Technisches Denkmal Technisches Denkmal: Neustart am Röhrgraben?

SANGERHAUSEN/MZ - Zugewuchert, die Betonsohle vielerorts kaputt, zum Großteil ohne Wasser: Der Röhrgraben in Sangerhausen, der die Rosariumsteiche speiste, bietet derzeit kein schönes Bild. Dabei handelt es sich bei dem 7,3 Kilometer langen Graben, der von Emseloh bis nach Sangerhausen führt, um ein einzigartiges technisches Denkmal. Seine Ursprünge gehen auf eine hölzerne Wasserleitung zurück, die 1532 von Mönchen angelegt worden sein soll, um Sangerhausen mit Trinkwasser zu versorgen.
Geschickt hatten die Erbauer das nur ganz geringe natürliche Gefälle ausgenutzt und den Graben zwischen Emseloh und Sangerhausen geschaffen. Er ist heute noch auf ganzer Länge zu sehen. Und obwohl in den vergangenen Jahren bei Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen versucht wurde, die historische Wasserleitung zu erhalten, funktioniert sie nicht mehr.
„Am Ende ist viel Geld investiert worden, bei den Maßnahmen aber nur Stückwerk entstanden“, sagte Günter Prause, der für die Linkspartei im Stadtrat sitzt und sich seit längerem um den Erhalt des Denkmales kümmert. Gestern hatte er Vertreter des Landesamtes für Denkmalpflege, der unteren Denkmalschutzbehörde beim Landkreis und der Stadtverwaltung zu einer Exkursion an den Graben eingeladen. Gemeinsam sollte dabei nach Wegen gesucht werden, ihn auch für kommende Generationen zu erhalten. Der Röhrgraben sei kulturgeschichtlich und technisch weit und breit einzigartig. „So etwas gibt es nach meinem Wissen sonst nur noch in Südtirol“, lobte Mathias Köhler vom Landesamt für Denkmalpflege.
Das Denkmal wieder herzurichten, dürfte aber schwierig werden: Denn überall fehlt das Geld. Rainer Hahnemann, Fachdienstleiter für Tiefbau bei der Stadt, schätzte die Kosten für eine Komplettsanierung auf mindestens 750 000 Euro. Außerdem müsste der Graben dauerhaft gepflegt werden, damit er nicht wieder zuwuchert. Geld dafür habe die Stadt aber nicht.
Dazu komme, dass der Röhrgraben keine Aufgabe mehr habe. Die Rosariumsteiche werden seit längerem von einem Brunnen gespeist. Dennoch soll versucht werden, das Denkmal zu erhalten. „Was bis 1990 möglich war, muss auch jetzt gehen“, sagte Prause.
Brigitte Hornbogen, Mitarbeiterin der unteren Denkmalschutzbehörde, sagte zu, nach Fördermöglichkeiten Ausschau zu halten. Immerhin gebe es ein Programm Gartenträume, zu dem das Europa-Rosarium gehöre. Der notwendige Eigenanteil der Stadt könnte eventuell über Mittel der Lotto GmbH oder aus dem Zukunftsfonds aufgebracht werden, der nach dem Verkauf der Kreiskrankenhäuser an die Helios-Gruppe gebildet worden war.
„Eine Lösung muss gefunden werden“, forderte Prause. „Wir können den Röhrgraben nicht weiter verschlampen lassen wie in den letzten 25 Jahren.“