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Mifa-Bike Mifa-Bike: Fahrradhersteller ist schon wieder pleite

Von Steffen Höhne und Kai Gauselmann 04.01.2017, 14:17
Fahrräder der Mifa-Marke Steppenwolf werden in Sangerhausen in Sachsen-Anhalt montiert.
Fahrräder der Mifa-Marke Steppenwolf werden in Sangerhausen in Sachsen-Anhalt montiert. dpa-Zentralbild

Sangerhausen - Die rund 520 Beschäftigten der Mifa müssen schon wieder um ihre Arbeitsplätze bangen: Der Sangerhäuser Fahrrad-Produzent ist erneut pleite und kann seinen Schuldendienst nicht erfüllen. Das Unternehmen aus Sangerhausen stellte am Mittwoch einen Insolvenzantrag, wie das Amtsgericht Halle auf MZ-Anfrage bestätigte.  Der bisherige Mifa-Geschäftsführer Heinrich von Nathusius wollte sich nicht dazu äußern, räumte aber seine Position. Als Geschäftsführer wurde der Sanierungsexperte Joachim Voigt-Salus installiert, ein Berliner Rechtsanwalt. Als Sachverwalter übernimmt zudem der hallesche Insolvenz-Experte Lucas Flöther, der zuletzt Unister in Leipzig saniert hatte. Die Landespolitik reagierte geschockt auf die Nachricht und stellte Unterstützung in Aussicht.

Land will sich im Rahmen des Insolvenzverfahrens auch weiterhin für Mifa einsetzen

„Der Landkreis Mansfeld-Südharz hat eine der höchsten Arbeitslosenraten in Deutschland. Deshalb muss gerade hier um jeden Arbeitsplatz gekämpft werden“, sagte Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU). Jetzt gehe es darum, ein  Konzept vorzulegen, wie es weitergehen könnte. „Es muss eine Lösung gefunden werden, die   Bestand hat und die Arbeitsplätze sichert“, so Haseloff.  Wirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD)  versprach, das Land werde sich „im Rahmen des Insolvenzverfahrens auch weiterhin für Mifa als einen der größten Arbeitgeber der Region und damit für die Beschäftigten einsetzen – etwa durch Gespräche mit Banken oder die Suche nach potenziellen Investoren“. Über das Insolvenzgeld sind die Löhne der Beschäftigten zumindest für drei Monate gesichert.

Die Großbäckerei Aryzta in Eisleben und Mansfeld hat am Mittwoch den Mifa-Mitarbeitern angeboten, dass sie sich dort bewerben könnten. Aryzta habe 100 Stellen frei.

Umsätze der Mifa waren zuletzt offenbar hinter den Erwartungen zurückgeblieben

Bereits kurz vor Weihnachten war bekannt geworden, dass sich das Unternehmen erneut in finanziellen Schwierigkeiten befindet. Die Umsätze der Mifa waren zuletzt offenbar deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Auch sollen Tilgungsraten für Kredite nicht eingehalten worden sein. Die Eigentümerfamilie Nathusius - neben Patriarch Heinrich seine drei Kinder - soll bereits Millionen außerplanmäßig zugezahlt haben.  Der Fahrrad-Hersteller war bereits 2014 insolvent.  Anfang 2015 erwarb Familie Nathusius wesentliche Teile des Unternehmens und ließ für 17 Millionen Euro ein neues Werk vor den Toren der Stadt errichten. Das nahm erst vor wenigen Tagen die Produktion auf.

Das Land hat den Mifa-Neustart unterstützt. Für das neue Werk gab es einen Zuschuss von 2,8 Millionen Euro. Nach MZ-Informationen  bürgt das Land - und so der Steuerzahler - auch für Kredite von insgesamt gut zwölf Millionen Euro.
Die Nathusius-Kinder unter den Gesellschaftern sollen weitere Zuzahlungen verweigert haben und die landeseigene Investitionsbank weitere Kredite. Nach MZ-Informationen hat Heinrich von Nathusius in Magdeburg angefragt, ob die Mifa erneut Hilfe des Landes erhalten kann; unter anderem soll es um weitere Bürgschaften gegangen sein.   Nathusius soll sich nun vom Land im Stich gelassen fühlen - er hatte den angeschlagenen Fahrradbauer auch auf Bitten von Landesministern übernommen.

Finanzminister André Schröder (CDU), ein Sangerhäuser, nannte die Insolvenz „einen Nackenschlag für die Region“. Eine Verantwortung des Landes wies er zurück. „Wenn jemand seine eigenen Erwartungen nicht erfüllt, kann er Dritte nicht verantwortlich machen.“ Eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft  habe weder „Insolvenztatbestände ausschließen“ noch der Mifa in der bisherigen Form eine positive Prognose attestiert.  „Deshalb konnten wir nicht helfen.“ Er hoffe auf den Mifa-Fortbestand und die Rettung  möglichst vieler Jobs.  „Jetzt muss man kämpfen“, so Schröder. Nach Vorlage eines  Sanierungsplans werde man helfen, „wenn das möglich ist“. Der Chef der Investitionsbank, Manfred Maas, will das Unternehmen erhalten: „Eine Sanierung hat Vorrang gegenüber einer Zerschlagung.“ (mz)