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Sangerhausen Sangerhausen: Alu-Eimer von Hand gemacht

Von HELGA KOCH 05.11.2010, 17:32

SANGERHAUSEN/MZ. - Sein Meisterstück, einen Eimer aus Aluminium, hat er damals in anderthalb Stunden "nur von Hand gemacht", erzählt Adelbert Fiedler aus Pölsfeld. Das brachte ihm eine gute Note in der praktischen Prüfung und letztlich ja auch den Meisterbrief ein - vor 40 Jahren. Jetzt hat der Chef des Sangerhäuser Unternehmens Polafi den Altmeisterbrief der Handwerkskammer Halle verliehen bekommen.

Allerdings konnte der 64-Jährige nicht mal zur Festveranstaltung fahren. "Ich brauchte ein neues Zertifikat für Trinkwasseranschlüsse", sagt er, ausgerechnet an diesem Tag war der Lehrgang. Also überbrachten Kreishandwerksmeister Dieter Gremmer und Ehrenkreishandwerksmeister Rudolf Steyer die Urkunde.

"Ursprünglich wollte ich Veterinärtechniker werden", sagt Adelbert Fiedler. Aber wegen des umständlichen Ausbildungsweges entschied er sich kurzerhand für einen Handwerksberuf. Auf seiner Suche fiel ihm das Schild der PGH Klempner und Installateure in der Sangerhäuser Bahnhofstraße auf, er fragte nach. "Damals haben sie erstmals Zehn-Klassen-Schüler genommen. Zehn hatten sich beworben, einen haben sie genommen. Das war ich", sagt er und schmunzelt. Denn er habe nicht nur das Volumen der Gießkanne, sondern auch das Volumen der Schneppe ausrechnen können.

Obwohl er eigentlich Installateur werden wollte, war er während seiner Lehre auch als Klempner so gut, dass er diese Prüfung ebenfalls ablegen durfte. Die praktische Aufgabe bestand darin, in einem Wohnhaus in der Damaschkestraße sämtliche Leitungen zu installieren. Nach zweijähriger Lehrzeit hatte er den Gesellenbrief für beide Bereiche in der Tasche, erzählt er.

Die theoretische Ausbildung zum Klempner- und Installateurmeister hat Fiedler ein Jahr lang in Halle absolviert, die praktische im Jahr darauf in Leipzig. Berufsbegleitend, also jeden Freitag und Sonnabend. Das sei schwer gewesen. Schließlich hatte er inzwischen Familie und spielte ja auch begeistert Fußball. Die Fußballschuhe hat er erst vor sechs Jahren an den Nagel gehängt, drückt aber Kickers Gonnatal jeden zweiten Sonnabend am Spielfeldrand die Daumen.

1984 wurde der Pölsfelder zum Vorsitzenden der Produktionsgenossenschaft gewählt. Sie hatte damals über 30 Beschäftigte und war längst von der Bahnhof- in die Riestedter Straße umgezogen. 1990 kaufte er mit einem west- und einem ostdeutschen Partner das Unternehmen, die PGH-Mitglieder wurden ausgezahlt. Nach einigen "bösen Erfahrungen", wie Fiedler sagt, übernahm er das Unternehmen allein. Einfach sei der Start im Jahr 1996 nicht gewesen.

"Wir haben als PGH zu DDR-Zeiten schwarze Zahlen geschrieben. Damals hatten wir viele Aufträge, aber das Material war knapp. Heute ist Material da, aber es gibt nicht mehr so viel zu tun wie früher." Da ist es gut, dass die Städtische Wohnungsbaugesellschaft, die Wohnungsbaugenossenschaft Sangerhausen und eine Wohnungsverwaltung zu den festen Kunden zählen. Die Firma Polafi hat zurzeit 21 Mitarbeiter, darunter fünf Lehrlinge.