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Sangerhausen Sangerhausen: Litfaßsäulen behaupten sich gegen moderne Medien

Von Cornelia Fuhrmann 02.01.2013, 16:17

Sangerhausen/MZ. - Sie sind Vergangenheit und Gegenwart. Sie sind im gesamten Stadtgebiet der Kernstadt Sangerhausen verteilt, ganze 17 Stück an der Zahl. Litfaßsäulen!

Jeder hat sie schon gesehen, aber Hand aufs Herz, wer hat so richtig bewusst registriert, dass es sie noch gibt? Würde man fragen, wo denn überall welche stehen, käme so mancher ins Grübeln. "Wer macht sich denn schon darüber Gedanken", fragt auch Tino Pförtner. Und tatsächlich, hätten Sie gewusst, dass es so viele Litfaßsäulen in Sangerhausen gibt? Noch immer, trotz der viel moderneren Möglichkeiten, werbewirksam Aufmerksamkeit zu erregen.

Säulen haben nicht ausgedient

Zuständig für die Plakatierung eben jener Litfaßsäulen ist Tino Pförtner mit seiner in Nordhausen ansässigen Agentur Plakate 2000. Er hatte eine Ausschreibung der Stadt gewonnen. Das sei auch der Grund, weswegen die Stadtverwaltung Sangerhausen sofort die Anzahl und die jeweiligen Standorte gewusst habe, denn dafür habe man eine Auflistung erstellen müssen, sagt Pförtner lächelnd.

Obwohl eines der ältesten Werbemedien, ausgedient haben die Säulen seiner Meinung nach nicht. "Der Bedarf ist da", sagt er. Auch wenn sich damit in hiesigen Breitengraden kein Geld verdienen lasse, wie er zugibt. "Aber man kann davor stehenbleiben, in Ruhe lesen und sich eine Veranstaltung mit Datum und Ort notieren", nennt er die Vorteile. Bei aufgestellten oder aufgehängten Plakaten sehe man im Vorbeifahren meistens nur den Namen der Veranstaltung. In Großstädten wie Berlin, der Stadt der Litfaßsäulen, sei der Werberaum indes auch heutzutage noch richtig teuer.

Die runde Säule zu bekleben, sei keine Herausforderung. Dies aber bei Wind und Wetter zu tun, schon. Das weiß auch Thomas Ehrhardt. "Ich bin nach sieben Jahren in dem Job ein bisschen abgehärtet. Aber manche Tage verfluche ich", sagt er lachend. Bei einem Winter wie dem vergangenen mit minus 20 Grad sei es schwer und wünsche man sich eine Heizung im Kleisterpinsel-Griff. Auch der Kleister selbst müsse dem Wetter standhalten, damit die Plakate nicht abfallen. Mehrmals im Jahr werden die Säulen weiß beklebt, damit es immer ordentlich aussehe. "Einmal im Jahr werden die Papierschichten dann komplett aufgeschnitten, alles abgemacht und die Säule neu grundiert", so Pförtner.

Die am schönsten postierte Säule, findet er, sei die an der "Scharfen Ecke". Die hat außerdem ein vorwitziges metallenes Hütchen auf und sei auch besonders hoch. Denn Normgrößen gibt es, anders als für die Plakate, für die Säulen nicht. "In Sangerhausen gibt es vier bis fünf verschiedene Sorten", sagt Pförtner.

Dabei sind einige der Litfaßsäulen sogar jüngeren Datums, denn im Zuge der Sanierung der Altstadt habe man die Litfaßsäulen mit erneuert, sagt Stadtsprecherin Marina Becker. Hier hat man teilweise, so am Markt, auch gleich die Energieversorgung integriert.

In der Innenstadt jüngeren Datums

Die in den Wohngebieten stammen allerdings alle aus DDR-Zeiten. "Eine richtig alte oder außergewöhnliche Litfaßsäule, so wie es sie in Berlin noch gibt, haben wir nicht", so Becker. Sie gehören aber zum "Stadtmobiliar" und prägen das Erscheinungsbild der Stadt. Zu einer Innenstadt gehöre auch, öffentliche Werbung anzubieten. Daher habe man Möglichkeiten für finanzielle Mittel über entsprechende Sanierungsprogramme gehabt.

Stadt steht zu ihren Säulen

Auch die Stadt sieht immer noch einen Sinn in der altehrwürdigen Erfindung, denn es gehe darum die Aufenthaltsqualität in der Stadt zu verbessern. Man habe mit ihrem Beibehalten somit keine zufällige Bauchentscheidung getroffen, sondern sich bewusst dazu entschieden. Einher gehe das mit einem einheitliches Werbungssystem, das man für Sangerhausen kreiert habe.