Arbeitsplätze in Gefahr Fahrradwerk Sangerhausen: Mifa baut massiv Stellen ab

Sangerhausen - Jede Menge Arbeitsplätze in Gefahr: Die Belegschaft des insolventen Fahrradherstellers Mifa-Bike in Sangerhausen muss sich in den kommenden Wochen auf einen massiven Personalabbau einstellen.
Die Industriegewerkschaft (IG) Metall geht aktuell davon aus, dass von den 520 Beschäftigten zwischen 200 und 300 ihren Job im Unternehmen verlieren werden. Das bestätigte am Freitag Gewerkschaftssekretär Michael Perner auf Nachfrage.
Perner zufolge sollen in der kommenden Woche Gespräche zwischen Gewerkschaft, Betriebsrat und dem Insolvenzverwalter geführt werden.
Im Mittelpunkt des Treffens steht unter anderem die Erarbeitung eines Sozialplanes. Die Ergebnisse sollen auf einer Belegschaftsversammlung bekanntgegeben werden. „Wir haben dem Betriebsrat einen Rechtsanwalt an die Seite gestellt, um bei den Verhandlungen das Bestmögliche für die Beschäftigten rauszuholen“, sagte Perner.
Allerdings sitzt allen Beteiligten die Zeit im Nacken. Ende Februar läuft das Insolvenzgeld für die Beschäftigten aus. Dann muss sich das Unternehmen wieder selbst finanzieren.
Transfergesellschaft könnte Beschäftigte der Mifa-Bike in neue Arbeitsverhältnisse vermitteln
Deshalb soll der Verkauf der traditionsreichen Fahrradschmiede bis Anfang März abgeschlossen sein, kündigte Insolvenzverwalter Lucas Flöther an. Zurzeit liefen Gespräche mit einer Handvoll ernsthafter Investoren. Namen nannte Flöther mit dem Hinweis auf die vereinbarte Vertraulichkeit nicht.
Allerdings hätten die Investoren auch deutlich gemacht, dass ihr Engagement in Sangerhausen wesentlich von der Zahl der Beschäftigten der Mifa-Bike abhänge. Nach MZ-Informationen hat auch der Branchenriese Hero-Cycles Interesse an der Mifa bekundet. Die Inder wollten bereits vor drei Jahren in dem damals noch börsennotierten Unternehmen einsteigen.
Angesichts des bevorstehenden Personalabbaus werde auch die Möglichkeit geprüft, eine Transfergesellschaft ins Leben zu rufen, sagte Flöther. Das hatte Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD) bei einem Unternehmensbesuch ins Spiel gebracht. Demnach wolle die Landesregierung im Rahmen ihrer Möglichkeiten die Rettung des Unternehmens unterstützen und helfen.
In einer Transfergesellschaft können von Arbeitslosigkeit bedrohte Mitarbeiter für ein Jahr beschäftigt und in neue Arbeitsverhältnisse vermittelt werden. Das Ministerium für Arbeit, Soziales und Integration stellte in Aussicht, Weiterbildungen für Beschäftigte in der Transfergesellschaft zu fördern.
Allerdings müsse dies mit der Bundesanstalt für Arbeit abgestimmt werden, erläuterte Ministeriumssprecherin Ute Albersmann.
Produktion bei Mifa in Sangerhausen soll noch im Februar wieder anlaufen
Bei der IG Metall sieht man bei der Gründung einer Transfergesellschaft neben dem Insolvenzverwalter auch die Eigentümerfamilie von Nathusius in der Pflicht. „Die Familie hat auch noch Verantwortung für die Arbeitnehmer“, sagte Perner.
Heinrich von Nathusius hatte die Mifa vor zwei Jahren aus der Insolvenz gerettet und mit dem Neubau eines 17 Millionen Euro teuren Werkes am Stadtrand einen Neuanfang gewagt. Dennoch schlitterte das Unternehmen wieder in die Pleite. Mit einem erneuten Darlehen half von Nathusius zusammen mit einer Bank, rund acht Millionen Euro aufzubringen, um Teile für die Frühjahrsproduktion einzukaufen.
Insolvenzverwalter Lucas Flöther betonte immer wieder, dass Lieferanten und Großkunden, vornehmlich Handelsketten, dem Unternehmen die Treue halten. Noch im Februar soll die Produktion wieder anlaufen. (mz)
