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Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Beste Friseur-Jungmeisterin

Von HELGA KOCH 03.12.2010, 19:01

SANGERHAUSEN/MZ. - Zumindest ein bisschen scheint Michaela Holzmann aus Sangerhausen der Friseurberuf in die Wiege gelegt worden zu sein. "Mein Uropa war Friseur. Er hat nach dem Krieg allen Leuten die Haare geschnitten. Aber nur so, ohne Ausbildung, sagt Oma." Die 23-Jährige hat ihren Beruf hingegen von der Pike auf gelernt und im Kammerbezirk Halle als Beste ihres Jahrgangs die Meisterprüfung bestanden. Ihr Uropa wäre sicher sehr stolz auf sie, und die Familie ist es natürlich auch.

Als es bei der Sangerhäuserin gegen Ende der Schulzeit darum ging, sich für einen Beruf zu entscheiden, beschloss sie, Friseurin zu werden. Denn eins wollte sie auf gar keinen Fall: irgendwo hinterm Computer landen. Sie schickte viele Bewerbungen an private Friseurgeschäfte, auch an größere Ketten. Die einzige Zusage bekam sie von der Sangerhäuser Frisur und Kosmetik GmbH. Sie absolvierte ihre praktische Ausbildung in mehreren Salons, besuchte die Berufsschule in Hettstedt und Eisleben.

"Eigentlich wäre ich 2007 fertig gewesen. Sechs Wochen vor der Prüfung hatte ich einen Unfall. Die theoretische Prüfung durfte ich zwar machen, aber die praktische cht." Also lernte Michaela Holzmann noch ein Jahr länger, bekam weiter Lehrlingslohn und arbeitete voll. "Am Ende der Lehre bin ich Beste gewesen", erzählt sie. Beim folgenden Wettbewerb in Halle, dem Landeswettbewerb, schrammte sie nur mit einem winzigen

Pünktchen Rückstand am ersten Platz vorbei. Und bekam die Empfehlung, zur Meisterschule zu gehen. "Um von der Handwerkskammer die Begabtenförderung zu bekommen, musste man am Landeswettbewerb teilgenommen, einen Durchschnitt von 1,9 oder besser oder zu den drei Besten gehört haben. Und das traf ja alles zu." Also bekam sie 5 100 Euro, auch wenn das etwas kompliziert war, weil sie die Meisterschule ein Jahr lang in Vollzeit und nicht drei Jahre "nebenbei" besuchen wollte.

Das Geld brauchte sie schon, schließlich musste sie jeden Tag mit dem Auto nach Halle fahren. "Am meisten hat mir die praktische Ausbildung Spaß gemacht", erzählt die 23-Jährige. Im Januar hatte sie ihre Meisterprüfungen, bei denen sie sich unter fast 30 Teilnehmern durchsetzte.

Zur Meisterfeier fuhren auch ihre Eltern Birgit und Jürgen Holzmann mit nach Halle. Und Opa Kurt Enke, der ihr zur bestandenen Meisterprüfung eine ganz tolle Schere für fast 1 000 Euro geschenkt hat. "Ich schneide doch am liebsten", gesteht Michaela Holzmann lachend. Und das macht sie nicht nur als Angestellte in einem Friseursalon am Eisleber Markt, sondern auch bei Familienangehörigen oder Bekannten. Dazu bestellt sie sich immer mal Schnittbeschreibungen. "Dafür geht viel Geld drauf. Auch für Werkzeug, ich nehme am liebsten mein eigenes", sagt die Sangerhäuserin. In ihrer Freizeit ist sie gern mit ihrem Freund unterwegs und will langsam mal für einen Urlaub in Finnland oder Schweden zu sparen anfangen. "Die Landschaft finde ich toll", schwärmt sie.

Die Reaktion ihrer früheren Berufsberaterin von der Arbeitsagentur, der sie von ihrem Berufswunsch Friseurin erzählte, erheitert Michaela Holzmann bis heute. "Was! Bei Ihrem Aussehen", musste sie sich anhören. "Inzwischen saß sie mal als Kundin vor mir auf dem Stuhl und war ganz begeistert von meiner Arbeit. Naja, ich habe mich schon verändert", sagt die 23-Jährige. "Ich bin nicht mehr so ein graues Mäuschen."