Integration statt Isolation
Sangerhausen/MZ. - Er engagiert sich stark für die Eingliederung von jungen Migranten im Alter von 16 bis 27 Jahren in den Landkreisen Sangerhausen und Mansfelder Land, insbesondere für die schulische und berufliche, aber auch für die soziale Eingliederung.
MZ-Redakteurin Beate Lindner sprach mit der Leiterin des JMD, Teresa Saurbier, über diese Arbeit.
Frau Saurbier, wie lange arbeiten Sie schon auf diesem Gebiet und was sehen Sie aus ihrer Erfahrung heraus als größtes Problem bei der Eingliederung der Migranten, speziell der jungen Leute?
Teresa Saurbier: Ich selbst bin in diesem Bereich schon seit 1990 tätig und habe in dieser Zeit viele Erfahrungen gesammelt, besonders, was das Zusammenleben der Einheimischen mit den Migranten angeht. Größtes Problem ist und war immer das Sprachproblem. Die Menschen, die zu uns kommen, müssen deutsch lernen, um sich verständigen zu können. Wer die Sprachbarriere überwindet, hat es auch leichter alle Hürden des Alltags zu nehmen.
Apropos. Der JMD genießt den Ruf im Landkreis, sein Hauptaugenmerk darauf zu legen, dass die jungen Leute im Alltag bestehen können. Wie organisieren Sie das?
Saurbier: Dazu muss man wissen, dass wir bei der Awo monatlich bis zu 300 junge Leute betreuen. Das sind Menschen unterschiedlicher Herkunft, die allerdings eines vereint: Sie möchten schulisch und beruflich vorankommen. Dazu bieten wir den jungen Leuten Beratungen nach dem Verfahren des so genannten Case Managements (Fall- und Unterstützungsmanagement - d. Red.) an. Das heißt, wir gucken zunächst, welche Kompetenzen und Ressourcen bringen der junge Mensch mit und erstellen dann gemeinsam mit ihm einen individuellen Integrationsförderplan. Wir als Berater koordinieren und moderieren dabei die vereinbarten Integrationsschritte und -leistungen. Während des Sprachkurses bieten wir ihnen zusätzlich Informationen zum Leben in Deutschland an, fahren mit ihnen zum Landtag nach Magdeburg u.v.a.m. Die Palette ist sehr breit und vielseitig. Dabei achten wir bei allen Angeboten darauf, dass die Jugendlichen nicht unter sich bleiben, sondern ihre Freizeit mit einheimischen Jugendlichen verbringen. Denn unser Ziel ist es, diese Menschen zu integrieren und nicht zu isolieren.
Wie findet ein Jugendlicher, der mit seinen Aussiedlereltern nach Sangerhausen kommt, überhaupt zu Ihnen?
Saurbier: Das funktioniert verblüffend einfach und gut durch Mundpropaganda.
Der JMD bietet Computerkurse genauso an wie Kommunikationskurse, gibt jede Menge Alltagshilfe, lädt zur Kanutour ein und veranstaltet in diesem Jahr einen Jugendaustausch mit Polen. Das alles sind wichtige Bausteine der Integration. Haben Sie dafür Partner?
Saurbier: Ohne Partner würde vieles nicht funktionieren. Zumeist arbeiten diese Partner in Netzwerken zusammen. So gibt es im Freizeitbereich ein Netzwerk "Integration durch Sport", das vom Jugendmigrationsdienst ins Leben gerufen wurde und koordiniert wird. Außerdem gibt es seit kurzer Zeit ein Netzwerk "Integration von Migranten im LK Sangerhausen", das unter der Regie der Ausländerbeauftragten geführt wird und in dem der Jugendmigrationsdienst ein Mitglied von vielen ist. Derzeit arbeiten wir eng mit der Arge zusammen. Wir planen eine Beschäftigungsmaßnahme zur beruflichen und sozialen Integration von Migranten, bei sie abwechselnd jeweils zwei Wochen deutsch lernen und zwei Wochen praktische Tätigkeiten verüben. Den sprachlichen Teil übernimmt die Volkshochschule als Kooperationspartner in diesem Projekt.