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Mittags in Sangerhausen Mittags in Sangerhausen: In der "Scharfen Ecke" gibt es am Wochenende kaum freie Plätze

Von Frank Schedwill 28.11.2017, 19:00
Kathrin Scheidt, Peter Liedhoff, Angela Scheidt (v.l.)
Kathrin Scheidt, Peter Liedhoff, Angela Scheidt (v.l.) Maik Schumann

Sangerhausen - Zur Mittagszeit geben sich die Gäste in der Gaststätte „Zur Scharfen Ecke“ in Sangerhausen sprichwörtlich die Klinke in die Hand. „Wir haben viele Stammkunden, die seit Jahren zu uns kommen“, sagt Seniorchef Walter Scheidt. Wer Hausmannskost liebt, ist bei ihm, seiner Frau Irmhild und den Töchtern Kathrin und Angela sowie Schwiegersohn Peter Liedhoff genau richtig. Gemeinsam organisieren die fünf den Betrieb der Traditionsgaststätte.

Seit wann die genau besteht, das kann Walter Scheidt gar nicht sagen. „Der Gasthof lag früher vor der Stadtmauer, hier war vermutlich der Ein- und Ausspann für die Fuhrwerke, die nicht in die Stadt durften.“ Das Kylische Tor befand sich nur wenige Meter weiter östlich.

Die Gaststätte „Zur scharfen Ecke“ verdankt ihren Namen der einst gefährlichen Kreuzung vor der Tür

Ihren Namen hat die Gaststätte von der einst doch recht gefährlichen Kreuzung, die aber vor Jahren zu einem Kreisverkehr umgestaltet wurde. Bereits seit 1978 betreibt Scheidt die Gaststätte. Zu DDR-Zeiten hat er dort für die damalige Handelsorganisation (HO) vor allem Broiler verkauft. 25 Tonnen davon gingen pro Monat über den Ladentisch, sagt der Fleischermeister, der ursprünglich Elektriker gelernt hat. Nachdem er sich zu DDR-Zeiten jedoch mit der Einheitspartei SED, der er nie angehörte, überwarf, musste er sich eine andere Arbeit suchen.

So sei er erst zum Handel und später zu der Gaststätte gekommen. Nach der Wende hat Scheidt das Gebäude von der Treuhandanstalt erworben und führte bis zum Januar 2015 dort selbst die Geschäfte. Heute liegt die Leitung bei seinen beiden Töchtern. Der Seniorchef und seine Frau helfen aber immer noch mit aus. Bereut hat er den Schritt in die Gastronomie nie.

In der „Scharfen Ecke“ gibt es Hausgeschlachtetes wie Knackwurst, Rotwurst, Leberwurst oder Schinken zu kaufen

„Wir hatten immer unser Auskommen.“ Auch wenn es nach der Wiedervereinung nicht einfacher geworden sei und die Konkurrenz durch neue Mitbewerber größer. Scheidt: „Es ist immer eine Wellenbewegung. Macht eine neue Gaststätte auf, zieht es die Sangerhäuser erst einmal dorthin.“

Umso mehr freut es ihn, wenn Gäste dann zurückkommen und davon berichten, dass das Essen bei ihm doch am besten schmeckt. Und so was spreche sich dann auch schnell rum. „Mund-zu-Mund-Propaganda“ sei ohnehin die beste Werbung für sein Haus, findet der 70-Jährige.

Und: „Bei mir wissen die Gäste auch, woher ihr Essen kommt“, sagt er. Für seine Gaststätte bezieht er Warmfleisch von der Fleischerinnung in Leipzig und verarbeitet es in der angeschlossenen Fleischerei selbst weiter. Deshalb kann man an der Scharfen Ecke auch Hausgeschlachtetes wie Knackwurst, Rotwurst Leberwurst oder Schinken kaufen. Dazu bietet er mitunter auch selbsthergestellte Wildprodukte an.

Wer an der Scharfen Ecke Essen gehen möchte, sollte sich aber sputen: Die 50 Plätze der Gaststätte sind schnell belegt. „Vor allem an den Wochenenden geht meist nichts ohne Vorbestellungen“, sagt Tochter Angela. (mz)