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Kaiserpfalz oder Königspfalz? Kaiserpfalz oder Königspfalz?: Auf alle Fälle adlig

Von beate Lindner 04.02.2014, 22:20
Archäologe Michael Dapper
Archäologe Michael Dapper mz Lizenz

Tilleda/MZ - Kaiserpfalz oder Königspfalz - das ist hier die Frage. Beziehungsweise das ist die Frage, die MZ-Leser Günter Buschendorf aus Ziegelrode nach eigenen Angaben schon viele Jahre beschäftigt. Er schreibt in einer E-Mail an die Redaktion: „Bis zur Wende war das immer die Kaiserpfalz Tilleda. Nach der Wende ist das aber plötzlich nun die Königspfalz. Wie hängt das zusammen? Es kann doch nichts

mit den veränderten politischen Verhältnissen in Deutschland 1990 zu tun haben. Die Pfalz ist ja doch schon etwas älter. Selbst bei meinen oftmaligen Besuchen in Tilleda konnte oder wollte mir niemand richtig und umfassend Auskunft geben. Als geschichtsbewusster Bürger hoffe ich nun auf die Redaktion.“

Und die Redaktion hofft auf den Mann, der es wissen muss: Pfalzarchäologe Michael Dapper. Auf den ist Günter Buschendorf bei seinen Besuchen in Tilleda gewiss noch nicht getroffen. Denn der umtriebige Dapper hätte nicht nur spontan Auskunft gegeben, sondern sehr anschaulich und natürlich mit einem Fünkchen Humor.

Wenn es aber um die Fakten geht, dann analysiert auch er sie mit dem nötigen Ernst und der entsprechenden Fachliteratur. Im Fall der speziellen Frage, die nun zu klären ist, heißt diese Fachliteratur „Die deutschen Königspfalzen“ und wurde herausgegeben vom Max-Planck-Institut für Geschichte. Dabei ist Dapper äußerst gnädig. Er liest keine seitenlangen historischen Abhandlungen aus diesem dicken Wälzer vor, sondern gönnt sich diese Bücher lediglich als Begleiter, denn erklären kann er die Sache natürlich selbst bestens: „Was also ist eine Pfalz? Das ist eine Anlage in Königsbesitz, die bestimmte bauliche Voraussetzungen erfüllt. Unter anderem könnte das eine repräsentative Architektur sein. Und meistens wird die Pfalz mit einem Ereignis von historischer Bedeutung in Verbindung gebracht.“ Laut Dapper muss eine Pfalzanlage verschiedene Funktionen erfüllen. Sie diente repräsentativen Zwecken, der Befestigung, es musste von der Pfalzanlage aus möglich sein, das umliegende Land zu beherrschen und unbedingt mussten Güter zur Versorgung der Pfalz dazu gehören. Der Pfalzbau war dem Burgenbau vorausgegangen. Laut Dapper begann der Burgenbau ab dem 11. Jahrhundert. Burgen wurden etwas abseits der vorhandenen Wohnanlagen und erhöht gebaut. „Die späten Pfalzen waren bereits Burgenbauten“, so der Experte aus Tilleda. Der natürlich auch die Herkunft des Begriffs Pfalz kennt: „Pfalz ist der eingedeutschte Begriff für Palatium, auch Palast. Die Bezeichnungen Königspfalz und Kaiserpfalz, und damit komme ich auf die eigentliche Beantwortung der Frage des MZ-Lesers, wurden wechselnd benutzt - je nachdem, ob König oder Kaiser Nutzer waren. Eigentlich ganz einfach. In der Wissenschaft spricht man ausschließlich von Königspfalzen.“ Genau genommen müsse es heißen: „Pfalz der Kaiser und Könige“. „Aber das ist wohl für herkömmliche Schilder viel zu lang“, sagt Dapper mit einem Schmunzeln. Als er im Jahr 2001 nach Tilleda gekommen sei, sei er zur Königspfalz gekommen. Und zwar schnurstracks über die Ernst-Thälmann-Straße. Auch ein langer Name. Aber eine ganz andere Geschichte.

Schild
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