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Ein Thema spaltet den Ort

Von Frank Schedwill 28.04.2005, 17:03

Pölsfeld/Obersdorf/MZ. - Die Verkäuferin in der Bäckerei möchte am liebsten gar nichts sagen. Sie wolle es sich mit den Kunden nicht verderben, betont sie. Auch knapp zwei Wochen nach der Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts Magdeburg, das den Wechsel von Pölsfeld in die Verwaltungsgemeinschaft (VG) Allstedt / Kaltenborn erlaubte, sind die Meinungen in dem 450-Einwohner-Ort bei dem Thema gespalten. Die Jüngeren tendieren eher nach Allstedt, die Älteren sind für einen Verbleib in der VG Sangerhausen.

"Es ist einfach eine Preisfrage", sagt Helmut Brehme (68). "Wir gehen dorthin, wo es für uns besser ist." Beim Verbleib in der VG Sangerhausen stehe irgendwann das Thema Eingemeindung auf der Tagesordnung. Dabei drohe dann die Gefahr, die Schulden der Kreisstadt übernehmen zu müssen, meint er. Deshalb ist der 68-Jährige für den Wechsel nach Allstedt. Der Weg nach Sangerhausen oder zur Außenstelle des Allstedter Verwaltungsamtes in Riestedt nehme sich mit dem Auto von der Entfernung her ja nichts. Brehme: "In Riestedt findet man immer einen Parkplatz, in Sangerhausen muss man erst einen suchen und dann gibt es da ja noch den Ärger mit den Politessen." Gerhard Franz (78) ist anderer Meinung. "Im Moment kann ich noch mit dem Auto fahren, aber was ist in einigen Jahren." Sangerhausen sei doch mit dem Bus viel besser zu erreichen als Riestedt oder Allstedt. "Wenn man es bequem haben kann, wählt man doch nicht das Unbequeme. Außerdem ist man ja sowieso oft in Sangerhausen, da lassen sich doch Behördengänge quasi nebenbei miterledigen."

Andere, die ihren Namen nicht nennen wollen, betonen, sie tendieren ebenfalls eher nach Sangerhausen. Mit der Aussage und dem eigenen Namen in der Zeitung stehen, das wollen sie dagegen nicht.

Auch für Bürgermeister Konrad Löffler (PDS) überwiegen die Vorteile in Sangerhausen. "Die Verwaltungsgemeinschaft funktioniert seit Jahresbeginn ja nicht schlecht. Dies sollte man nicht ändern", meint er. Er hält es aber für fast ausgeschlossen, dass ihm der Gemeinderat in der Frage folgt. Es sei denn, die Bürger sorgten für ein Umdenken der Ratsmitglieder. Löffler: "Es schimpfen viele über den Wechsel nach Allstedt, aber nur wenige trauen sich, öffentlich etwas zu sagen." Die Sangerhäuser Stadtverwaltung will in Sachen Pölsfeld nun noch einmal einen Vorstoß wagen. "Wir werden versuchen, erneut mit dem Gemeinderat ins Gespräch zu kommen", sagt Stadtsprecherin Marina Becker. Ob es was bringt, ist fraglich: Unterdessen tut sich nämlich im Pölsfelder Nachbarort Obersdorf der nächste Konfliktherd auf. Wie Bürgermeister Wolfgang Riedel bestätigte, gibt es auch dort Bestrebungen, die VG Sangerhausen zu verlassen. "Wir sind im Gemeinderat alle der Meinung, dass ein Wechsel nach Allstedt für uns besser wäre." Über die Strategie, das Ziel zu erreichen, soll wahrscheinlich nächste Woche beraten werden. Obersdorf war der VG Sangerhausen per Gesetz zugeordnet worden.