Heimatkrimis aus Sangerhausen Heimatkrimis aus Sangerhausen : Der Tod liest sich gut

Sangerhausen - Der Tote liegt im Misthaufen, seit Tagen schon, widerlich riechend, kaum noch zu erkennen. Dieser und zwei weitere Morde lassen den Bewohnern von Schloss Allstedt anno 1842 den Atem stocken.
Sangerhausen in unserer Zeit: Die Leiche entdeckt man in der Rumpelkammer des Pflegeheims, die Frau ist kaum erkaltet, ihre Bluse aufgerissen, der lila Spitzen-BH sichtbar. Der Tod geht um in Mansfeld-Südharz.
Jedenfalls in zwei Büchern, die im Herbst erschienen sind: Der Pflege-Krimi „Totgeprüft“ von Heike Palte und Inge Harländers Historien-Krimi „Schatten über Schloss Allstedt“. Zwei Romane, die für mich durchaus ihren Reiz hatten. Schließlich sind sie in meiner näheren Umgebung angesiedelt. Und ich glaube, hier liegt auch schon der große Pluspunkt beider Werke.
Die etwas anderen Krimis
Gerade bei Inge Harländer wird das Allstedter Wahrzeichen lebendig. Wer schon dort war, kann auch die Wege von 1842 nachvollziehen, denn die Autorin beschreibt sehr farbenfroh und bildreich. Manchmal schweift sie dabei ab, die Ermittlungen im Mordfall werden zur Nebensache, eigentlicher „Protagonist“ bleibt das Schloss. Heike Palte ist da anders. Blumige Beschreibungen Sangerhausens fehlen. Einzig bei den Ausflügen der Figuren nach Wallhausen und Pölsfeld werden konkrete Orte genannt, ansonsten beschränkt sich die Erzählerin auf Bezeichnungen wie „an der Stadtmauer“ oder „in der Innenstadt“.
Doch hier bildete ich mir gern selbst ein, wo die Handlung gerade spielt. Ein Gespräch zweier Freundinnen vor der Jacobi-Kirche- der Leser entscheidet selbst, welchen Ort er sehen will. Ohnehin scheint diese Autorin kein Freund großen Geplappers zu sein. Der Tod kommt schnell in ihrem Pflegeheim, die Figuren stürzen sich sofort ins Getümmel. Alles wird auf die ironisch-spitz angelegten Dialoge reduziert. Hier kann der Leser getrost lachen, denn alles wirkt so skurril und doch wieder so alltäglich. Dieser sehr treffende, fröhliche Humor ist es auch, der mich zweifeln lässt, ob die Bezeichnung „Krimi“ überhaupt passend ist. Der andere Roman, also der von Inge Harländer, darf sich durchaus so nennen, denn alles ist ganz klassisch angelegt. Ein Stallknecht soll den Mörder finden, sucht und entdeckt den Schuldigen, von dem es keiner erwartet hätte.
In der Region verwurzelt
Das fehlt bei Heike Palte. So wirklich verdächtig wirkt zunächst niemand. Schnell habe ich die Figuren liebgewonnen, hätte niemandem einen Mord zugetraut. Keine Verdachtsmomente. Die Geschichte ist dann doch eher eine Parodie des Lebens im Heim; Alltags-Satire, die das Lesen aber durchaus wert ist. Auch der Allstedt-Krimi ist vielleicht nicht geeignet für die, die grauenvollen Nervenkitzel erwarten. Er ist ein bunter Heimat-Roman, der selbst eingeborenen Allstedtern eine Geschichtslektion erteilt. Ich gebe zu, trotz des sehr sympathischen Helden, habe ich mich irgendwann mehr für das unterhaltsam-präsentierte Historische als für die Morde interessiert. Mein Fazit: Zwei Bücher die unterschiedlicher nicht sein könnten. Aber wer in dieser Region verwurzelt ist, könnte seine Freude an beiden haben.
„Totgeprüft“ ist für 8,99 Euro nur in Sangerhausens Buchhandlung und Tourist-Info erhältlich. „Schatten über Schloss Allstedt“ ist für 9,90 Euro bei Books on Demand erschienen. (mz)