Leserärger aus Allstedt Leserärger aus Allstedt: Keine "zweite Hochzeit" für schon Verheiratete

Allstedt - Andrea und Chris Haarseim haben 2015 auf dem Standesamt in Allstedt geheiratet. „Wir haben uns zusammenschreiben lassen“, sagt Andrea Haarseim dazu. Kein großes Fest. Nur sie, ihr Ehemann und ihr damals vier Monate altes Töchterchen Wanda waren bei der Trauung dabei.
Ein Jahr später sollte nun ein großes Fest mit weißem Kleid und Familie stattfinden - mit allem Drum und Dran, auch dem Jawort auf dem Standesamt. „Meine Mutter hat gleich den Bürgermeister gefragt, ob das möglich ist, dass wir den Schlüssel vom Standesamt bekommen. Auf die Auskunft, das sei bestimmt kein Problem, habe ich mich verlassen und die Gäste eingeladen.“
Nun ist es aber offenbar doch ein Problem, wie Haarseims kurz vor der Angst erfuhren. Für diesen Samstag haben sie die Gäste eingeladen. Ins Standesamt nach Allstedt. Doch der Termin an diesem Ort platzt. Das wissen Haarseims nun und sind ärgerlich.
Eheversprechen nicht erneut im Standesamt wiederholbar
Die Allstedter Hauptamtsleiterin Andrea Kögel sagt klipp und klar: „Die beiden sind bereits verheiratet. Da kann man nicht noch mal was wiederholen. Das wäre keine offizielle Zeremonie, sondern nur Theater.“ Sie räumt aber ein, dass sich das Paar an einem anderen Ort durchaus noch mal das Eheversprechen geben könne, doch nicht auf dem Standesamt und nicht vor einem Standesbeamten.
Auch in Sangerhausen ist es lediglich kirchlich getrauten Paaren möglich, sich zum Beispiel zu einem Ehejubiläum vor dem Pfarrer noch einmal in feierlichem Rahmen zueinander zu bekennen. Die Stadt Sangerhausen biete so eine Möglichkeit derzeit nicht an, war von Pressesprecherin Marina Becker zu erfahren.
Sie teilt die Meinung der Allstedter Hauptamtsleiterin: „Was einmal beurkundet wurde, kann nicht wiederholt werden.“ Allerdings kann sie sich vorstellen, dass man außerhalb des Standesamtes eine kleine Zeremonie vielleicht im Rosarium mit einem freien Redner organisieren könnte. „Wir haben da in Sangerhausen viele schöne Plätze, die sich regelrecht anbieten.“
Elke Franke, die in Stolberg touristische Angebote organisiert und dafür in die verschiedensten Rollen schlüpft, findet den Wunsch der Haarseims nicht ungewöhnlich. „Es ist ja in Kirchen schon immer möglich, dass sich Ehepaare nach Jahren noch einmal das Eheversprechen vor dem Pfarrer geben können, um ihre Beziehung zueinander noch einmal zu bekräftigen. Aber auch weltlich getraute Paare haben hin und wieder diesen Wunsch.“
Besondere, feierliche Zeremonie in Stolberg im Angebot
Deshalb habe man in Stolberg überlegt, das anzubieten. Insgesamt fünf Paaren wurde diese feierliche Zeremonie in Stolberg bereits ermöglicht, auf dem Schloss und im Rathaus. Sie selbst schlüpfe dafür in die Rolle der Stolberger Bürgerin und halte die Rede.
Der Ablauf sei ähnlich wie bei einer Trauung. „Aber oftmals ist es sogar noch emotionaler. Die Paare haben ja schon einige Zeit gemeinsam durchgestanden. Wenn sie sich dann noch einmal öffentlich zueinander bekennen, ist das sehr emotional.“
Einen Fall wie den der Haarseims hatte Elke Franke erst kürzlich. Auch in Stolberg wollte sich ein junges Paar, das erst einmal nur im ganz kleinen Kreis getraut wurde, noch einmal vor Gästen das Jawort geben. Und Haarseims? Sie wollen natürlich am 3. September feiern und sich vor Familie und Freunden das Eheversprechen erneut geben, wenn auch nicht wie erhofft auf dem Standesamt. (mz)