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Romonta Amsdorf Romonta Amsdorf: «Investitionen in redliche Arbeit»

Von Burkhard Zemlin 30.10.2001, 19:04

Eisleben/MZ. - In einer Mitteilung der Geschäftsführung an die Belegschaft wird ein Schlussstrich gezogen. "So kompliziert die Situation nach dem 4. Februar 2000 mit der Inhaftierung der damaligen Gesellschafter aus Ettlingen. . . war", heißt es da, "ist mit der erfolgreichen Zweitprivatisierung. . . die sicher einmalige Chance gegeben, keine Investitionen durch die Gesellschafter in Villen, Yachten und andere überdimensionale Lebensstile mehr zuzulassen, sondern in redliche marktwirtschaftliche Arbeit. . ."

"Flowtex ist abgehakt", so Geschäftsführer Günter Stieberitz, einer der zwölf leitenden Mitarbeiter, die das Unternehmen jetzt gemeinsam erworben haben. Auf die Frage, wie es weitergeht in Amsdorf, meinte er zurückhaltend: "Wie es weitergeht, kann ich nicht sagen." Das sei von verschiedenen Faktoren abhängig. "Wir hängen eng mit der Weltwirtschaft zusammen", so Stieberitz mit Blick auf die mehr als 50 Länder, in die Romonta seine Produkte exportiert. "Das ist gut in guten Zeiten und schlecht in schlechten Zeiten", so der Geschäftsführer und überlegte: "Wenn der Krieg bald zu Ende geht, kann es gut gehen, wenn nicht. . ." Stieberitz ist kein Hellseher. Er ist Praktiker und gewohnt, rational zu denken. "Eins weiß ich: Wir haben geordnete Verhältnisse", sagte er und unterstrich, wo-rauf es jetzt ankommt: "Wir brauchen Wettbewerb und Flexibilität. Wir sind auf Gedeih und Verderb gezwungen, auf dem Standort Umsatz zu bringen." Und Umsatz hängt mit dem Absatz der Produkte zusammen. "Aber derzeit ist der Absatz auf dem Weltmarkt nicht so, wie wir es uns wünschen", machte Betriebsrat Ingo Wellnitz auf die Mühen des Alltags aufmerksam. Aber Bange machen gilt nicht. Stieberitz hält überhaupt nichts davon, die künftige Entwicklung grau in grau zu sehen. Im Gegenteil. "Ohne einen gewissen Zukunftsoptimismus brauchen Sie überhaupt nichts anzufassen", sagte er und vermerkte, dass es zur Variante des Management-Buy-Out (MBO: Firmenkauf durch leitende Mitarbeiter) keine vernünftige Alternative gab. Die neuen Gesellschafter setzen auf Forschung, auf Produktentwicklung, auf Ausbildung des Nachwuchses. Es gelte darum, den Betrieb bis zum Jahr 2025 zu sichern, womit die Zahl 2017 überholt ist. Dafür sei investiert worden, und dafür werde auch Nachwuchs gebraucht. Wellnitz: "Wir bilden weiter aus. Und wir werden auch noch in zehn Jahren ausbilden." Stieberitz begründet: "Wer heute nicht ausbildet, wird irgendwann erleben, dass er Fehler gemacht hat." Allerdings ist zu beobachten, dass Bewerbungen um Ausbildungsplätze nur schleppend eingehen. "Vielleicht hat die Diskussion um Flowtex dazu beigetragen", vermutet Wellnitz.

Doch Flowtex ist Vergangenheit. Die Zukunft wird in der Entwicklung des Industriestandortes gesehen, in der Erschließung neuer Geschäftsfelder. Und dazu gehört auch die thermische Reststoffverwertung, sprich die Verbrennung jener Stoffe, die bei der Müllaufbereitung übrigbleiben. Das Genehmigungsverfahren für die Anlage steht vor dem Abschluss. "Hier gibt es keine grundsätzlichen Probleme", so Stieberitz, der sich schwer vorzustellen vermag, dass die Reststoffe "weg in der Ferne" transportiert werden, wenn es möglich ist, sie am Standort zu verwerten. Aber das letzte Wort hat der Kreistag. "Wenn sich der Kreistag gegen Amsdorf entscheidet, dann haben wir Pech gehabt", sieht Stieberitz die Sache nüchtern. Und Wellnitz ergänzt: "Dann zahlt der Bürger künftig für die Müllentsorgung ein paar Mark mehr." Doch, dass es so kommen wird, scheint er nicht zu glauben. Bei Romonta herrscht vielmehr Zuversicht, dass der Standort- und Kostenvorteil für Amsdorf, sprechen wird. Weil zur Errichtung der Anlage keine zusätzliche Fläche benötigt wird. Alle Voraussetzungen für die 26-Millionen-Mark-Investition sind gegeben. Das Kraftwerk steht, ebenso der 170 Meter hohe Schornstein. "Es gibt keine Argumente dagegen", so Stieberitz.