Sangerhausen Sangerhausen: Stolperstein erinnert an Adele Hampel
Sangerhausen/MZ. - Stolpersteine in Sangerhausen: In der Göpenstraße und der Hüttenstraße sind am Montagnachmittag Stolpersteine zum Gedenken an jüdische Menschen verlegt worden, die während der Zeit des Faschismus von den Nazis deportiert und ermordet wurden. Etwa 100 Sangerhäuser und Gäste nahmen an der bewegenden Gedenkfeier teil, die von der Initiative "Erinnern und Gedenken" organisiert worden ist.
Der Pflasterstein in der Göpenstraße 10 erinnert an Adele Hampel, die dort mit ihrem Mann Paul ein Spielwarengeschäft hatte, aus Wippra stammte und 67-jährig im Konzentrationslager Theresienstadt starb. Vier Pflastersteine in der Hüttenstraße 26 sollen die Erinnerung an das Schicksal dreier Generationen der Familie Fleischmann wachhalten. Der Vieh- und Pferdehändler Otto Fleischmann und seine Frau Rosa, beide Anfang 60, verloren ihr Leben am 3. Juni 1942 in den Gaskammern von Sobibor. Gemeinsam mit ihrer Tochter Jutta Bernstein und der gerade vierjährigen Enkelin Eva. "Sie haben nichts verbrochen", sagt Mario Milde von der Sangerhäuser Initiative, "als der falschen Rasse und der falschen Glaubensgemeinschaft anzugehören." Besonders bewegend: Eine Spielgefährtin Evas hat bis heute ein Schwarz-Weiß-Foto aus der Kindheit aufbewahrt.
Ein Bläserensemble der Kreismusikschule und die Theatergruppe des Sangerhäuser Geschwister-Scholl-Gymnasiums umrahmten die Gedenkveranstaltung. Mit getragenen Melodien. Einer knappen und umso erschreckenderen Aufzählung der politischen Ziele und sich verschärfenden staatlich-gesellschaftlichen Repressionen gegenüber der jüdischen Bevölkerung, die auch Familien wie die Fleischmanns oder Adele Hampel aus Sangerhausen trafen und ihnen schließlich zum Verhängnis wurden. Derartiges sollte es im Nachkriegsdeutschland nie wieder geben. Die Schüler zitierten aus dem Grundgesetz der Bundesrepublik: Die Würde des Menschen ist unantastbar, und vor dem Gesetz sind alle Menschen gleich.
Das Verlegen der messingfarbenen Steine, sagt der Kölner Künstler Gunter Demnig, soll die Passanten aufmerksam machen. Sie sollten "mit dem Kopf darüber stolpern", beim Nachrechnen vielleicht sogar feststellen, dass der Ermordete gerade so alt gewesen sei wie sie selbst. So könne man dem Grauen jener Zeit ein Gesicht geben. "Ich weiß, dass die Steine nicht allen gefallen werden", sagt Demnig, Und er wisse auch um die Kritik, man "trample" auf den Steinen herum. Doch wer die Inschrift mit dem Namen, dem Geburts- und Sterbeort und den Daten lese, der verneige sich vor den Toten.