Umweltfrevel in Sangerhausen Umweltfrevel in Sangerhausen: Wilde Deponie in der Stadt

Sangerhausen - Heinz Günter Weinreich findet deutliche Worte für das Objekt des Ungemachs; ein illegales Mülllager an der Abbiegung der Karl-Bosse-Straße in die Nordstraße der Kreisstadt. „Das ist einfach eine Schande und nur, weil die Leute faul sind, die Sachen wegzubringen“, regt sich der Sangerhäuser auf. Mehrmals wöchentlich fährt er an besagter Stelle vorbei. Immer wieder kriecht Ärger ob des mangelnden Umweltbewusstseins der Sünder in ihm hoch. Vor acht Wochen etwa habe sich der Platz direkt an der Straße zu einer illegalen Mülldeponie entwickelt. Angefangen habe es mit Grünschnitt. Inzwischen finden sich Autoersatzteile, Gummi, Gartenstühle, Laminatreste, Puppenkörper, Handtaschen, ein Swimmingpool und sogar ein Sessel an dem Platz. Diese Aufzählung könnte aber noch fortgesetzt werden.
Anwohner reagiert mit Unverständnis
Das sorgt für Unverständnis bei Weinreich. „Selbst wenn die Leute hier ihren Grünschnitt hinbringen würden, könnten sie doch vorher beim Wertstoffhof anrufen und Bescheid sagen“, meint er. Der Gartenstuhl aus Plaste hätte doch beim Wertstoffhof sogar kostenlos abgegeben können. Als der Müllhaufen noch kleiner war, erinnert er sich, hätten Bauhofmitarbeiter den Müll mehrfach abtransportiert. Manchmal habe er den Müll teilweise selbst zum Wertstoffhof gefahren oder entsorgt. Wohlbemerkt auf eigene Kosten. „Ich habe in Richtung Butterberg noch ein Wochenendhaus. Auch da findet man allenthalben Müll, aber längst nicht so viel wie hier“, so Weinreich.
Keine Hinweise auf Müllsünder
Woher die Ablagerungen stammen? Aus den Gärten, erzählt eine Frau, die ihren Namen nicht genannt haben möchte, die gegenüber des vermüllten Platzes wohnt. In der vergangenen Woche habe sie deshalb das Ordnungsamt der Stadt darauf aufmerksam gemacht. Doch ihr seien nur wenig Hoffnungen gemacht worden, die Verantwortlichen aufzugreifen. Denn das Problem für die Behörden: Sie müssen den Delinquenten in flagranti beim illegalen Müllabladen antreffen, ansonsten seien ihnen die Hände gebunden, sagt Marina Becker, Pressesprecherin der Stadt Sangerhausen. Das Problem der illegalen Müllablagerung an diesem Standort sei der Stadt allerdings seit längerem bekannt. Dabei handele es sich nach Beckers Aussagen um ein öffentlich zugängliches Privatgrundstück. Man habe in den illegal entsorgten Sachen nach Adressaufklebern oder anderen Hinweisen auf die Identität der Müllsünder gesucht. Gefunden wurde nichts. „Natürlich sind wir nicht die Polizei, trotzdem haben wir in der Nachbarschaft Befragungen durchgeführt“, so die Stadtsprecherin. Ebenfalls erfolglos.
Allerdings wurde für die Situation in der Nordstraße eine Lösung gefunden: „Der Eigenbetrieb Abfallwirtschaft und die RES werden den Müll entsorgen“. Für beide Betriebe entstehen Kosten; wenn auch noch nicht absehbar, in welchem Rahmen diese sich befänden. (mz)