1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Aschersleben
  6. >
  7. Nach schwerem Schlaganfall: Warum mit Führerschein für Ascherslebener Sven Schorstein ein Traum in Erfüllung geht

Nach schwerem Schlaganfall Warum mit Führerschein für Ascherslebener Sven Schorstein ein Traum in Erfüllung geht

Sven Schorstein aus Aschersleben kämpft sich nach einem schweren Schlaganfall zurück ins Leben – und ans Lenkrad. Jetzt fehlt ihm nur noch ein eigenes Auto.

Von Katrin Wurm 27.04.2025, 09:45
Geschafft! Sven Schorstein hat seinen Führerschein und ist stolz darauf.
Geschafft! Sven Schorstein hat seinen Führerschein und ist stolz darauf. (Fotos: Frank Gehrmann)

Aschersleben/MZ - Mit einem breiten Lächeln und einem Tränchen im Auge berichtet der Aschersleber Sven Schorstein davon, wie er seit Jahren zum ersten Mal wieder am Steuer eines Autos sitzt. „Wahnsinn!“, beschreibt er den Moment, in dem seine Hand das Lenkrad umfasst. Er selbst hätte es kaum für möglich gehalten. Der 53-Jährige hat viel durchgemacht. Ein schwerer Schlaganfall vor 14 Jahren stellte sein Leben von einem Moment auf den anderen auf den Kopf. Doch statt zu resignieren, kämpft er sich mit beeindruckender Ausdauer zurück – unterstützt von engagierten Therapeutinnen und Therapeuten und getragen von seiner großen Liebe: der Musik.

Die Musik als Rettungsanker

Schorstein ist DJ mit Herzblut. Wenn er auflegt, füllt er Tanzflächen – mit Rock, Metal, aber auch mal mit Schlager, „wenn’s sein muss“, sagt er schmunzelnd. Über 7.000 Songs aller Genres lagern auf seinem Computer. Die Musik gibt ihm Hoffnung, Ablenkung und Lebensfreude. Sie ist seine Verbindung zur Welt – und zu sich selbst.

Frank de Beuckelaer unterstützt Sven Schorstein seit Jahren.
Frank de Beuckelaer unterstützt Sven Schorstein seit Jahren.
(Foto: Frank Gehrmann)

In seiner kleinen Wohnung lebt er weitgehend selbstständig. Haushalt, Tagesstruktur – all das managt er alleine. Was ihm fehlt, ist Mobilität. Spontan irgendwo hinfahren, zum Auftritt oder einfach selbstbestimmt einkaufen – für ihn bislang undenkbar. Jeder Weg bedeutet Planung, Absprachen, Warten. „Es nervt, immer auf andere angewiesen zu sein“, sagt er ehrlich.

Gemeinsam mit seinem Ergotherapeuten Frank de Beuckelaer und der Logopädin Jana Sander entstand eine Idee: Mobilität zurückgewinnen. Erst dachten sie an ein E-Bike mit Stützrädern – aber das wäre teuer, witterungsabhängig und nicht wirklich praktikabel. Die Alternative: Ein eigenes Auto. Nicht irgendeines, sondern ein behindertengerecht, umgebautes.

Endlich wieder am Steuer. Sven Schorstein bei der Fahrschule.
Endlich wieder am Steuer. Sven Schorstein bei der Fahrschule.
(Foto: Frank De Beuckelaer)

Denn Sven Schorstein ist in seiner Beweglichkeit eingeschränkt, die rechte Körperhälfte teilweise gelähmt. Ein normales Fahrzeug kommt daher nicht infrage. Mit „Toms Fahrschule“ aus Wernigerode finden sie einen Spezialisten für barrierefreies Fahren: Automatik, Pedale links, individuell angepasst. Sven nimmt Fahrstunden, frischt sein Wissen auf – und besteht schließlich die praktische Prüfung. Mit Bravour. „Sven ist eigentlich fast komplett selbstständig – das Auto ist jetzt das i-Tüpfelchen“, sagt sein Therapeut voller Stolz.

Zurück auf die Straße

Ein eigenes Auto bedeutet für Sven mehr als Mobilität. Es ist ein Symbol für Unabhängigkeit, Würde und neue Lebensqualität. Wieder selbst am Steuer zu sitzen, verändert seine Perspektive – macht ihn mutiger, zuversichtlicher, freier.

Doch der Weg dorthin ist teuer. Fahrzeuge, die sich für einen Umbau eignen, sind schwer zu finden. Die Kosten für Technik, Anpassung, Anmeldung und mögliche Reparaturen summieren sich. Deshalb haben Freunde und Unterstützer eine Spendenaktion ins Leben gerufen: „Freiheit für Sven – Helft ihm, mobil zu werden!“ Jeder Beitrag bringt ihn seinem Traum ein Stück näher, sagt Frank de Beuckelaer und hofft, dass sich viele an der Aktion beteiligen.