Verkehr Verkehr: Abgebaut

KELBRA/MZ - Kelbra zieht die Notbremse: Seit Dienstag verweist die Kleinstadt nicht mehr auf den länderübergreifenden Kyffhäuser-Radweg entlang der früheren Kleinbahntrasse in Richtung Tilleda. Grund ist der schlechte Bauzustand.
Mitarbeiter des Bauhofs haben deshalb die Hinweistafeln entfernt - schweren Herzens, wie Kelbras Bürgermeister Lothar Bornkessel (parteilos) sagte. Denn die Kelbraer würden sich wünschen, dass die acht Kilometer saniert werden. So wie der Weg jetzt aussehe, könne man ihn nicht mehr vermarkten. Zum Teil reiht sich dort eine Bodenwelle an die andere, vielerorts ist der Asphaltbelag aufgebrochen und so löchrig, dass er nur noch schwer zu befahren ist. Und so soll die Demontage der Schilder auch eine Art Hilferuf sein. Denn in den vergangenen Jahren hatte es immer wieder Beschwerden gegeben.
Die Radstrecke entlang des alten Bahndammes war in den 90er Jahren im Rahmen eines ABM-Projektes geschaffen worden. Nach dem Ausbau der Schwellen wurde laut dem Bürgermeister aber der Untergrund nicht richtig verdichtet, so dass die Wellen entstanden sind, die nun für die Probleme sorgen.
Der Haushalt wird überfordert
Ein Planungsbüro hat im Auftrag der Stadt kürzlich errechnet, das die Sanierung rund 980 000 Euro kosten würde. Geld, das Kelbra nicht habe. „Selbst bei einer Förderung von 50 Prozent würde das den Kelbraer Haushalt bei weitem überfordern“, sagte der Bürgermeister. Die Stadt hofft deshalb auf Unterstützung - auch wenn im Moment niemand so richtig weiß, woher sie genau kommen soll. Bornkessel hat verschiedene Behörden und auch Landtagsabgeordnete um Hilfe gebeten.
Der Bürgermeister verweist aber darauf, dass der Weg trotz der abgebauten Hinweisschilder weiter genutzt werden kann. An eine generelle Sperrung sei nicht gedacht.
Herbert Knischka, Chef des Kyffhäuser Tourismusverbandes, der den Weg vermarktet, zeigte sich am Dienstag von der Demontage-Aktion überrascht. Aber auch der Tourismusverband ärgert sich seit langem über den Wege-Zustand am Nordrand des Kyffhäusergebirges. Dabei gehöre die dortige Strecke zu den landschaftlich schönsten Radwegen, die die Region zu bieten habe. Mit seinen 36 Kilometern Länge sei der Kyffhäuser-Radweg zudem ideal für Tagestouren mit der Familie.
In den neuen Prospekten will er nun eine Alternativroute vermerken: Die soll künftig von Kelbra über vorhandene Radwege nach Berga und von dort weiter nach Roßla führen. Dann müssten die Radler ein Stück Straße in Kauf nehmen, bevor der Weg bei Sittendorf wieder auf die alte Bahntrasse in Richtung Tilleda mündet. „Der Weg ist zwar wirklich nicht von Qualität. Er kann meiner Meinung nach zwischen Sittendorf und Tilleda aber noch befahren werden“, so Knischka. „Der andere Abschnitt zwischen Kelbra und Sittendorf ist schlimmer.“ Generell würde er sich wünschen, dass die Strecke endlich saniert wird. Im Kyffhäuserkreis soll das in diesem Jahr geschehen. Dort ist laut Knischka geplant, den ebenfalls schlechten Abschnitt zwischen Bad Frankenhausen und Rottleben in Ordnung zu bringen. Das soll im Zuge des Baus des Unstrut-Werra-Radweges geschehen. „Deshalb wäre es schön, wenn sich auch in Sachsen-Anhalt etwas tun würde“, sagt der Verbandschef.
Die Stadt Kelbra ist zuständig
Der Regionalbereich Süd der Landesstraßenbaubehörde winkt aber weiter ab: „Für den Abschnitt ist nun einmal die Stadt Kelbra zuständig“, sagt Fachgruppenleiter Gerd Hornickel. Die Straßenbaubehörde kümmere sich nur um straßenbegleitende Radwege, und das Stück zwischen Kelbra und Sittendorf verlaufe einige hundert Meter neben der Landesstraße. Zudem sei die Stadt Baulastträger und damit auch für Investitionen zuständig. In diesem Jahr werde aber zumindest der weiterführende Abschnitt des Weges zwischen Tilleda und Hackpfüffel, der direkt an der Landesstraße verläuft, saniert. „Im Herbst wird er fertig sein“, so Hornickel.
Der CDU-Landtagsabgeordnete André Schröder, der auch Fraktionschef seiner Partei im Landtag ist, brachte am Dienstagabend eine neue Idee ins Spiel: Demnach könnte die Sanierung des Radweges vielleicht im Rahmen des ländlichen Wegebaus gefördert werden. Man müsse aber sehen, wie man der Stadt helfe und ihren notwendigen Eigenanteil zumindest teilweise ersetze. Schröder will deshalb den Landkreis ansprechen, ob hier nicht Mittel aus dem Zukunftsfonds fließen können, der aus dem Erlös des Krankenhaus-Verkaufs an die Helios-Gruppe gebildet worden war. Der ländliche Wegebau wird vom Amt für Landwirtschaft und Flurneuordnung mit bis zu 65 Prozent gefördert.