Mifa in Sangerhausen Mifa in Sangerhausen: 300 Beschäftigte demonstrieren für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze

Sangerhausen - Die Nerven liegen blank, Emotionen kochen hoch: Mit Pfiffen, Trillerpfeifen und Plakaten macht am Mittwoch über die Hälfte der Mifa-Belegschaft vor den neuen Werkstoren ihren Frust über die erneute Insolvenz der Fahrradschmiede in Sangerhausen deutlich. Die Industriegewerkschaft Metall hat dazu aufgerufen.
Beschäftigte machen Investor Heinrich von Nathusius für Dilemma verantwortlich
Wer die Plakate liest, dem ist schnell klar, dass die Beschäftigten den Investor Heinrich von Nathusius für das Dilemma verantwortlich machen. Dass der Unternehmer für ein Engagement doch wieder bereit steht, ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar.
Auch die IG Metall sieht das nicht anders. „Wir appellieren an die Eigentümerfamilie: Denken Sie um und werden Sie Teil der Lösung. Die Beschäftigten haben heute in Sangerhausen ein Zeichen gesetzt und eindrucksvoll gezeigt, dass sie für ihre Arbeitsplätze und die Region zusammen stehen“, sagt Thorsten Gröger, IG Metall Bezirksleiter für Niedersachsen und Sachsen-Anhalt.
„Ich bin hin- und hergerissen, stecke zwischen Hoffen und Bangen“, beschreibt Cornelia Franke ihre Gefühlslage. Schließlich geht es bei der Demo um einen Teil ihres Lebens. Vor 37 Jahren hat die Allstedterin im damals noch Volkseigenen Betrieb (VEB) Mitteldeutsche Fahrradwerke gelernt und mit einer Unterbrechung auch immer dort gearbeitet. Seit zwei Jahren ist sie wieder im Unternehmen.
Beschäftigte legen Hoffnung in Unterstützung von Ministerium, Gewerkschaft und Insolvenzverwalter
Angesichts der breiten Unterstützung seitens der Gewerkschaft, des Insolvenzverwalters und der in Aussicht gestellten Hilfe aus dem Wirtschaftsministerium Sachsen-Anhalt fühlt sich die Mifa-Mitarbeiterin nicht alleingelassen. „Ich hoffe natürlich, dass es weitergeht“, sagt sie.
Das hoffen auch die beiden älteren Mitarbeiter im Arbeitsanzug. „Wir können bald in Rente gehen, fragen Sie mal lieber die junge Leute, wie es dann bei denen weitergeht“, sagt einer der beiden und zeigt auf eine Familie, die mit Kinderwagen zur Protestaktion gekommen ist. „Rettet die Mifa!“, fordert Silvia Winterhak auf ihrem Plakat und drückt ihrem Enkel Neo wieder das heruntergefallene Stofftier in die Hand.
Aus Thermosbehältern verteilt die Gewerkschaft warme Getränke an die Teilnehmer der Kundgebung. Auch einige Kommunalpolitiker bekunden mit ihrer Anwesenheit ihre Solidarität mit den gebeutelten Mifa-Mitarbeiterin. Mit einigem Abstand beobachten zwei Polizisten die Demonstration. Doch der Protest mit Pfiffen und Trillerpfeifen bleibt an diesem kalten Vormittag friedlich. (mz)