Malermeister Arthur Plohmann aus Sangerhausen Malermeister Arthur Plohmann aus Sangerhausen: Stammt das verschollenes Gemälde vom Großvater?

Sangerhausen - Ein dickes Fotoalbum mit alten Schwarz-Weiß-Bildern, entstanden um 1930. Auf der letzten Seite hat Ursula Gall sich einige Notizen gemacht, hat begonnen, den Stammbaum ihrer Familie so gut es geht zu rekonstruieren. „Zumindest habe ich mich bemüht“, sagt sie lächelnd. „Aber da müsste ich mir einfach mehr Zeit nehmen.“ Und trotzdem ist diese kleine Ahnentafel ein nützliches Hilfsmittel für die 66-jährige. Erst kürzlich hat sie erneut darin nachgeschlagen und in letzter Zeit ist es wieder ein Name, der ihr nicht mehr aus den Kopf geht: Arthur Plohmann, Malermeister.
"Onkel Arthur, Sangerhausen“
„Das war mein Großvater“, erklärt Frau Gall stolz. Genau dieser Arthur könnte derjenige sein, nachdem ein anderer Mann derzeit sucht. Christian Göllner heißt der Speditionskaufmann aus Nienburg, der in seinem Keller ein altes Gemälde entdeckt hat. Wer dieses Landschaftsbild mit den hohen Windmühlen ursprünglich geschaffen hat, wusste er nicht. Eines war allerdings klar: Das Kunstwerk ist irgendwie mit Sangerhausen verbunden. Zu diesem Schluss führte zumindest eine Signatur am linken Bildrand. „Onkel Arthur, Sangerhausen“, stand dort. Doch wer dieser mysteriöse Künstler nun war, das wollte Göllner mit einem Aufruf in der MZ herausfinden.
Noch einen Onkel Arthur könnte der Sangerhäuser Heinz Hüttenrauch kennen. Jedenfalls wurde sein Opa Arthur Hohenhaus (1889 bis 1938) von der Verwandtschaft so genannt. Ursprünglich stammte dieser aus Roßleben und war dann später in Sangerhausen als Malermeister und Kunstmaler tätig. Hüttenrauch glaubt, früher in der Galerie seines Großvaters Bilder gesehen zu haben, die ihn an das gesuchte Gemälde erinnern. Das Gebäude in der früheren Hindenburg-Straße (heute Ernst-Thälmann-Straße) wurde nach dem Tod des Malers von seiner Witwe und Sohn Herbert weitergeführt. Während eines Bombenangriffs am 22.Februar 1945 wurde es jedoch zerstört.
Gemälde existieren nur noch wenige im Familienbesitz der Nachkommen. Heinz Hüttenrauch erinnert sich noch an eine gewisse Art Rahmen, die sein Großvater verwendete. Der des Nienburger Bildes komme dem sehr nahe, glaubt er. Außerdem malte Arthur Hohenhaus gerne die Flusslandschaft der Unstrut mit ihren Mühlen. (lwö)
„Eigentlich schaue ich sonst gar nicht so genau hin“, gibt Ursula Gall mit einem Schmunzeln zu. „Aber als ich dieses Gemälde gesehen habe, dachte ich, da passt alles zusammen.“ Fast schon offensichtlich ist die Ähnlichkeit zu den Bildern ihres Großvaters. Pinselstrich, Farbgebung , Format - alles deutet auf Arthur Plohmann hin. Und auch das Motiv ist typisch für den Sangerhäuser Hobby-Künstler. „Er hat selten Landschaften aus der Umgebung gemalt“, meint Ursula Gall mit Blick auf Christian Göllners erste Vermutung. „Er hat sich immer Postkarten als Vorlage genommen und diese Motive dann zu Papier gebracht“ Unzählige dieser Vorlagen befinden sich noch heute im Besitz der Galls und auf einem dieser Exemplare - es zeigt ein Liebespaar im Garten - befindet sich ein Hinweis, der Opa Arthur mit dem Onkel Arthur vom Nienburger Bild in Verbindung bringt. „Kannst du mir das bitte malen, Onkel Arthur“, steht dort in sauberer Kinderschrift. „Wahrscheinlich war das eine seiner Nichten“, vermutet die Enkelin.
Die Plohmanns, das weiß sie, waren nämlich eine große Familie. Aus dem schlesischen Ort Mehlsack stammen drei Brüder, die den Mittelpunkt von Ursula Galls Stammbaum bilden. Einen davon verschlug es sogar nach Amerika, während Arthur sich in der Rosenstadt niederließ, wo er jahrelang als Malermeister tätig war. Künstler nannte er sich nur in der Freizeit und wenn er dann ein Gemälde geschaffen hatte, wurde dieses meist verschenkt.
Nur nach seinen Bildern fragen konnte die Sangerhäuserin ihren Großvater nie. Seit 1943 gilt er als im Krieg verschollen, irgendwo im osteuropäischen Donezbecken.
Das Bild soll zurück nach Sangerhausen
Doch sein malerisches Talent hat er auch an Ursula Galls Vater Rolf Plohmann vererbt. „Ihn kannte ich in meiner Kindheit eigentlich nur mit der Staffelei“, verrät die 66-jährige. Anders als sein Vater hat der heute 89-jährige sich auch am Porträt versucht. Oft zeichnete er dabei seine Kinder. Die alten Bilder von damals hängen noch heute in seinem Zimmer in einen Sangerhäuser Pflegeheim. „Wenn ich ihm ein neues Bild zeige, ist er auch immer ganz berührt und manchmal kommen ihm die Tränen“, erzählt seine Tochter.
Für sie wäre es einfach ein wunderbarer Moment, wenn sie bald auch das Nienburger Gemälde mit ins Pflegeheim ihres Vaters nehmen könnte. Lange kann es nicht mehr dauern. Kontakt mit Christian Göllner hat sie schon geknüpft.
Spätestens zur Rosenblüte möchte der 52-jährige Niedersachse nach Sangerhausen kommen, um das Rosarium zu besuchen. Dann wird er auch das Bild von Onkel - oder besser gesagt Opa - Arthur im Gepäck haben. (mz)
