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Ein Haus voller Geschichte Was die Kita-Kinder im Schloss in Brücken entdeckten - Begegnung mit einem Geist inklusive

Die Mädchen und Jungen der Kita „Sonnenschein“ in Brücken erforschen das Schloss vom Keller bis zum Dachboden. Sogar ein Geist freut sich über ihren Besuch.

Von Steffi Rohland 22.06.2024, 10:00
In den Kellerräumen brauchte man eine Taschenlampe. Das war für die Knirpse ganz spannend.
In den Kellerräumen brauchte man eine Taschenlampe. Das war für die Knirpse ganz spannend. (Foto: Maik Schumann)

Brücken/MZ. - Dunkel und kühl ist es in dem Raum, der vor Jahrzehnten durch Bretterverschläge in mehrere Kammern unterteilt wurde. Durch ein schmales Fenster fällt wenig Licht. Aber das macht den Mädchen und Jungen der Kindertagesstätte „Sonnenschein“ in Brücken nichts aus. Die Lichtkegel ihrer Taschenlampen wandern an den dicken Mauern entlang.

Leuchtende Kinderaugen

Noch mehr als die Lichter der Taschenlampen leuchten die Augen der Kinder. War es doch schon lange ihr Wunsch, das große Gebäude neben der Mühle einmal von innen zu sehen. Das Brücksche Schloss ähnelt zwar keineswegs den Abbildungen in den Märchenbüchern.

Aber das Gebäude zieht die Kinder magisch an. „Wir kommen oft hierher“, sagte Kita-Leiterin Steffi Kubaschewski. „Im Herbst sammeln wir immer die Kastanien vor dem Haus.“ Während eines Märchenprojektes haben die Kinder das 1525 in der heutigen Form errichtete Gebäude gemalt.

„Wir haben gestaunt, wie genau die Kinder das Schloss betrachtet haben“, sagte Kubaschewski. „Kleinste Details, wie die Rohre und Leitungen an der Fassade, wurden gezeichnet.“ Die Kinder kannten bereits die Tür der Wächterstube. Ungezählte Male hatten sie hier erfolglos nach einem Wächter Ausschau gehalten.

Auch in der oberen Etage gab es viel zu entdecken. Die Wohnung war bis vor wenigen Jahren bewohnt.
Auch in der oberen Etage gab es viel zu entdecken. Die Wohnung war bis vor wenigen Jahren bewohnt.
(Foto: Maik Schumann)

Die Geschichte des Schlosses geht weit zurück

Nun erfüllte Bürgermeister Christoph Vogler den Kindern den Wunsch, das Gebäude auch einmal von innen zu sehen. Er hatte viel Spaß daran, Geschichten über klirrende Ketten in Kellergewölben zu erzählen. „Hier haben früher Ritter und Grafen gewohnt“, sagt er. „Und Oma Gisi“, ergänzte die kleine Mara Vater stolz.

Sichtlich überrascht, überließ Vogler daraufhin die weitere Führung der Ortschronistin Brigitte Großer. Sie bestätigte, dass besagte Oma Gisi tatsächlich nach dem Zweiten Weltkrieg hier gewohnt hat. „Der Vater von Gisela Tügel war nämlich der letzte Verwalter des Schlosses“, sagte Großer. Aber die Geschichte des Schlosses geht weit zurück.

1491 hatte Freiherr Hans von Werthern das Schloss Brücken von einem Herrn von Witzleben gekauft. Von Werthern war seinerzeit eine bedeutende Persönlichkeit. Er war Erbkammertürhüter bei Kaiser Maximilian I. Im Jahre 1501 wurde er von Herzog Georg mit dem Amt Brücken beliehen.

Hans von Werthern erhielt alle Steuern aus den Orten Brücken, Hohlstedt und den untergegangenen Dörfern (Wüstungen) Jahrfeld und Stedten. Unter seiner Herrschaft gab es auch den Hexenprozess gegen Jutte Stultzing in Brücken. Die Grabmale einiger Nachfahren befinden sich in der Kirche Sankt Aegidius. Das Schloss übernahm später eine Familie Hertzer.

Das Schlossgespenst war schnell enttarnt.
Das Schlossgespenst war schnell enttarnt.
(Foto: Maik Schumann)

Begegnung mit dem Schlossgeist

Das Gebäude, das zum großen Teil der Gemeinde gehört, ist noch gar nicht so lange unbewohnt. Der letzte Mieter ist erst vor acht Jahren ausgezogen. Deshalb konnte Brigitte Großer den Kindern die frühere Einrichtung der Waschküche mit hölzernem Waschbottich und Wäscherolle beschreiben. Trotz Spinnweben in den gewölbten Räumen, blickten sie in jede Ecke.

Bevor die Mädchen und Jungen dann auch in der oberen Etage auf Entdeckungstour gingen, gab es eine besondere Begegnung mit einem Schlossgeist. Das zunächst mit viel Geschrei empfangene Gespenst kam langsam die Treppe herunter. Es freute sich offensichtlich über die zahlreichen Besucher und war sehr schnell enttarnt.

Das ermutigte die kleinen Forscher die Expedition bis zum Dachboden fortzusetzen. Auch hier zeigte sich ihr Blick fürs Detail. Sie entdeckten jahrzehntealte Schuhe, die wahrscheinlich noch aus der Zeit der Umsiedler stammten, die nach dem Zweiten Weltkrieg hier einquartiert wurden. „Das Haus steckt voller Geschichte“, sagte Brigitte Großer. „Wir sollten aufräumen und nächstes Jahr ein Schlossfest feiern.“