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Rettung vor dem Sperrmüll In der Sangerhäuser Möbelbörse warten gebrauchte Möbel auf neue Besitzer

Sangerhäuser Möbelbörse rettet Einrichtung und Hausrat vor dem Müll. Mitarbeiter haben ein gutes Auge dafür, was neue Besitzer finden könnte.

Von Grit Pommer 29.06.2021, 11:57
Bianka Roske leitet die Möbelbörse des Arbeits- und Bildungsvereins in Sangerhausen, die seit März wieder regulär in Betrieb ist.
Bianka Roske leitet die Möbelbörse des Arbeits- und Bildungsvereins in Sangerhausen, die seit März wieder regulär in Betrieb ist. (Foto: Grit Pommer)

Sangerhausen - Ein Sofa für 80 Euro, ein Schrank für hundert, ein Dreierset Stühle für 30 - in der Möbelbörse der Arbeits- und Bildungsinitiative (ABI) in Sangerhausen kann man sich für kleines Geld einrichten. Kaufen kann dort jeder, man braucht keine Bescheinigung der Bedürftigkeit. Zurzeit allerdings mangelt es an Nachschub. „Normalerweise wäre hier alles voll“, sagt Bianka Roske, die Leiterin der Möbelbörse. Jetzt aber sind die vorhandenen Stücke recht luftig in der großen Halle verteilt. Und Küchen sind zur absoluten Mangelware geworden.

Lager der Möbelbörse ist ausgedünnt

„So eine Flaute wie jetzt hatten wir noch nie“, sagt Roske und schaut in das Terminbuch für diese Woche. Ein Eintrag am Montag, ein zweiter am Donnerstag - das war’s. „Normalerweise fahren die Männer bis zu vier Einsätze am Tag“, erzählt Roske, die sich die Ebbe nicht so recht erklären kann. Denn Haushalte gebe es ja immer noch aufzulösen. Dass man die Sachen auch der Möbelbörse der ABI anbieten kann scheint ein wenig aus dem Blickfeld geraten zu sein. Wie zur Bestätigung klingelt das Telefon, eine Frau erkundigt sich, ob überhaupt geöffnet sei. „Wir arbeiten schon seit März wieder ganz regulär“, sagt Roske und vereinbart einen Termin.

Seit zwei Jahren leitet die Sangerhäuserin die Möbelbörse und hat inzwischen ein gutes Gespür dafür, für welche Stücke sich neue Nutzer finden lassen. Die Prospekte der Möbeldiscounter hat sei ebenso im Blick wie die Ebay-Angebote. So ist sie auch auf dem Laufenden, was man aufs Preisschild schreiben kann. Die Einnahmen helfen mit, die sozialen Angebote der ABI zu finanzieren. Für manchen, der für schmales Geld eine Wohnung einrichten muss, ist die Möbelbörse die Rettung. Aber auch Schnäppchenjäger schauen hier gern rein. Eins allerdings muss Roske klarstellen: „Manche bieten uns hier ihren Sperrmüll an. Das funktioniert nicht.“

Gut erhaltene Möbel finden neue Besitzer

Die Stücke in der Halle sind ausnahmslos ohne Schäden und könnten so auch in einem Möbelhaus stehen. Sie stammen aus Haushaltsauflösungen oder mussten weichen, weil die Besitzer sich etwas Neues zugelegt haben. Beim Termin vor Ort schauen sich die Männer von der Möbelbörse die angebotenen Stücke an und entscheiden, ob es Sinn macht, sie mitzunehmen.

„Große Wohnwände oder Riesenkleiderschränke nehmen wir zum Beispiel gar nicht mehr, das werden wir einfach nicht los - egal, wie schön sie sind“, sagt Roske. Ihr liegt es aber immer am Herzen, dass gut Erhaltenes einen neuen Besitzer findet. So hat sie eine riesige Landhausküche, die für die Kundschaft der Möbelbörse viel zu groß gewesen wäre, an andere Interessenten vermittelt. „Es tut mir einfach leid, wenn gute Sachen weggeschmissen werden“, sagt sie.

Keine komplette Haushaltsauflösung

Die vier Fahrer bauen die Möbel vor Ort ab und liefern verkaufte Stücke aus. Wo nicht nur einzelne Möbel, sondern ein ganzer Hausstand angeboten wird, rücken sie gleich mit großen Waschkörben an und nehmen auch vieles mit, was in den Diakonieläden in Sangerhausen, Eisleben und Hettstedt noch gut Abnehmer findet. Elektrische Haushaltsgeräte gehen immer, ebenso Waschmaschinen und Kühlschränke. Auch gut erhaltene Töpfe, Pfannen, Schüsseln und komplette Geschirrsets nehmen die ABI-Leute mit, ebenso Deko aus Glas und Porzellan.

„Eine komplette Haushaltsauflösung leisten wir nicht“, sagt Roske. Aber sie vermittelt die Leute dann gern weiter an Firmen, die sowas leisten. Als die Fahrer von ihrer Montagstour zurückkommen, haben sie eine Eckcouch mit an Bord. „Die ist schön“, freut sich Roske, als die Männer sie hereintragen und in die Halle rücken. Und wenig später meldet sich dann noch jemand, der eine Wohnungseinrichtung samt Einbauküche anzubieten hat. So langsam kommt die Börse doch wieder in Gang. Geöffnet ist sie wochentags ab 8.30 Uhr - Montag bis 13 Uhr, Dienstag und Donnerstag bis 17 Uhr, Mittwoch und Freitag bis 12 Uhr. (mz)