Stein am Fluss erinnert an die vier größten Hochwasser in Berga
BERGA/MZ. - Beim Abtragen des Fußsteges neben der Thyrabrücke wurden in Sommer diesen Jahres neben einer bereits bekannten Hochwassermarke zwei weitere entdeckt. Sie waren durch den in den 1960er Jahren errichteten Steg verdeckt und in Vergessenheit geraten.
Der ortsansässige Heimatforscher Manfred Schröter blieb den vier Steinen nach Bekanntwerden immer auf der Spur. Ein Wiedereinsetzen in die nördliche Brückenwange schied aus. Der neue Fußsteg hätte sie alle verdeckt. Da entschied man sich für ein Postament unmittelbar neben der Brücke am westlichen Ufer.
Manfred Schröter war nach Fertigstellung desselben begeistert. "Nun sieht man die Marken ganz deutlich", sagte er. Auch Bauleiter Wolfgang Römer ist mit der Arbeit des Maurers Uwe Gregor zufrieden. Die Höhe der Marken stimmt wieder exakt. Sie wurden vor dem Abtragen genau eingemessen und dementsprechend wieder auf Höhe gebracht.
Auf den vier Steinen sind die Hochwasserstände vom 25. Januar 1834, vom 9. Februar 1946 und vom 14. Januar 1948 mit einer Fuge und dem jeweiligen Datum gekennzeichnet.
Im Januar 1834 hatte die in den Jahren 1825 bis 1826 errichtete Brücke ihre erste große Bewährungsprobe. In der Pfarrchronik von Berga heißt es dazu: "In der Nacht vom 24. zum 25. Januar 1834 schwoll die Thyra so hoch an, dass sie den größten Teil des Ortes überschwemmte. Das ganze Unterdorf und ein Teil des Oberdorfes wurden überflutet. Die Gefahr kam so schnell, das man das Vieh und die Vorräte mitten in der Nacht schon fast aus dem Wasser ziehen musste, um es zu retten. Kleinere Häuser mussten sogar von den Bewohnern verlassen werden."
Über die neue Brücke am Ortseingang vermerkte der damalige Chronist: "Ein besonderes Unglück war, dass die Chausseebrücke mit ihren engen Bogen den Strom nicht fasste. Das Wasser staute sich, strömte über die Ufer und drang in den Ort ein." Zum Glück für die Bergaer sank bereits am Morgen des 15. Januar der Wasserspiegel. Trotzdem waren große Schäden an den Gebäuden und Vorräten entstanden.
Den bisher höchsten an der Thyrabrücke registrierten Wasserstand erreichte die Hochwasserwelle am 9. Februar 1946. Damals brach sogar der Damm am heutigen Feuerwehrgerätehaus und die Fluten ergossen sich in die Dorfstraßen. Die jüngste Marke wurde nach dem 14. Januar 1948 angebracht. Damals baten einige Mütter aus dem Ort den Lehrer Arno Ottilie ihre Kinder doch früher aus der Schule zu lassen: Die Thyra hatte in kurzer Zeit bereits das ganze Unterdorf überflutet. In der folgenden Nacht wurde das Dorf durch Glockengeläut geweckt.
"Mit Windlichtern ausgerüstet trieben die Bauern das Vieh aus den Ställen", schreibt Ottilie damals in seiner Chronik über die Hochwassernacht. "Entlang der Lindenstraße errichtete man vor den Gehöften Dämme aus Mist, um die Wassermassen abzuleiten. Es war eine unheimliche Nacht! Am nächsten Morgen wehte auf dem Dach des Schützenhauses auf der Mause eine weiße Fahne. Die Familie musste mit einem Boot evakuiert werden."