Sangerhausen Sangerhausen: Sorgen um die Zuschüsse
Sangerhausen/MZ. - Kommen die Familienzentren aus der Mode? Da muss Gudrun Werner-Saalfeld aber entschieden mit dem Kopf schütteln. "Ganz im Gegenteil. In meiner täglichen Arbeit im Familienzentrum wird da ein ganz anderes Bild gezeichnet. Wir haben immer mehr Zulauf Und das wohl nicht ganz grundlos." Die Sozialpädagogin, die sich im Laufe der Zeit auch zur Familientherapeutin, zur Entspannungspädagogin und zur Erzieherin weiterqualifiziert hat, leitet das Familienzentrum in Sangerhausen, das in Trägerschaft der Arbeits- und Bildungsinitiative (ABI) steht. 6 000 Besucher waren es im Jahr, das gerade abgelaufen ist. Und das alles seien Menschen, die Hilfe benötigen beziehungsweise in den Angeboten des Familienzentrums Hilfe gefunden haben. "Um so weniger können wir verstehen, dass die finanzielle Unterstützung aller Familienzentren in Sachsen-Anhalt seitens des Landes bis zum Jahr 2014 auf Null gesetzt werden soll." So jedenfalls seien die Pläne.
"Für den Doppelhaushalt 2012 / 13 gibt es einen Entwurf, demzufolge die lokalen Familienzentren ab 2012 weniger, 2013 noch weniger und spätestens ab 2014 keine Förderung mehr durch das Land Sachsen-Anhalt erhalten sollen", heißt es dazu in einer Pressemitteilung der Landesarbeitsgemeinschaft der Familienverbände. Tritt das so ein, würde das auch das Familienzentrum der ABI, das seinen Sitz in der Lengefelder Straße 15 in Sangerhausen hat, hart treffen.
Dabei reicht die Erfahrung der Sangerhäuser fast 20 Jahre zurück. "So lange wie es die ABI in Sangerhausen gibt, so lange arbeiten wir auch schon im Bereich Familienbildung", so die ABI-Geschäftsführerin Birgit Lotze gegenüber der MZ.
Wenn man in einem Satz beschreiben sollte, welche Aufgabe das Familienzentrum hat, so könnte dieser Satz ungefähr so lauten: " Familienzentrum ist Lebenshilfe für eine starke Familie."
Was sich dahinter alles verbirgt, das kann Gudrun Werner-Saalfeld natürlich wie aus dem Effeff aufzählen. Das sind die Dinge, die sie täglich organisiert, veranstaltet, selbst erfährt und erlebt. Ihr Berufsalltag eben. Und ihre Leidenschaft.
"Die Arbeit im Familienzentrum stützt sich auf mehrere Säulen", so Werner-Saalfeld. Eine dieser Säulen ist das Angebot für Familien in besonderen Belastungssituationen. Da spielen Scheidung und Trennung eine wichtige Rolle, aber auch Krankheit oder gar Tod eines Familienangehörigen. Eine weitere Säule bilden die Eltern-Kind -Gruppen, für die es im letzten Jahr sogar eine Erweiterung des Angebotes gab, nämlich die Kooperation mit den selbständigen Hebammen.
So habe sich diese Säule inzwischen zum Komplettpaket für werdende Familien entwickelt. Ein weiterer Schwerpunkt sind die Pflegefamilien, denen vor allem Weiterbildungsangebote unterbreitet werden. Ein großes Thema ist Familie und Gesundheit. "Da ist viel möglich, vor allem laufen ganz unterschiedliche Kurse für alle Familienmitglieder, die sehr gut angenommen werden." Das Betätigungsfeld von Gudrun Werner-Saalfeld ist aber noch umfangreicher. So ist sie auch in Kindertagesstätten und Schulen unterwegs und lässt sozusagen nichts aus, was irgendwie mit dem Alltag einer Familie zu tun hat.
"Was wir allerdings nicht sind", so formuliert sie es deutlich, "wir sind kein Kindertherapiebetrieb. Bei uns geht es immer um die ganze Familie." Und die Angebote werden nicht am grünen Tisch erfunden, sondern resultieren aus der täglichen Arbeit des Familienzentrums.
Die natürlich auch Geld kostet. Ohne Frage und wo sich der Kreis wieder schließen würde. "Geht uns die finanzielle Unterstützung des Landes verloren, haben wir ein ernsthaftes Problem, das wir alleine nicht lösen können", so Birgit Lotze. Die Angebote im Familienzentrum seien für die Besucher und Teilnehmer zwar keineswegs kostenlos, aber halten sich insofern im Rahmen, dass es nie möglich sein werde, sich finanziell selbst tragende Projekte zu installieren. Gudrun Werner-Saalfeld lässt sich von der aktuellen politischen Diskussion allerdings nicht aus der Ruhe bringen. Dafür nimmt sie auch zu sehr die Arbeit im Familienzentrum Sangerhausen in Anspruch. Sie wird, so versichert sie, aber auch nicht tatenlos zusehen, dass das Familienzentrum und damit ein wichtiger Baustein in der sozialen Arbeit der Region den Bach heruntergeht.
Das sei sie schon den mehreren
1 000 Menschen schuldig, deren Schicksale sie kennt, die sie teilweise über Jahre begleitet hat und denen sie auch künftig Hilfe anbieten möchte.