Schaubergwerk Röhrigschacht Wettelrode Schaubergwerk Röhrigschacht Wettelrode: Torsten Müller ist neuer Leiter des Museums

Wettelrode - Torsten Müller öffnet das schwere Schmiedetor mit Leichtigkeit. Es quietscht nicht, ist gut geölt und gepflegt - so wie das gesamte Gelände dahinter. In Gold ist die Zahl 1876 eingearbeitet. Das Jahr, in dem der Röhrigschacht Wettelrode geteuft wurde. Auf das „Guten Morgen“ entgegnet Müller: „Glück auf! Hier oben heißt das Glück auf!“
Bergmann aus Leidenschaft
Torsten Müller, 47, ist Bergmann aus Leidenschaft. Und seit zwei Wochen Leiter des Schaubergwerks Röhrigschacht Wettelrode. Wie jemand, der jahrelang in einem Salzbergwerk gearbeitet hat, sieht er nicht aus. Der Händedruck ist zwar kräftig, aber Müller trägt Jeans und ein weißes Hemd. Wenn da nicht die schwarze Lederweste mit Bergmanns-Wappen auf den Knöpfen wäre. „Ich will ja zeigen, wofür ich stehe“, sagt er. Im Dezember hatte sich der gebürtige Sondershäuser auf die Stelle beworben, die vorher 13 Jahre von Erich Hartung bekleidet wurde. Müller suchte eine neue anspruchsvolle Aufgabe, am liebsten in „seinem Bergbau“.
Das war nicht immer so. 1985 war sein Traumberuf noch Kfz-Schlosser. Denn an Motorrädern zu schrauben hatte ihm immer Spaß gemacht. Damit war er nicht alleine, weshalb es damals meist nur die Möglichkeit gab, durch einen längeren Militärdienst die begehrte Ausbildung machen zu können. „Ich wollte aber nicht zur Armee, also brauchte ich etwas anderes“, erzählt Müller. Man bot ihm wegen seines technischen Interesses den Facharbeiter für Bergbautechnik an - und Müller stimmte notgedrungen zu. Einziger Hoffnungsschimmer: Unter Tage gab es eben auch viele Maschinen, die bedient und gewartet werden mussten.
An seinen ersten Tag im Kali-Werk Glück auf Sondershausen erinnert er sich noch genau. „Da öffneten sich unten die Tore und alles war weiß gepudert, einfach wunderschön.“ Weil er nicht nur das Salz in den Kali-Stollen hin- und herfahren wollte, machte er eine Weiterbildung, um Bohrwagen bedienen zu dürfen. Das fand er interessanter, weil seine Löcher den kompletten Abbau beeinflussten. Der Enthusiasmus hielt bis zur Wende, als das Kali-Werk geschlossen werden sollte und daraufhin die jüngere Belegschaft laut Sozialplan entlassen wurde. Torsten Müller lernte um - natürlich zum Kfz-Schlosser. Als man das Werk 1990 in die Mitteldeutsche Kali-AG überführte, konnte die Schließung jedoch abgewandt werden. Und Müller fing 1999 als Großgerätefahrer in der Bergtechnik wieder an. Als 2011 sein Chef wegging, übernahm er kommissarisch die Leitung. Für die Anstellung als Abteilungsleiter fehlte ihm aber die Ausbildung, weshalb er vier Jahre lang nebenberuflich den Techniker im Maschinenbau machte. „Jeder, der sowas kennt, weiß von der Belastung. Für alle anderen: Es gibt kaum Freizeit und selten ein freies Wochenende“, sagt Müller. Nach dem Abschluss wollte er die Stelle einem Jüngeren überlassen und kam so auf Wettelrode.
Vom Salzbergbau zum Kupferschieferbergbau
„Das ist ein komplett neues Gebiet für mich, in das ich mich mit Hilfe meines Vorgängers einarbeiten muss“, gibt der Vater eines Bergbau-Ingenieurs und Sohn eines Bergmanns zu. Kupferschieferbergbau, wie in Wettelrode, unterscheide sich grundlegend vom Salzbergbau. Zudem sei er nun nicht reiner Techniker, sondern stehe als Museumsleiter mehr in der Öffentlichkeit. Was aber durchaus seine Reize habe. So führen er und seine sechs Mitarbeiter Touristen, Fachleute und Schulklassen in die historischen Schächte. „Wir wollen das Wissen, das seit Jahrhunderten weitergegeben wird, den nächsten Generationen vermitteln“, sagt Müller. Die Aufgabe des Museums sieht er als besonders wichtig an. „Wird das nicht weiter gepflegt, geht die Tradition, die unsere Region so lange geprägt hat, verloren“, sagt Müller. Deshalb hofft er, genau so wie Erich Hartung, das Amt irgendwann an einen Nachfolger abgeben zu können. (mz)