Fernwassertrasse bei Einzingen Fernwassertrasse bei Einzingen: Archäologen haben Baustelle fest im Blick

Einzingen - Ganz behutsam hebt der Bagger auf dem Feld die Erde ab. Schicht um Schicht. Jedes Mal nur vielleicht zehn Zentimeter Boden, auf einer Breite von vier Metern, insgesamt einen halben Meter bis 70 Zentimeter tief.
Maria Kluge und Alexander Hielscher vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie beobachten aufmerksam, ob sie auffällige Stellen im Boden ausmachen können. Es könnte ja sein, dass entlang der künftigen Fernwassertrasse von Nienstedt nach Sangerhausen archäologische Funde im Erdreich schlummern.
Bau der Fernwasserleitung kostet 3,2 Millionen Euro
Seit zwei Wochen sind die Bagger der Wohlmirstedter Firma Mütze & Rätzel bei Einzingen im Einsatz. Der Bau der Fernwasserleitung, die 3,2 Millionen Euro kostet und zur Hälfte vom Land Sachsen-Anhalt gefördert wird, ist zurzeit die größte Investition des Wasserverbands Südharz.
Entsprechend groß war die Zahl der Gäste beim symbolischen ersten Spatenstich: darunter Finanzminister André Schröder, der Sangerhäuser Bundestagsabgeordnete Torsten Schweiger (beide CDU), Landrätin Angelika Klein (Linke), Referatsleiter Ragner Wenzel vom Landesverwaltungsamt.
Sangerhäuser Bürgeraktion für uranfreies Trinkwasser freut sich, dass bald das Trinkwasser aus der Rappbodetalsperre kommt
Auch Gerhard Ernst, Sigurd Grünbein und weitere Vertreter der Sangerhäuser Bürgeraktion für uranfreies Trinkwasser lassen sich das Ereignis nicht entgehen. Seit Jahren haben sie dafür gekämpft, dass die Region mit unbelastetem Trinkwasser aus der Rappbodetalsperre versorgt wird. „Ich bin sehr zufrieden“, sagt Ernst. „Nun muss alles planmäßig ablaufen, damit wirklich im nächsten Herbst das Fernwasser fließt.“
Einwohner aus Einzingen und den Nachbarorten schauen zu, Vertreter verschiedenster beteiligter Firmen und Partner, Mitglieder der Verbandsversammlung und Mitarbeiter des Verbands - rund 60 Personen.
Start für den Bau der Fernwasserleitung hat acht Jahre gedauert
„Vorfreude“, sagt Verbandsgeschäftsführerin Jutta Parnieske-Pasterkamp, „ist die schönste Freude.“ Allerdings währt die Vorfreude auf den ersten Spatenstich und den Bau der Fernwasserleitung schon acht Jahre. Manch einer der Gäste hat im September 2009 die hitzige Debatte zum uranbelasteten Trinkwasser im Glashaus des Sangerhäuser Rosariums miterlebt, stellt sie beim Blick in die Runde fest.
Nach vielen Jahren der Diskussion und einigen Schrecksekunden während des Genehmigungsverfahrens werde der Bau der knapp acht Kilometer langen Leitung nur einige Monate dauern, der Umschluss des Netzes im Sangerhäuser Stadtgebiet ein paar Wochen, sagt Parnieske-Pasterkamp. „Nun haben wir endlich, endlich angefangen.“ Ziel sei es, bekräftigt Abteilungsleiter Hans-Werner Peschel aus dem Umweltministerium, wenn nach den mehrfachen Verzögerungen „das Wasser möglichst im nächsten Jahr fließt“.
Archäologen steht eine spannende Zeit bevor
Den Archäologen stehe eine spannende Zeit bevor, sagt die Geschäftsführerin. Vielleicht fänden sie etwas aus der Jungsteinzeit, Bronzezeit oder vorrömischen Eisenzeit. „Ich wünsche Ihnen, dass wir durch unser Bauvorhaben zu der Kulturgeschichte des Landes Sachsen-Anhalt einen wichtigen Beitrag liefern können“, sagt Parnieske-Pasterkamp und schränkt ein, sie „hoffe aber sehr - bitte sehen Sie es mir nach - dass genau dies nicht passieren wird.“
Den frommen Wunsch nehmen die Archäologen mit einem Schmunzeln zur Kenntnis. Bis Weihnachten wollen sie den ersten Dokumentationsabschnitt beenden. Bis jetzt, sagt Maria Kluge, hätten sie noch nichts Sensationelles entdeckt. (mz)