1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Sangerhausen
  6. >
  7. Zutat geheim: Zutat geheim: Geheimsache Wurst in Stolberg

Zutat geheim Zutat geheim: Geheimsache Wurst in Stolberg

Von Lucas Wölbing 10.08.2015, 06:15
Koch Thomas Braband ist nach dran an den Lerchen. Doch das bedeutet noch lange nicht, dass er die geheime Rezeptur kennt.
Koch Thomas Braband ist nach dran an den Lerchen. Doch das bedeutet noch lange nicht, dass er die geheime Rezeptur kennt. Maik Schumann Lizenz

Stolberg - Ja, wer weiß es denn nun? Wer kennt die Zutat, über die niemand sprechen will und wer wäre bereit, sein Schweigen zu brechen? Dass die Stolberger Lerche eine Wurst ist, die pfeift, wenn sie in die Pfanne kommt, ist mittlerweile auch Auswärtigen zu Ohren gekommen. Sogar echte Fans hat die kleine Leckerei bekommen. Extra wegen ihr pilgern sie in den Harz, doch das Geheimrezept verrät ihnen niemand. Vielleicht rückt ja zum diesjährigen Lerchenfest jemand mit der Sprache raus?

Ihre Lerchen stellen die Stolberger Metzger schon seit Jahrhunderten her. So richtig populär in den Pfannen der Welt wurden sie allerdings erst 1871. Damals befanden sich Preußen und Frankreich im Krieg und Fleischermeister Mansfeld schickte seine Lerchen per Feldpost an die Front. Zufällig trafen sie genau den Geschmack des Kronprinzen und die Stolberger Wurst war ab sofort „geadelt“ und begehrt.

Bereits am Seigerturm wird für das Fest in der Altstadt Wegezoll kassiert. Anna (18) und Lucie (12) nehmen hier das Geld entgegen. Zwar sind beide echte Lerchen-Liebhaber und freuen sich schon auf den großen Tag, doch beim Rezept können auch sie nur raten. Dafür haben sie eine Empfehlung parat: „Lerche schmeckt zwar im Brötchen, noch besser aber mit Grünkohl oder Kartoffeln“, meint Anna.

Trotzdem bevorzugen viele Gäste die klassische Variante: Lerche ins Brot und ordentlich Senf drüber - so können sie ihre Wurst auch im Stehen genießen. Zwischen 700 und 800 Stück werden zum Lerchenfest auf diese Art oder mit Beilage verkauft. Nicht mitgezählt sind da natürlich die Exemplare, die auch so übers Jahr verteilt über die Ladentheke wandern.

Die Würste, das weiß Claudia Hacker von der Touristinformation, schmecken nämlich auch im Winter. Da gibt es dann Grünkohl dazu. „Als Geschenk und Stolberger Mitbringsel eignen sie sich immer“, sagt sie. Wenn Hacker überlegt, wie viele Lerchen sie selbst von Januar bis Dezember verdrückt, kommt sie bestimmt auf 25.

Die Rezeptur wird aber auch ihr immer noch verheimlicht. Thomas Braband ist da schon etwas näher dran - an der Quelle des Geheimnisses. In den Hotels „Kupfer“ und „Zum Kanzler“, wo die Original-Lerchen zu Hause sind, steht er am Herd. Bei der Frage nach der ominösen Zutat verweist er aber an seine Chefin Kristin Dübner.

Diese Geheimnisträgerin hält ihre Hände über die Formel, die ihr einst ein Herr Kupfer, Vorbesitzer des gleichnamigen Gasthauses, anvertraute. Außer ihrem Mann und dem Metzger wissen nur eine Hand voll Auserwählter um die Lösung des Rätsels. Schweine- und Rindfleisch soll in der Wurst im Ziegendarm sein. Über die Gewürze, das eigentliche Geheimnis, wird allerdings geschwiegen. Eine Antwort lässt sich auch Frau Dübner nicht entlocken.

Die Lerchen mag sie - wie könnte es anders sein - auch selbst. „Manche meiner Angestellten essen sogar täglich eine“, erzählt sie lächelnd. Die Wirtin ist da etwas zurückhaltender: „Im Sommer lassen Lerchen sich aber prima mit Salat kombinieren“, empfiehlt sie. (mz)

Lucie (li.) und Anna trieben am Saigerturm den Wegezoll ein.
Lucie (li.) und Anna trieben am Saigerturm den Wegezoll ein.
Schumann Lizenz