Neue Jobs in der Region Neue Jobs in der Region: Wie gut stehen die Chancen für entlassene Mifa-Mitarbeiter?

Sangerhausen - Mit Hilfe einer Transfergesellschaft ist es leichter, an einen neuen Job zu gelangen. Das zumindest ist das Ergebnis einer im Jahr 2016 veröffentlichten Studie, die den Werdegang der entlassenen Mitarbeiter der Großkonzerne Schlecker und Praktiker vergleicht. Die bei Praktiker Entlassenen fanden häufiger eine neue Anstellung - dank der Hilfe einer Transfergesellschaft.
So soll es nun auch bei der Mifa laufen. 166 Beschäftigte der insolventen Firma sind in eine Transfergesellschaft gewechselt, die vergangenen Samstag offiziell ihre Arbeit aufgenommen hat. Bei 80 Prozent ihrer Bezüge sollen sie dort in den nächsten vier Monaten für neue Jobs qualifiziert werden.
Mifa-Mitarbeiter in Transfergesellschaft: Zwei Vermittlungsteams für Beschäftigte im Einsatz
Verantwortlich für die Transfergesellschaft ist die Firma „fqg“ mit Sitz in Brandenburg an der Havel. Nach eigenen Angaben gehört sie zu den ältesten Transfergesellschaften in Deutschland, seit 1997 unterstützt „fqg“ Unternehmen. „Unser Auftrag ist ganz klar, neue Arbeitsplätze zu akquirieren“, sagt Geschäftsführer Volker Podzimek. „Das sollen Jobs auf dem ersten Arbeitsmarkt und nicht bei Zeitarbeitsfirmen sein.“ Zwei Vermittlungsteams seien dafür im Einsatz: Zum einen die Mitarbeiter der Agentur für Arbeit, mit denen die Transfergesellschaft eng zusammenarbeite. Zum anderen wird „fqg“ sechs bis neun eigene Mitarbeiter vor Ort haben.
Offiziell vorgestellt werden soll die Gesellschaft den Beschäftigten am Mittwoch und Donnerstag bei so genannten Eröffnungsveranstaltungen in Sangerhausen. Drei Niederlassungen sind in der Region geplant. Neben dem Hauptsitz in Sangerhausen werden die sich in Nordhausen und Eisleben befinden, „um die Mitarbeiter wohnortnah zu betreuen“, wie Podzimek sagt. Weiter entfernt wohnende Mitarbeiter würden einzeln betreut, ergänzt der für die Mifa zuständige Teamleiter Oliver Domke. Die Mifa habe beispielsweise auch Außendienstleute aus Stuttgart, Bayern oder Nordrhein-Westfalen gehabt. Hintergrund: Die Mitarbeiter sollen so wenig Kosten wie möglich haben. In Sangerhausen hat die Transfergesellschaft mehrere Büros bei der Gesellschaft für Mikroelektronik am Mühlendamm angemietet. Dort beginnt nun die eigentliche Arbeit.
Insgesamt 800.000 Euro stehen für Transfergesellschaft zur Verfügung
Der erste Schritt ist ein Training, wie man eine Bewerbung am Computer erstellt. Danach wird je nach persönlichem Hintergrund nach Qualifizierungsmaßnahmen geschaut. „Unser Ziel ist es, die Mitarbeiter in der Region zu halten. Wir wollen den Sangerhäuser Raum nicht ausdünnen“, sagt Domke. Die Vermittlung solle aber auf jeden Fall entsprechend der persönlichen Rahmenbedingungen erfolgen. „Es muss persönlich, fachlich und räumlich passen“, sagt Domke. Den Mitarbeitern werde da nichts übergestülpt. Finanziert wird die Transfergesellschaft zu zwei Dritteln über die Familie des früheren Mifa-Chefs Heinrich von Nathusius. Der Rest kommt aus der Insolvenzmasse. Insgesamt 800.000 Euro stehen dafür zur Verfügung, hinzu kommt noch das Kurzarbeitergeld.
„fqg“ verweist auf eine Erfolgsbilanz: In den vergangenen Jahren ist das Unternehmen unter anderem nach dem Aus der Solarmodulfertigung bei Q-Cells in Bitterfeld-Wolfen oder bei Flexstrom im Einsatz gewesen. „Insgesamt haben wir eine Vermittlungsquote von 60 bis 90 Prozent“, so Domke. Es habe auch kleinere Projekte gegeben, bei den es gelungen sei, 100 Prozent der Mitarbeiter zu vermitteln. Aber auch solche mit einer Quote von 15 bis 20 Prozent.
Die IG Metall sieht das Modell positiv
„Ein bisschen mehr als die vier Monate wären schon wünschenswert“, sagt Wolfhard Kothe, Professor für Arbeits- und Sozialrecht an der Martin-Luther-Universität Halle. „Dann sind die Chancen größer, dass eine Vermittlung gelingt.“ Der Erfolg einer solchen Gesellschaft hänge entscheidend vom Know-how des Dienstleisters ab, meint der Professor. „Aber auch vom Einzelnen, der sich öffnen muss.“ Des Weiteren müssten die Transfergesellschafter gute Kenntnisse über den Arbeitsmarkt besitzen.
Die IG Metall sieht das Modell positiv: „Transfergesellschaften sind immer die bessere Lösung, wenn ein großer Personalabbau stattfinden muss und wie im Fall der Mifa Geld dafür vorhanden ist“, sagt IG-Metall-Gewerkschaftssekretär Michael Perner. „Denn die Alternative für die Beschäftigten ist die Arbeitslosigkeit.“ In der Transfergesellschaft erhielten die Mitarbeiter mehr Geld und könnten speziell betreut werden. Auch wenn sich die Arbeitnehmervertreter eine längere Dauer wünschten, hätten die Mitarbeiter zumindest Planungssicherheit für die nächsten Monate. Bei der Pleite der Maschinenbau- und Plastverarbeitungs GmbH in Sangerhausen (MPS) habe beispielsweise kein Geld für solch ein Instrument zur Verfügung gestanden. Als Ende Januar vergangenen Jahres in dem Traditionsbetrieb endgültig das Licht ausging, wurden die 56 Mitarbeiter sofort arbeitslos. (mz)
