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Erneuerbare Energien PV-Anlagen auf zehn Denkmälern in Mansfeld-Südharz genehmigt

Denkmalgeschützte Gebäude oder Bereiche waren für Photovoltaik- oder Solarthermieanlagen lange tabu. Seit Dezember erleichtert ein Runderlass in Sachsen-Anhalt solche Vorhaben.

Von Helga Koch Aktualisiert: 13.07.2024, 15:27
Auf dem früheren Städtischen Gymnasium in der Kyselhäuser Straße in Sangerhausen dürfen Photovoltaikanlagen installiert werden.
Auf dem früheren Städtischen Gymnasium in der Kyselhäuser Straße in Sangerhausen dürfen Photovoltaikanlagen installiert werden. Foto: Maik Schumann

Sangerhausen/MZ. - Der große Boom ist zwar bisher im Landkreis ausgeblieben, dennoch wollen auch in Mansfeld-Südharz zunehmend mehr Eigentümer denkmalgeschützter Immobilien Solaranlagen auf ihren Dächern installieren. Das war bis vor wenigen Monaten noch tabu. Wie Sprecherin Romy Stietz von der Kreisverwaltung Mansfeld-Südharz auf Anfrage sagt, sind „seit 2023 insgesamt 29 Anträge für PV-Anlagen auf denkmalgeschützten Gebäuden beim Bauordnungsamt des Landkreises gestellt worden“.

Erleichterungen durch Runderlass

Erst im vorigen Dezember hatte Sachsen-Anhalt mittels Runderlass verfügt, dass Genehmigungen für Photovoltaik- und Solarthermieanlagen an und auf Baudenkmälern „regelmäßig“ zu erteilen sind. „Eingriffe in das Erscheinungsbild“, die zuvor der häufigste Grund für Ablehnungen waren, gelten demnach nicht mehr. Allerdings gibt es eine Ausnahme: Für Gebäude, die über den Status als Weltkulturerbe verfügen, gelten diese Erleichterungen nicht. Stietz: „Teile der Eislebener Innenstadt gehören beispielsweise zum Unesco-Weltkulturerbe und unterliegen dem genannten Runderlass daher nicht.“ Das betreffe auch Pufferzonen.

Wie die Sprecherin sagt, sei die Zahl der Anträge in den vergangenen Jahren gestiegen. Seit Mai seien aber beim Landkreis keine neuen Anträge mehr eingegangen. „Derzeit werden zwölf Anträge vom Bauordnungsamt bearbeitet, darunter fünf aus der Gemeinde Südharz.“ Schwerpunkte, wie beispielsweise bestimmte Orte oder bestimmte Arten von Gebäuden, gebe es im Landkreis nicht.

In diesem Jahr, sagt Stietz, wurden bislang zehn Genehmigungen für PV-Anlagen auf Denkmälern erteilt. Sie zählt mehrere Beispiele auf, darunter das Nebengebäude eines Rittergutes in Klosterrode, die Durchfahrt zum Schloss Mansfeld, mehrere Gebäude und Industriehallen der Malowa Bahnwerkstatt in Benndorf. In Sangerhausen betreffe es das Technische Rathaus oder auch das ehemalige Städtische Gymnasium in der Kyselhäuser Straße, in Roßla das einstige Hofgärtnerhäuschen in der Wilhelmstraße.

Gebäude mit Welterbe-Status weiter tabu

Allerdings ist Denkmal nicht gleich Denkmal. Ablehnungen sind trotz Runderlass weiter möglich. Wie Stietz sagt, würden nach wie vor Maßnahmen geprüft, um Eingriffe zu minimieren. Das könnten geeignete Alternativstandorte auf demselben Grundstück oder farbliche Anpassungen der Module sein. Und es gelte eine Bedingung: „Die zu errichtende Solaranlage muss überwiegend dazu bestimmt sein, den Energiebedarf im Baudenkmal zu decken.“

Werde ein Antrag gestellt, sagt die Sprecherin, fänden in der Regel auch Begehungen in den Gebäuden statt. Um Schäden an der Bausubstanz des Kulturdenkmals zu vermeiden, könnten Antragsteller etwa zum Nachweis der Standsicherheit und des Brandschutzes aufgefordert werden. Auch könne die Behörde Nachweise über die Revisionsfähigkeit der Dachflächen, die Befestigung der Anlagen und über die Sicherung möglicher Stellen gegen das Eindringen der Witterung fordern.

Auch auf dem Dach des Sozialgebäudes der Benndorfer Malowa Bahnwerkstatt dürfen  Photovoltaikanlagen errichtet werden.
Auch auf dem Dach des Sozialgebäudes der Benndorfer Malowa Bahnwerkstatt dürfen Photovoltaikanlagen errichtet werden.
Foto: Maik Schumann

Gerhard Kellner, Geschäftsführer der Benndorfer Bahnwerkstatt, ist gespannt, wie es weitergeht. „Ein Investor aus Bayern hat sich unsere Gebäude angeschaut, es kämen mehrere Dächer in Frage.“ Der Investor hätte dafür, dass er das Sozialgebäude mit PV-Modulen versieht, die anderen Dächer für sich nutzen können, sagt Kellner. „Vor drei Wochen haben wir die Freigabe von der Denkmalbehörde bekommen, seitdem hat sich der Investor nicht geäußert.“

Anders Glen Meinhardt aus Klosterrode, der seinen früheren Plan schon verworfen hat. Vor 15, 20 Jahren hätte er gern PV-Module auf seinem denkmalgeschützten Gebäude errichtet. Doch angesichts der jetzigen Einspeisevergütung „lohnt es sich nicht mehr“.