Kuscheliges Hobby gepflegt
OBERRÖBLINGEN/MZ. - "Begonnen hat alles am 14. März 1929", erklärt Züchter Heinz Goldschmidt. Damals trafen sich sieben Männer aus Oberröblingen und Edersleben in der Gaststätte "Goldene Aue", um künftig gemeinsam ihrem Hobby, der Rassekaninchenzucht, nachzugehen."
Die Gaststätte gibt es nicht mehr, an die Stelle der Gründungsväter sind inzwischen längst deren Nachkommen getreten. Gezüchtet wurden damals in Oberröblingen Weiße Wiener, Havannas, Klein Chinchilla und Kastor Rex. "Das waren alles Mittelrassen und nicht nur für den Sonntagsbraten gedacht", sagt der jetzige Vorsitzender Jörg Fischer.
Die Vereinsentwicklung machte rasche Fortschritte, viele neue Mitglieder konnten gewonnen werden. Nach dem Kriegsende 1945 stand neben der Zucht auch die Bereicherung des Speisezettels im Vordergrund. Dementsprechend wuchs auch die Anzahl der Vereinsmitglieder auf über 30 an. In dieser Zeit war Richard Heidecke zweimal Vorsitzender, zuerst von 1933 bis 1943 und dann nochmals von 1949 bis 1975.
Im Jahre 1964 trat sein Schwiegersohn Heinz Goldschmidt dem Verein bei. Er züchtet Englische Schecken und seine Frau Gerda Goldschmidt sehr erfolgreich Angorakaninchen.
Seit 1952 gab es regelmäßige Ausstellungen von Rassekaninchen. 1958 fand die erste in Oberröblingen statt. Im Garten der Gaststätte "Zum Goldenen Löwen" fanden regelmäßig Lokalschauen statt. Im Sommer gab es regelmäßig eine Jungtierschau und im Herbst folgte die Alttierschau. Die Sieger bekamen eine Urkunde, einen Geldpreis und ein Präsent.
Ab den 1970er Jahren gab es sehr hohe Aufkaufpreise für Kaninchen. Fleisch und Felle waren gleichermaßen begehrt. "Da konnte viel Geld damit verdient werden", sagte Heinz Goldschmidt. "Unser Verein hatte um 1980 rund 45 Zuchtfreunde."
Das brach aber mit der politischen Wende 1990 schlagartig ein. Schlachtkaninchen waren nicht mehr viel wert und so sank die Anzahl der Zuchtfreunde im Verein auf zehn. "Nur die echten Züchter sind damals bei der Stange geblieben", erinnert sich Jörg Fischer. "Wir rückten enger zusammen und machten weiter." Jeden Monat halten die Züchter eine Versammlung ab. Darüber gibt es ein Protokoll, welches derzeit Gerda Goldschmidt schreibt. Zwei bis drei Mal jährlich gibt es einen Stallrundgang mit Beratung.
Gegenwärtig gehören 14 Mitglieder zum Verein, darunter zwei Jugendliche. Es werden sieben Stallanlagen unterhalten. Der heutige Vorsitzende Jörg Fischer fand 1969 als Jugendzüchter den Weg in den Verein. Er sagt: "Es war reiner Zufall, meine Eltern hatten ein Rassekaninchen geschenkt bekommen." Heute züchtet er Schwarzgrannen und Lohkaninchen fehnfarbig. Eine neue Züchterheimat hat im Jahr 2000 auch Kurt Holle aus Bennungen gefunden. "Hier in Oberröblingen ist es schön", sagt er. "Der Bennunger Verein hatte sich aufgelöst. Ich züchte seit 40 Jahren Helle Großsilber und wollte einfach nicht damit aufhören."
Mit ihren Erfolgen können sich die Zuchtfreunde auch überall sehen lassen. So wurde Susann Fischer 2001 in Bremen Deutsche Jugendmeisterin mit ihrer Rasse Perlfeh. Jörg Fischer und Sebastian Grimm errangen 2007 und 2008 Landesmeistertitel. Dazu kommen viele gute Platzierungen bei Regionalschauen. Im Jahre 2008 wurden sie alle zusammen Vereinskreismeister.
So gab es auch zum 80-jährigen Vereinsjubiläum Auszeichnungen durch den Landesverband der Rassekaninchenzüchter Sachsen-Anhalt. Die Goldene Ehrennadel erhielten Gerda Goldschmidt, Jörg Fischer, Helmut Schittko, Bodo Müller und Kurt Holle. In Silber wurde sie an Ronny Fischer und Arndt Stüber und in Bronze an Susann Fischer und Andrea Goldschmidt überreicht.
Die Ziele für die kommenden Züchterjahre haben sich die Oberröblinger selbst gesteckt: Die Kaninchen-Bestände halten und neue Vereinsmitglieder gewinnen.