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Kita in Sangerhausen Kita in Sangerhausen: 31 Kinder mit Brechdurchfall im Krankenhaus

Von Beate Lindner und Beate Thomashausen 02.03.2013, 12:19
In der Kita "Friedrich Fröbel" in Sangerhausen war bei 29 Kindern plötzlich Brechdurchfall aufgetreten.
In der Kita "Friedrich Fröbel" in Sangerhausen war bei 29 Kindern plötzlich Brechdurchfall aufgetreten. Kandel Lizenz

Sangerhausen/MZ - Mehr als 30 Mädchen und Jungen aus der Sangerhäuser Kindertagesstätte „Friedrich Fröbel“ mussten am Freitag wegen Durchfall und Erbrechen zur stationären Behandlung ins Krankenhaus gebracht werden. Wie eine plötzliche Epidemie brach die Krankheit am Vormittag in der Kindereinrichtung mitten in der Kreisstadt aus. „Um zehn kam die erste Kollegin zu mir und meldete einen Fall, dass sich ein Kind erbrochen hatte. Das ist nichts Ungewöhnliches in einem Kindergarten. Immer mal ist ein Kind krank. Wir haben die Mutti informiert. Sie holte ihr Kind ab und wollte mit ihm zum Arzt gehen“, schilderte Kita-Leiterin Ines Scheideck.

Notarzt im Kindergarten

Doch kurz darauf gab es den zweiten Fall. Ein fünfjähriges Mädchen übergab sich. Gleichzeitig trat auch Durchfall auf. „Das Mädchen wurde auf der Stelle weiß wie eine Kalkwand. Was mache ich da, da warte ich nicht lange, da rufe ich den Krankenwagen.“ Die beiden Rettungssanitäter, die dann in den Kindergarten kamen, entschieden, dass ein Notarzt her müsse. Mittlerweile war nämlich nicht mehr nur dieses eine Kind betroffen. Auch anderen Knirpsen ging es mittlerweile schlecht. Auch sie brauchten Hilfe.

Dann ging es Schlag auf Schlag. Insgesamt 31 Mädchen und Jungen im Alter von zwei bis sechs Jahren seien betroffen, hieß es am Nachmittag in einer gemeinsamen Pressemitteilung von Landkreis Mansfeld-Südharz und der Helios Klinik in Sangerhausen.

Fünf Rettungswagen im Einsatz

Der Notarzt managte die Krise vor Ort. Er organisierte Krankenwagen aus der gesamten Region. Fünf Rettungswagen waren es am Ende, die die Kinder in die Sangerhäuser Klinik fuhren. Kinderärzte wurden mobilisiert. Von 11 Uhr an war das Martinshorn eigentlich ständig in der Kreisstadt zu hören. 16 Kinder wurden direkt aus der Kindereinrichtung ins Krankenhaus gebracht. „Es sind noch mehr Kinder betroffen, die von ihren Eltern abholt worden sind“, berichtet die Kita-Leiterin. „Wer von diesen Kindern noch ins Krankenhaus gekommen ist, kann ich nicht sagen. Auf jeden Fall ist der erste Fall, das Kind, was um 10 Uhr nach Hause abgeholt worden ist, mittlerweile auch im Krankenhaus.“

So eine Situation habe sie noch nie erlebt, sagte die erfahrene Erzieherin, die immerhin seit 29 Jahren im Beruf arbeitet. „Vor allem wissen wir nicht, woher es kommt. Wir hatten kein Fest. Alle Kinder hatten bis zu diesem Zeitpunkt nur das gegessen, was sie selbst von Zuhause mitgebracht hatten. Es ist uns einfach unerklärlich.“ Klarheit in die Sache soll jetzt die Untersuchung der Proben bringen. Die wurden noch am Freitagmittag nach Halle in ein Labor gebracht, mit dem die Gesundheitsbehörde des Landkreises zusammenarbeitet. Mit einem Ergebnis wird am Wochenende allerdings nicht mehr gerechnet, wie Udo Michael, Fachbereichsleiter Bürgerservice bei der Stadtverwaltung, am Freitag gegenüber der MZ sagte.

Michael war am Freitag lange Zeit selbst mit in der städtischen Einrichtung. Hat auch erlebt, wie aufgeregte Großeltern in das Objekt am Gonnaufer kamen, um sich nach ihren Enkelkindern zu erkundigen. Die Nachricht hatte sich offenbar wie ein Lauffeuer in der Stadt ausgebreitet.

Lebensmittel entsorgt

Nach 13 Uhr schleppte Hausmeister Franco Rieder die Schlafmatten der Kinder in den Keller. Lebensmittel wie Obst, das offenbar in Schalen in der Kindertagesstätte stand, wurden entsorgt. „Wir wissen doch nicht, was es ist“, sagte der Hausmeister, der sich wie alle anderen Mitarbeitern vorsorglich mit Handschuhen vor Keimen schützte. Er traf am Freitag noch viele andere Vorbereitungen, denn heute soll die komplette Einrichtung von einer Fachfirma desinfiziert werden.
Ein bisschen beruhigter war am Mittag Anja Heise. Die junge Mutter war schnell in die Kindertagesstätte geeilt, um ihr zweieinhalbjähriges Töchterchen Lilly abzuholen. Sie war heilfroh, ihr Kind auf dem Arm zu haben und zu sehen, dass es ihrer Tochter offenbar gut ging. Ganz besorgt hatte sich die junge Mutter auf den Weg zur Kindertagesstätte gemacht. „Die Erzieher haben mich informiert, dass es eine Epidemie gibt. Ich bin genau informiert worden, was die Symp-tome sind. Und sobald etwas auftritt, soll ich mit der Kleinen in die Notaufnahme.“ Nun hoffte Anja Heise natürlich, dass ihre Tochter von der Erkrankung verschont bleibt. „Ich bin total besorgt und habe große Angst um mein Kind.“

Am Nachmittag waren Mitarbeiter der Stadtverwaltung unterwegs, um Eltern zu informieren, die nicht telefonisch erreicht werden konnten.

Im Krankenhaus wurden die Kinder untersucht. Es sei ausreichend medizinisches Personal da für die Versorgung und Betreuung, so Klinik-Pressesprecherin Andrea Mühlbauer. „Die Kinder werden die Nacht von Freitag auf Sonnabend auf alle Fälle hier bei uns verbringen. Dann muss man weitersehen.“

Hausmeister Franco Rieder beim Säubern der Schlafmatten.
Hausmeister Franco Rieder beim Säubern der Schlafmatten.
Kandel Lizenz