder dicht
Bislang dienen sie jedoch vorrangig dem Vertrieb der in Roßlau entwickelten und produzierten Ladeluftkühler, die den Karossen von Autofans bis zu 50 PS extra bringen. Um die Produktion hochzufahren, bräuchte Wagner ein Team aus Deutschland in den Staaten. Doch wegen Corona gibt es noch immer Einreiseprobleme.
Dabei gab es zwischenzeitlich Hoffnung. „Kurz vor Ende seiner Amtszeit hatte Donald Trump noch über die Aufhebung der pandemiebedingten Einreisesperre für Ausländer aus Europa verfügt“, beschreibt Wagner-Sprecherin Marie Schneeweiß.
Ihr Chef konnte daraufhin Anfang Februar mit einem Investorenvisum in die USA einreisen. Kurz danach habe der amtierende US-Präsident Joe Biden Trumps Entscheidung allerdings wieder rückgängig gemacht.
Mit Pick-up-Truck und einem neuen Firmen-Trailer besucht er aktuell ein großes Tuning-Event bei Houston
„Dadurch kann niemand von uns zum neuen Firmenstandort nach Texas, um vor Ort neue Mitarbeiter anzulernen und die Entwicklung weiter voranzutreiben“, so Schneeweiß. Nicht einmal Carsten Wagners Familie dürfe momentan einreisen.
Bei einer Rückkehr nach Deutschland würde der Dessau-Roßlauer wiederum Gefahr laufen, wieder monatelang nicht nach Texas zu kommen. Dadurch sitzt er fest.
Doch untätig ist Carsten Wagner nicht. Mit Pick-up-Truck und einem neuen Firmen-Trailer besucht er aktuell ein großes Tuning-Event bei Houston, namens „TX2K“.
Dort will er seine Ladeluftkühler „Made in Germany“ unter die Leute bringen. Das „TX2K“ ist dabei nicht nur eine Art Messe, sondern in erster Linie ein sogenanntes „Drag Race“. Aufgemotzte Autos messen sich bei einem Beschleunigungsrennen aus dem Stand über die Distanz einer Viertelmeile (402 Meter).
Anhänger als eine Art rollbares Regal, in dem die Ladeluftkühler der Rodlebener ausgestellt sind
Extra dafür hat sich Wagner nicht nur in Windeseile den riesigen Trailer, der eher einem Lkw-Anhänger gleicht, angeschafft, sondern diesen auch noch binnen weniger Tage komplett umgestaltet.
„Das Design entwickelte unser Mitarbeiter Denis Zimmermann hier in Deutschland“, berichtet Marie Schneeweiß. Die Schwierigkeit: Zimmermann standen nichts als technische Zeichnungen vom Anhänger zur Verfügung. Sämtliche Maße musste er erst ins metrische System umrechnen. „Er koordinierte dann alles mit der Firma, die den Trailer in Texas beklebt hat.“ Das Ganze habe nur eine Woche gedauert.
Nun wird der Anhänger als eine Art rollbares Regal, in dem die Ladeluftkühler der Rodlebener ausgestellt sind, die Messen und Events in den USA abklappern. Bis die Produktion in Kilgore läuft, könnte der US-Kundenstamm auf diese Weise schon einmal weiter wachsen. (mz)